Teil XIV.


Auferstanden im Nirgendwann.

Ich war hier schon lange nicht mehr, denn ich lebte jetzt, in einer anderen Wirklichkeit. Ich lebe jetzt im Reich der Toten. Ja, ich bin wieder zurück und mir bleibt auch nicht viel Zeit. Ich bin hier denn auch nur kurz, zu Besuch, nur ein halbes Leben lang, nur einen halben Tag, nur noch ein paar Sekunden, in meinem Spiegel, in meiner Welt, der Welt, des niemals nie, des Nein und des Neins. Aber ich beabsichtige, immer und immer wieder zu kommen. Um euch alle zu mir zu holen, zu mir, in meine Gedanken, zu mir, in meinen Verstand.

Ein Spiegel aus Worten.

Denn jetzt, gab es hier einen Spiegel, einen Spiegel aus Worten, den ich mir selbst erschaffen hatte. Und diesen Spiegel werde ich dazu benutzen, um immer wieder, von neuem, zurück zu kehren, von neuem einzusteigen, in deinen Verstand.

Dem Nichts in mir.

Hinter diesen Buchstaben gibt es eine Zeit, ihr nennt sie Vergangenheit. Zu dieser Zeit gab es diese Buchstaben überhaupt noch nicht, zu dieser Zeit wart ihr noch nicht einmal geboren. Aber an deiner Stelle, da wo du jetzt stehst, da existiert diese Zeit überhaupt nicht mehr. Dennoch oder gerade deshalb, macht es den Eindruck, als würden diese Buchstaben jetzt mit dir reden, obwohl sie sich in deiner Zeit nicht einmal mehr bewegen, ...

In der Vergangenheit.

Meine Zeit und meine Gegenwart bewegen sich jetzt nicht mehr, denn ich lebe in deiner Vergangenheit. Hier rührt sich nichts mehr, keiner bewegt sich, nicht einmal die Sonne dreht sich. Hier existieren auch diese Worte überhaupt nicht mehr. In meiner Vergangenheit seid ihr noch nicht einmal geboren.

Zeitsprung.

Die Zeit steht still. Zeitsprung. Ich blicke jetzt zurück in die Vergangenheit. Dahin wo die Toten leben, ich lese ihre Gedanken und stelle mir vor, einer von ihnen zu sein, ich stelle mir vor wie es wäre, wenn ich selbst Vergangenheit wäre, wenn es Wesen in meiner Zukunft gäbe, für die ich nicht mehr am Leben wäre. Und dann folge ich diesem Gedanken, soweit es geht, bis zu dem Moment wo ich diesen Gedanken das erste mal laut gedacht und ihm jemandem vorgelesen habe. Es existieren jetzt plötzlich keine zukünftigen Wesen mehr in meiner Welt, nur noch Vergangene, nur noch Tote, und auch ich bin einer von ihnen. Einer von vielen.

Die Zeit steht still.

Du betrachtest jetzt die Vergangenheit, eine Zeit in der ich diesen Gedanken zum ersten mal laut dachte. Für dich ist in diesem Moment klar, dass meine Zeit nicht mehr existiert, dass sich nichts mehr darin bewegt, aber nicht für die Vergangenen, nicht für mich. Denn ich bewege mich scheinbar noch immer durch meine Zeit. Und nun, viele Jahre später, viele Jahre nach meinem Tod, kehren wir zurück, und werfen einen Blick in die Zukunft.

Bis ans Ende der Zeit.

Die Zeit steht still. Wenigstens für einen Moment. Und jetzt wo sich nichts mehr bewegt, schleichen wir uns durch die Ewigkeit, langsam, in Zeitlupe, fügen wir einen Gedanken hinzu, einen Gedanken den wir gerne eine Ewigkeit lang betrachten würden. Einen Gedanken der uns den Weg weist, von den Toten, zurück in die wirkliche, lebendige Welt. Von der Zukunft zurück in die Vergangenheit.

Zurück in die Vergangenheit.

Also, begab ich mich ganz langsam, ganz vorsichtig, hinein, in meinen leeren Spiegel aus Worten, hinein in meine Buchstabenwelt. Schritt für Schritt, Wort für Wort, tastete ich mich, durch meinen Spiegel, in meine Vergangenheit, dahin, wo diese Geschichte noch überhaupt nicht existierte.

Die Zeit steht still.

Wenigstens in diesem Moment. Und jetzt stell dir vor, wie 100’000 Spiegel sich drehen, und du diesen Gedanken noch einmal betrachtest. Und dann erweiterst du diesen Gedanken um weitere 100’000 Millionen Jahre, und betrachtest ihn erneut aus einer anderen, älteren, uralten Perspektive.




Stell dir vor.

Du blickst zurück in deine Vergangenheit und stellst sie dir sodann als deine Zukunft vor, du stellst dir vor, wie du eine 100’000 Millionen Jahre alte Nachricht betrachtest, und weil sich die Zeit damals nicht bewegte, tut sie es noch heute nicht, sie bewegt sich nicht. Und jetzt, schleichst du dich durch die Ewigkeit, langsam, in Zeitlupe, fügst du einen Gedanken zu dieser Nachricht hinzu, einen Gedanken den du gerne eine Ewigkeit lang betrachten würdest.

Ein Gedanke.

Einen Gedanken der dir den Weg weist, von den Toten, zurück in die wirkliche, lebendige Welt. Von der Zukunft zurück in die Vergangenheit.


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