Die sieben Herren

Höre, oh Mensch, und lausche meine Stimme; öffne deine Gedankenwelt und trinke von meiner Weisheit. Dunkel ist der Pfad des Lebens, auf dem du gehst, und viele Fallgruben liegen dir im Weg. Strebe danach, immer größere Weisheiten zu erlangen; wenn du das schaffst, wird es Licht werden auf deinem Weg.

öffne deine Seele zum Kosmischen, oh Mensch, und lass es herein fließen, damit es eins wird mit deiner Seele. Licht ist ewig und Dunkelheit ist vergänglich. Oh Mensch, suche immer nach dem Licht. Erkenne, wann immer Licht dein Wesen erfüllt, wird für dich die Dunkelheit bald verschwinden.

Öffne deine Seele den Brüdern des Lichts. Lass sie herein, damit sie dich mit Licht erfüllen. Erhebe deine Augen zum Licht des Kosmos und wende dein Antlitz immer dem Ziel zu. Nur dadurch, dass du das Licht aller Weisheit erlangst, bist du eins mit dem unendlichen Ziel. Suche immer das ewige EINSSEIN, suche immer das Licht des Ziels.

Licht ist unendlich und Licht ist endlich, im Mensch nur getrennt durch die Dunkelheit. Trachte danach, den Schleier der Dunkelheit zu zerreißen; vereine das Licht zu einem Fluss.

Höre, oh Mensch, vernimm meine Stimme, die den Gesang des Lichts und des Lebens singt. Im ganzen Raum ist das Licht vorherrschend, alles umfassend mit seinen Flammenbannern. Suche immer im Schleier der Dunkelheit, und irgendwo wirst du sicherlich Licht finden. Verborgen und begraben, dem Wissen der Menschen verloren, existiert doch tief in der Endlichkeit das Unendliche. Das unendliche Bewusstsein ist verloren und doch existent, es fließt durch alle Dinge und lebt in allem.

Im ganzen Raum gibt es nur die eine Weisheit. Obwohl sie geteilt scheint, ist sie Eins in dem Einen. Alles was existiert, kommt aus dem Licht, und das Licht kommt aus dem Einen.

Alle Schöpfung basiert auf Ordnung; Gesetze regieren den Raum, wo das Unendliche wohnt. Aus dem Gleichgewicht heraus kamen die großen Zyklen, die sich in Harmonie dem unendlichen Ende entgegenbewegen.

Wisse, oh Mensch, dass weit entfernt in Raum und Zeit selbst die Unendlichkeit eine Veränderung erfahren wird. Höre und lausche meiner Stimme der Weißheit und wisse, dass alles immer aus dem Einen kommt. Wisse, dass du im Laufe der Zeit nach Weißheit suchen und immer mehr Licht auf deinem Weg finden kannst. Ja, du wirst herausfinden, dass dein Ziel sich Tag für Tag immer wieder vor dir zurückzieht.

Vor langer Zeit stand ich, in den Hallen von Amenti vor den Herren der Zyklen. Sie sind mächtig in ihrer Erscheinung der Macht, sie sind mächtig in der unverschleierten Weißheit.

Das erste Mal sah ich sie, angeführt vom Residenten. Später aber war ich unabhängig von ihrer Gegenwart und konnte ihre Konklave betreten, wann ich wollte. Oft ging ich den dunklen Weg in die Hallen hinunter, wo das Licht ewig glüht.

Ich lernte von den Meistern der Zyklen Weisheit, die aus den Zyklen über uns gebracht wurde, Wissen, das aus der Ganzheit der Unendlichkeit kam. Ich stellte den Herren der Zyklen viele Fragen. Die Weisheit, die aus der Flamme des Feuers der Ewigkeit gezogen wurde, gebe ich an dich weiter.

Tief in den Hallen sitzen die Sieben, Bewusstseins-Einheiten aus höheren Zyklen. Sie manifestierten sich in diesem Zyklus als Führer der Menschen zum Wissen des Ganzen. Sieben sind sie, stark in der Macht; sie sprechen diese Worte durch mich zu den Menschen. Immer wieder stand ich vor ihnen und lauschte ihren tonlosen Worten.

Einmal sagten sie zu mir: „Oh Mensch, würdest du gern Weisheit erwerben? Suche danach im Herzen der Flamme. Würdest du gern Wissen um Macht erlangen? Suche danach im Herzen der Flamme. Würdest du gerne eins sein mit dem Herzen der Flamme? Dann suche danach in deiner eigenen verborgenen Flamme.“



Viele Male sprachen sie zu mir, lehrten mich Weisheiten nicht von dieser Welt; zeigten mir immer neue Wege zur Helligkeit. Sie lehrten mich Weisheit, die von oben gebracht. Sie gaben mir Kenntnis von den Zusammenhängen, lehrten das Gesetz, die Ordnung in Allem.

Abermals sprachen sie zu mir: „Von weit jenseits der Zeit kommen wir, oh Mensch, Ja, wir reisten von jenseits der Raum-Zeit, vom Ort am Ende der Ewigkeit. Als du und all deine Brüder noch formlos waren, wurden wir schon aus der Ordnung der Ganzheit herausgeformt. Nicht wie Menschen sind wir, obwohl einmal auch wir Menschen waren. Wir wurden aus der großen Leere gebildet, nach Ordnung und Gesetz. Denn wisse, dass das was Form hat, in Wahrheit formlos ist. Es hat Form nur in deinen Augen.“

Wiederum sprachen die Sieben zu mir: „Ein Kind des Lichts, oh Thoth, bist du, frei, den leuchtenden Pfad empor zureisen, bis am Ende alle Eins werden mit dem Ganzen. Wir wurden herausgeformt nach unserer Ordnung: Drei, Vier, Fünf und Sechs, Sieben, Acht – Neun. Wisse, dass dies die Nummern der Zyklen sind, von denen wir heruntergestiegen sind zu den Menschen. Jeder von uns muss hier eine Aufgabe erfüllen, jeder hat hier eine Kraft zu kontrollieren. Und doch sind wir Eins mit der Seele unseres Zyklus, und dennoch suchen auch wir ein Ziel. Weit über das Vorstellungsvermögen des Menschen hinaus dehnt sich die Unendlichkeit in eine noch größere hinein. Dort, zu einer Zeit, die noch gar keine Zeit ist, werden wir alle Eins werden mit einem größeren Ganzen. Zeit und Raum bewegen sich in Spiralen. Wenn du ihr Gesetz erkennst, wirst du frei sein. Ja frei wirst du sein, um dich durch die Zyklen zu bewegen – vorbei an den Wächtern, die bei der Türe wohnen.“

Dann sprach Er von der Neun zu mir und sagte: „Äonen über Äonen existierte ich. Ich kannte weder Leben noch Tod. Doch wisse, oh Mensch, dass in der fernen Zukunft Leben und Tod Eins sein werden mit der Ganzheit. Beide vervollkommnen sich gegenseitig, so dass in der Ganzheit keiner für sich allein existiert. In den Menschen dieses Zyklus ist die Lebenskraft zügellos, aber das Leben in seinem Wachstum wird Eins mit der Ganzheit. Ich manifestiere mich hier in deinem Zyklus, aber ebenso bin ich auch dort in der Zukunft deiner Zeit, denn Zeit existiert nicht für mich, denn in meiner Welt existiert Zeit nicht, da wir formlos sind. Leben haben wir nicht, doch haben wir Existenz, voller und größer und freier als du.

Der Mensch ist ein an einem Berg gebundene Flamme, aber wir in unserem Zyklus werden immer frei sein. Wisse oh Mensch, wenn du dich in die Zyklen hineinentwickelt hast, die sich nach oben ausweiten, dann wird das Leben selbst in die Dunkelheit übergehen, und nur die Essenz der Seele bleibt erhalten.“

Dann sprach zu mir der Herr der Acht und sagte: „Alles was du weißt ist nur ein Teil von Wenigem, du hast das Große noch nicht einmal berührt. Weit draußen im Raum, wo das Licht vorherrscht, kam ich ins Licht. Geformt war ich auch, aber nicht so wie du. Meine formlose Form war als Lichtkörper geformt; ich kenne weder das Leben noch den Tod, und doch bin ich Meister von allem was existiert. Suche und du findest den Pfad durch die Schranken. Gehe auf der Straße, die ins Licht führt.“

Abermals sprach die Neun zu mir: „Suche, und du findest den Weg nach drüben. Es ist nicht unmöglich, in ein höheres Bewusstsein hineinzuwachsen, denn wenn zwei Eins werden und das Eine Alles geworden ist, wisse, dass dann die Schranke aufgehoben ist und du befreit bist von der Straße. Wenn du von der Form in die Formlosigkeit wächst, sollt du frei sein von der Straße.“

So lausche ich durch Zeiten hindurch und lernte den Weg zum Ganzen. Jetzt erhebe ich meine Gedanken zur Ganzheit. Lausche und höre, wenn sie ruft.

„Oh alles durchdringendes Licht,
Eins mit Allem und Alles mit Einem,
fließe du zu mir durch den Kanal.
Tritt ein, damit ich frei sein möge.
Mach mich eins mit der All-Seele,
die aus der Schwärze der Nacht scheint.
Lass mich frei sein von Raum und Zeit,
frei vom Schleier der Nacht.
Ich, ein Kind des Lichts, befehle:
Frei zu sein von der Dunkelheit.“

Formlos bin ich für die Lichtseele, formlos, doch leuchtend mit Licht. Ich weiß, dass die Fesseln der Dunkelheit zerbrechen müssen und fallen vor dem Licht. Jetzt gebe ich dir diese Weisheit: Frei mögest du sein, oh Mensch, im Licht und der Klarheit lebend. Wende dich nicht ab vom Licht, denn deine Seele wohnt in dem Reich der Helligkeit. Du bist ein Kind des Lichts. Wende deine Gedanken nach innen, nicht nach außen. Finde die Lichtseele in dir. Wisse, dass du der Meister bist, alles andere kommt aus dem Inneren. Wachse dem Bereichen der Helligkeit entgegen und richte dein Denken aufs Licht. Wisse, dass du eins bist mit dem Kosmos, eine Flamme und ein Kind des Lichts.

Jetzt gebe ich dir eine Warnung: Lass nicht zu, dass deine Gedanken sich abwenden. Wisse, dass das Licht immerdar durch deinen Körper fließt. Wende dich nicht dem dunklen Leuchten zu, das von den dunklen Brüdern kommt, sondern hebe deine Augen immer empor, halte deine Seele immer im Einklang mit dem Licht.

Nimm diese Weisheit und beachte sie, lausche meiner Stimme und gehorche, folge dem Pfad zur Helligkeit, und du sollst eins sein mit dem Weg.