Grund für die fremden Wahrnehmungen ist eine Stoffwechselstörung im Gehirn. Die genauen Vorgänge sind nur bruchstückhaft bekannt, eine große Rolle spielt jedoch der Botenstoff Dopamin. Er hebt eintreffende Reize als bedeutsam hervor und wird bei gesunden Menschen vor allem in bestimmten Situationen ausgeschüttet, etwa unter Drogen, bei Stress oder Gefahr. „Das ist, als laufe man nachts allein durch den Wald“, erklärt Heinz. „Da hört man plötzlich jedes Knacken, das einem tagsüber nie aufgefallen wäre. Und obwohl es wahrscheinlich harmlos war, wirkt es in dieser Situation konkret gefährlich.“

Bei Menschen in der Psychose ist der Dopamin-Pegel konstant um etwa 20 Prozent erhöht. Die Folge: Zu viele Reize werden als wichtig eingestuft. Für Millisekunden drängen sich zufällige Wahrnehmungen ins Bewusstsein, über die gesunde Menschen einfach hinwegsehen: Blicke, Zahlen, Gesten, Worte – alltägliche Beobachtungen, die in ihrer neuen Intensität bedeutsam und bedrohlich erscheinen. Die Betroffenen reagieren oft mit einem Wahn. Sie suchen unwillkürlich Erklärungen wie Weltuntergang oder Verschwörungen, die von außen betrachtet wirr klingen, an die sie aber mit unbedingter Festigkeit glauben. Manche hören Stimmen in ihrem Kopf, die ihr Handeln kommentieren. Für die Erkrankten sind ihre Wahrnehmungen meist völlig real.

Nicht jeder Mensch ist gleich gefährdet. Experten gehen davon aus, dass in etwa 30 bis 70 Prozent der Fälle die Gene der Eltern verantwortlich sind, aber auch frühe Krankheiten wie etwa Infektionen im Mutterleib, die neuronale Reifungsprozesse stören. Auslöser sind dann meist Drogen oder Stress wie Probleme im Beruf oder in in der Familie. Gesunde Menschen bauen das ausgeschüttete Dopamin wieder ab, psychotisch Veranlagten gelingt das irgendwann nicht mehr, sie schütten offenbar zu viel aus. Letztlich, sagt Heinz, spielen sowohl körperliche als auch psychische Faktoren eine Rolle. http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/gesundheit/psychiatrie-stimmen-im-kopf/3786524.html