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Mein eigenes Buch - 2. Kapitel

3 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Fantasy, Eigenes Buch ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Feminine Diskussionsleiter
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Mein eigenes Buch - 2. Kapitel

17.08.2015 um 18:44
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Ein unheimlicher Besuch




Unruhig wälzte sich Ayana im Bett, hin und her. Sie hatte ganz vergessen, sich bei Ronnie zu bedanken! Aber der hatte es plötzlich sowieso eilig, nach Hause zu kommen. Dann musste sie auf einmal an David denken und setzte sich im Bett auf. Man - was war das nur für ein Tag! Sie schaltete das Licht an und schaute auf ihren Wecker. Es war erst vier Uhr morgens. Ayana hätte gern jemanden zum Reden gehabt, aber das ging um diese Zeit natürlich nicht.

„Warum warst du auf einmal so merkwürdig?“, wisperte sie und betrachtete das Poster über ihren Bett. Dort war David abgebildet. Ihr Idol - so wie sie ihn mochte. Mit blonden Locken und sexy Blick. Auf einmal war die Melodie von „Come with me“, zu hören. Diese kam von Ayanas Handy und sie griff mit zittriger Hand danach. „Hallo, wer ist denn da? Hallo, wer ist denn da?“ Als sie nach mehrmaligem Fragen keine Antwort bekam, wurde es ihr zu bunt und sie schmiss das Handy aufs Bett. Und als es kurz darauf wieder klingelte, hielt sie sich die Ohren zu. Was sollte das nur? Erlaubte sich da jemand einen Scherz mit ihr? Plötzlich klopfte es an ihrer Zimmertür und ihr Großvater rief: „Kannst du vielleicht einmal das Handy leiser machen! Es gibt Leute die schlafen wollen. Ich möchte nicht wieder Ärger mit dem Typ da unten haben!“ „Dann schreie nicht so“, erwiderte Ayana und nahm ihr Handy, welches auf einmal ruhig war, in die Hand. Ihr Großvater hatte ja recht. Gerade, als sie das Handy leiser machen wollte, fing es wieder zu klingeln an und Ayana ging dran und rief: „Du blödester Blödmann aller Zeiten...“ „He, mal ganz ruhig! Ersten war ich noch Batman - und jetzt auf einmal Blödmann. So geht das nicht, du musst dich entscheiden.“ „Ronnie“, stammelte sie. ,,Tut mir leid! Ich wusste nicht, dass du es bist.“ „Wirklich nicht? Wen hast du denn erwartet?“ „Ach, eben war da die ganze Zeit so ein Blödmann dran, der sich nicht gemeldet hat.“ „Woher willst du dann wissen, dass es ein Blödmann war?“, fragte Ronnie und kicherte. „Vielleicht war es ja eine Blödfrau.“ „Lass das! Mir ist nicht nach Scherzen zumute. Und wenn du es genau wissen willst - ich habe da so ein männliches Gestöhne gehört.“ „Meinst du eine sexuelle Belästigung?“, fragte Ronnie und seine Stimme klang ernst. Ayana überlegte und antwortete: „Nein, ich glaube nicht. Es war nur irgendwie merkwürdig.“ „Mach mal nach!“, forderte sie Ronnie auf. „Das kann ich doch nicht!“, entrüstete sich Ayana und fing auf einmal zu lachen an. Sie konnte mit dem Lachen gar nicht mehr aufhören und vergaß ganz, Ronnie danach zu fragen, warum er anrief. Aber auch Ronnie schien es vergessen zu haben, denn er erwähnte nichts. Glückselig, schlief sie nach dem Gespräch mit Ronnie ein. Es tat gut, ihn als Freund zu haben.


Am nächsten Abend machte sie zur Sicherheit das Handy gleich leiser. Man konnte ja nie wissen! Danach legte sie sich ins Bett und starrte die Decke an. Warum war sie auf einmal nur so unruhig? So unruhig, wie in der letzten Nacht! Irgendwie kam es ihr vor, als wenn das etwas mit ihrem Schwarm David zu tun hatte. Aber nur was? Nun ja, sie musste sich eingestehen, dass dieser intensive Blick von ihrem Idol, ihr sehr zugesetzt hatte. War das wirklich nur Show oder... ? „Natürlich, du dumme Pute!“, schalt sie sich selber. „Was bildest du dir nur ein!“

Plötzlich klingelte das Handy und sie sah auf das Display. Dort konnte sie die Rufnummer von dem Handy ihrer Großmutter entziffern und sie ging verwundert ran. „Ja – hallo!“, meldete sie sich. „Oma, was ist denn?“ Doch merkwürdigerweise antwortete diese nicht. Sie wollte gerade auflegen, als jemand leise etwas flüsterte. Sie verstand nicht, um was es ging. Doch etwas bemerkte sie - das war nicht die Stimme ihrer Großmutter! Die Stimme, die ihr unheimlich vorkam und einem Singsang ähnelte, wurde immer lauter und lauter und auf einmal verstand sie auch. Ihr Herz fing zu rasen an und sie dachte, dass ihr letztes Stündlein geschlagen hatte. „Come with me - come with me!“, forderte dieser unheimliche Jemand sie auf. „Das ist zu viel!“, schrie sie entsetzt und schmiss das Handy mit voller Wucht gegen die Wand. Dann lief sie aus ihrem Zimmer und wäre auf dem Flur, beinahe mit ihrem Großvater zusammengestoßen. Der sah sie fassungslos an und fragte: „Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen, oder hast du weiße Mäuse gesehen?“ Ayana schüttelte entnervt den Kopf. „Opa lass die Scherze, danach ist mir überhaupt nicht zumute!“ „Das habe ich auch nicht gedacht!“, entgegnete dieser. „Doch du machst mich völlig ratlos. So habe ich dich ja noch nie gesehen!“ Ayana bekam Tränen in ihre Augen. „Ich halte das nicht mehr aus!“, schrie sie. „Sage mir doch, dass ich nur träume.“ Dann erzählte sie ihrem Großvater, von diesem schrecklichen Erlebnis. „Bist du dir sicher, dass du nicht nur fantasiert hast?“, wollte er wissen. „Warum sollte denn jemand anders am Handy deiner Großmutter sein? Außerdem hat sie mir gestern im Krankenhaus, ihr Handy mitgegeben, weil sie damit nicht klar kommt. Du weißt doch, wie sie gegenüber neumodischen Dingen steht. Du hättest ihr das Handy nicht schenken brauchen.“ „Ja aber...“ Weiter kam Ayana nicht, weil ihr Handy wieder klingelte. Und diesmal ganz laut, obwohl sie es leiser gestellt hatte! Außerdem wunderte sich Ayana, dass es überhaupt noch ging. Sie hatte es doch gegen die Wand geschleudert. „Opa, komm bitte mit!“, flehte sie ihn an. „Ich habe Angst, allein in mein Zimmer zu gehen.“


Als sie beide ihr Zimmer betraten, kam es Ayana vor, als wenn dort jemand anderes drin gewesen wäre. Dann fiel ihr Blick auf die Balkontür und Ayana erstarrte: Jemand hatte die Tür geöffnet - und das war ganz sicher nicht sie gewesen! „Mein Gott - schau doch!“, wisperte ihr Großvater und seine Stimme klang ängstlich. „Was denn?“, wollte Ayana wissen, folgte dem Blick ihres Großvaters und wäre beinahe gestorben. Das ist doch nicht möglich, dachte sie. Unter dem Vorhang, der sonst eigentlich vor der Balkontür hing und der jetzt wegen dem stürmischen Wind da draußen, an der Seite flatterte, konnte man Schuhe erkennen. Aber es waren keine gewöhnlichen Schuhe. Es waren die Schuhe eines Hofnarren! Voller Furcht, wollte Ayana nach dem rechten Arm ihres Großvaters greifen, doch er entwich ihr. Dann sagte er mit leiser, bibbernder Stimme: „Du bist in Gefahr, laufe schnell raus!“ „Wie?“, fragte Ayana fast tonlos. ,,Schnell, mache, dass du raus kommst!" Während sie zur Tür lief, drehte sich Ayana noch einmal um und sah etwas sehr Merkwürdiges: Ihr Großvater stürzte auf den Vorhang zu, umklammerte ihn und riss ihn dabei fast herunter. Als Ayana bemerkte, dass dahinter niemand stand, kehrte sie um und ging zu ihrem Großvater, der auf dem Boden kauerte und kaum wieder zu erkennen war. „Was hat das nur alles zu bedeuten?“, fragte sie ihn. Doch er schüttelte nur immer wieder den Kopf und antwortete nicht. „Bitte - so antworte mir doch!“, flehte sie ihn an und sah verwundert in sein von Tränen überströmtes Gesicht. Nachdem ihr Großvater immer noch nichts sagte, hockte sich Ayana neben ihn. Und so verging einige Zeit. Gerade, als sich seine Lippen bewegten und er ihr antworten wollte, war draußen ein abscheuliches Gelächter zu hören. Ayana fasste sich als erste und trat auf den Balkon. Da genau vor ihrem Balkon, eine Straßenlaterne stand, konnte sie noch die merkwürdige Gestalt sehen, die gerade um die Ecke lief. Ihr Herz raste wie wild und sie schmiss mit voller Wucht, die Balkontür zu und verschloss sie. „Opa - jetzt bist du mir endlich eine Erklärung schuldig!“, verlangte sie. „Dieser blöde Typ, der da draußen so gelacht hat, sah aus, wie früher die Hofnarren.“ „Hast du auch die Balkontür richtig zugemacht?“, wollte er wissen. Ayana sah vorsichtshalber noch einmal nach und sah ihren Großvater erwartungsvoll an. „Mein Gott, das hätte ich nicht für möglich gehalten!“, sagte dieser und stand auf. Dann ging er auf und ab, fasste sich ans Herz, drehte sich zu Ayana um und bat sie: „Komm, wir setzen uns auf dein Bett! Das wird eine längere Geschichte.“ Und als Ayana sich zu ihrem Großvater aufs Bett setzte, bekam sie eine Geschichte zu hören, die es in sich hatte.


„Deine Eltern haben ja leider schon immer viel zu viel gearbeitet!“, begann ihr Großvater. „Auch als du noch in Tokio gelebt hast und ein Baby warst. Damals, bevor sich deine Tante in Tokio um dich kümmerte - die ja leider vor vier Jahren, auf unbegreifliche Weise verschwand - , hattest du ein sehr junges Kindermädchen. Ich will nicht sagen, dass ihre Unbekümmertheit und Naivität, etwas damit zu tun haben - was damals geschah. Aber wer weiß das schon! An einem sonnigen Tag, ging das Kindermädchen mit dir auf den Rummelplatz - und sie muss wohl für einen Moment, den Kinderwagen aus den Augen gelassen haben, denn als sie wieder zu dir blicken wollte, warst du fort. Es herrschte große Aufregung! Du warst unauffindbar - auch die Polizei konnte dich nicht aufspüren. Deine Großmutter gab mir irgendwie zu verstehen, dass nur sie dir noch helfen könnte. Wir kratzten unser ganzes Geld zusammen und dann nahm sie den nächstbesten Flieger und flog von Deutschland nach Tokio. Und das Unfassbare geschah - sie spürte dich auf! Erst sehr viel später, erzählte sie mir von ihren magischen Fähigkeiten, die ihr schließlich dazu verholfen haben, deinen Aufenthaltsort zu finden. Und es war kurz vor Zwölf! Es hätte keine Minute später sein dürfen! Und jetzt kommt dieser Typ, der wie ein Hofnarr aussieht, ins Spiel: Er hatte dich die ganze Zeit, in seinem Gewahrsam! Er wollte dich für immer verschwinden lassen. Er hatte schon ein kleinen Kindersarg gebaut, wo er dich hineinlegen wollte. Außerdem hatte er ein riesiges Grab geschaufelt - er wollte kein Risiko eingehen. Irgendwie hat es deine Großmutter geschafft - sie muss wohl sehr furchteinflößend gewesen sein -, den Hofnarr zu vertreiben. Und er verschwand ohne dich! Ja, sie kann manchmal ein ganz schöner Besen sein; aber damals hatte es etwas Gutes!"


Ayana zitterte am ganzen Körper. „Sage mir, dass das nicht wahr ist!“, flehte sie immer wieder ihren Großvater an. Doch dieser schüttelte den Kopf und sagte: „Ayana, es tut mir so unendlich leid. Aber glaube ja nicht, dass ich scherze!“ Die Tränen liefen ihr nur so über das hübsche Gesicht. Plötzlich fiel ihr Blick auf das Poster, wo ihr Schwarm, David, abgebildet war und sie kam ins Grübeln. Hatte er etwas damit zu tun? Möglich schien alles! Sie war gerade in so einer komischen Verfassung - sie hätte sich auch nicht gewundert, wenn ein dreiköpfiger Affe in ihr Zimmer hereinspaziert wäre! „Mensch, dann war also der Hofnarr, dieser widerliche Anrufer!“, fiel ihr auf. „Aber was will er nur von mir? Warum soll ich sterben? Und warum hat Großmutter magische Kräfte? Hat meine Tante auch magische Kräfte gehabt?“ Ayana blickte ihren Großvater erwartungsvoll an. Sie hatte noch so viele Fragen. Würde er sie alle beantworten können? „Ja, Kleines - klar, dass du jetzt viele Fragen hast“, sagte er. „Aber die wird dir morgen deine Großmutter besser beantworten können." „Nein, so einfach kommst du mir nicht davon!“, schalt sie ihn. „Verrate mir wenigstens, ob du auch glaubst, dass der Hofnarr nur zu uns vordringen konnte, weil Großmutter nicht zu Hause war!“ „Ja, das glaube ich!“, erwiderte ihr Großvater nur.


Total übernächtigt, wachte Ayana am nächsten Morgen auf. Ihr Großvater lag vor ihrem Bett in einer Decke gewickelt und schien noch fest zu schlafen. Wie konnte er nur! Sie hatte höchstens eine Stunde geschlafen - und sie hatte dabei einen furchtbaren Alptraum gehabt! Sie war mit Ronnie wieder beim Konzert. Alles schien am Anfang ganz normal. David mit blonden Locken, David mit schwarzen Haaren - was ja auch noch normal erschien - , doch dann kam es: Er wirbelte mit seinem langen, schwarzen Umhang herum und als er vor Ayana stehen blieb, verwandelte er sich in diesen Hofnarren. Und dieser Hofnarr sang die ganze Zeit, mit unerträglicher Stimme: „Come with me!“ Auf einmal bemerkte sie, dass ihr Großvater sie musterte und sagte empört: „Ach, ich dachte, dass du schläfst, dabei beobachtest du mich!“ Dieser stand auf, fasste sich an den Rücken und dann blickte er sie an und sagte: „Glaubst du wirklich, dass ich auch nur eine Minute ruhig schlafen konnte - zumal das Liegen, auf dem harten Boden, auch nicht gerade die Krönung ist?“ Ayana schaute zur Wolldecke, in der ihr Großvater gelegen hatte und plötzlich fiel ihr Blick, auf einen langen, spitzen Gegenstand. Ihr Großvater sah ihren entsetzten Blick und erklärte: „Das Samuraischwert sieht sehr furchteinflößend aus und das ist auch gut so. Es hat mir die Kraft gegeben, dich zu beschützen.“ „Woher hast du es?“, wollte Ayana interessiert wissen. „Ich habe es vorher noch nie gesehen.“ Ihr Großvater nahm vorsichtig und mit glänzenden Augen, das Samuraischwert in die Hand. „Deine Großmutter hat es mir gegeben, bevor sie ins Krankenhaus kam. Sie hat es von ihrem Vater bekommen und der von seinem Vater - und so weiter.“


Als es überraschend an der Wohnungstür klingelte, stockte Ayana der Atem. Wer konnte das nur sein? Der unsympathische Mieter von unten - oder gar der Hofnarr? Aber der würde ja wohl nicht klingeln! Und plötzlich fragte sich Ayana, wie er überhaupt in die Wohnung gelangen konnte. „Gott sei Dank, habe ich wenigstens Ferien“, dachte sie. „Diese ganze Aufregung und die Schule - das wäre zu viel!“ Ihr Großvater machte dem unerwarteten Besuch, die Tür auf und als Ayana, Ronnies Stimme hörte, wäre sie vor Erleichterung, beinahe an die Decke gesprungen. , „Mein Gott, was machst du denn schon so früh hier!“, fragte sie ihn und fiel ihn um den Hals. Ronnie sah sie total verwundert an und erwiderte: „Ja, ich weiß, es ist ein bisschen früh - und das Essen ist erst heute Abend. Aber ich dachte, wir könnten ein bisschen quatschen.“ „Gern – super gern“, brachte Ayana nur heraus. Ronnie schaute sie prüfend an. „Sag mal, mit dir stimmt doch irgendetwas nicht! Aber lass uns erst einmal in dein Zimmer gehen, dann können wir ...“ Weiter kam er nicht, weil er schon vom Flur aus, das glänzende Samuraischwert, welches wieder auf dem Boden vor Ayanas Bett lag, sah. „Mein Gott - und da dachte ich, ich hätte nur eine aufregende Nacht hinter mir!“, rief er aus. „Wieso du?“, fragte Ayana und gab ihrem Großvater, der noch immer auf dem Flur stand, mit einem Seitenblick zu verstehen, dass er das Samuraischwert, aus ihrem Zimmer entfernen soll. Ronnie beobachtete, wie der Großvater mit glänzenden Augen, das Samuraischwert aufhob und fragte mit ernster Stimme: „Kam es heute Nacht zum Einsatz?“ Ayana blickte ihn fassungslos an. „Wie kommst du denn darauf?“ Ronnie machte es sich auf ihrem Bett bequem und entgegnete: „Nur so eine Idee - es ist ja auch nicht normal, dass man ein Samuraischwert vor dem Bett liegen hat. Obwohl - ihr seit ja Japaner.“ „Das hat damit nichts zu tun!“, entrüstete sich Ayana und wäre am liebsten im Erdboden versunken, weil Ronnie auf ihrem ungemachten Bett, Platz genommen hatte. „Aber warum lag es dann vor deinem Bett?“, wollte er wissen. Sie strich nervös über ihre Haare, sah an sich herunter und sprang entsetzt auf. „Ich muss mich erst noch waschen!“, rief sie aus und war im nächsten Moment auch schon aus ihrem Zimmer verschwunden.


Als Ayana wieder zu Ronnie in ihr Zimmer kam, scherzte dieser: „Warum hast du dich denn umgezogen? Dein himmelblauer Schlafanzug, mit den schneeweißen Wölkchen, sah doch so niedlich aus.“ Sie schaute beschämt zur Seite und spürte, wie die Hitze ihres Körpers, ihr bis zum Kopf stieg. „Man - nun werde mal nicht gleich rot!“, stichelte Ronnie. Ayana schüttelte genervt den Kopf und sagte: „Lass uns über Wichtigeres reden! Warum hast du gesagt, dass du eine aufregende Nacht hinter dir hast?“ Ronnies heitere Miene war auf einmal schlagartig verschwunden und er biss sich so kräftig auf die Unterlippe, sodass sie zu bluten begann. „Der gestrige Tag war so etwas von daneben - du kannst es dir nicht vorstellen“, begann er. „Weißt du, diese Tussi, geht mir immer mehr auf den Senkel! Ich haue bald von zu Hause ab! Sie war zufällig noch wach, als ich vom Konzert kam. Und dann fing das Gezeter an. Was mir einfiele, so spät zu kommen; und dass sie diese ganze Unruhe nicht gebrauchen kann, weil sie schwanger ist. Stelle dir das mal vor - die Tussi ist von meinem Vater schwanger! Und womöglich bekommt sie dann auch noch ein Mädchen, was genauso herumzickt wie sie. Nicht auszuhalten!“ Ayana schaute Ronnie mitleidig an. „Und deswegen bist du gestern Nacht auf Wanderschaft gegangen“, mutmaßte sie. „Ja - ja, wie so oft in letzter Zeit. Ich bin dann ein bisschen mit der Bahn herumgefahren. Davor hatte ich noch riesigen Zoff mit meinem Alten. Die Tussi lag ihm doch tatsächlich wieder damit in den Ohren, mich entweder auf ein Internat oder in ein Heim abzuschieben Aber nicht mit mir! Ich habe mir dann meinen coolen Umhang übergeworfen. Doch als ich gehen wollte, hielt mich mein Alter auf einmal am Arm fest. Der machte mich voll wegen dem ,ach so scheußlichen Umhang' an und da habe ich rot gesehen und ihm eine verpasst.“ „Ach du Schande!“, rief Ayana entsetzt aus. „Du wirst in letzter Zeit aber immer aggressiver. Erst die beiden blöden Typen, die mich angemacht haben - und jetzt dein eigener Vater.“ „Ja, tut mir ja auch echt leid, das mit meinem Alten. Aber das Beste kommt noch ...“ „Heißt das, dass du noch andere Leute verprügelt hast?“, unterbrach Ayana, Ronnie. Dieser blickte betreten zur Wand. „Was heißt denn hier verprügelt? Ich brauche gar nicht viel zu tun und die Leute liegen am Boden. In der Bahn saß mir eine Mutter mit ihrem Sohn gegenüber. Die sahen nicht gerade so gewöhnlich aus. Sie war ziemlich mollig, trug lange schwarze Haare und war total in schwarz gekleidet. Sie hatte einen langen, schwarzen Mantel an - und wirkte auf mich irgendwie wie eine Hexe. Da kommen doch auf einmal diese widerlichen Typen von der Konzertnacht und machen den armen Jungen, wegen seinem kaputten Ball an. Dazu muss ich sagen, dass mir der Ball auch aufgefallen ist. Man sah fast nur noch Schaumstoff. Aber egal! Der Junge sah immer wieder hilflos zur Mutter hin, aber die wollte wohl, dass er sich selbst verteidigt. Ich habe mir das auch eine Weile ruhig angesehen, doch als dann noch zwei weitere widerliche Kerle dazu kamen und selbst die Mutter hilflos aussah, da habe ich rot gesehen. Als der eine gerade sagte: ,Warum zaubert dir deine Hexenmutter, kein neuen Ball?', schoss meine rechte Faust vor und er lag am Boden. Danach sind sie alle ziemlich schnell verduftet.“ Ayana schüttelte den Kopf und musste grinsen. „Weißt du, ich werde den Gedanken nicht los, dass dein Benehmen und deine Kraft, etwas mit dem Umhang zu tun haben." „Meinst du?“, fragte Ronnie. Dann kratzte er sich am Kopf und sagte: „Könnte gut möglich sein, denn die Frau in der Bahn sah mich - bevor sie mit ihrem Sohn ausstieg - merkwürdig an, und dann sagte sie etwas sehr Seltsames. Und zwar, dass der Umhang von magischen Kräften umgeben ist und ich gut auf ihn aufpassen soll.“ Ayana stieg auf einmal das Blut in den Kopf, und sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. „Das ergibt doch alles keinen Sinn“, stammelte sie. Dann erzählte sie Ronnie von dem merkwürdigen Hofnarren und er kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. „Meinst du nicht, dass wir beide, nur ein und denselben Traum haben?“, fragte er. „Schön wäre es“, meinte Ayana, aber sie ahnte, dass ihr Leben, von nun an in anderen Bahnen verlaufen würde. „Komm lass uns etwas frische Luft schnappen“, schlug Ronnie vor und sah Ayana besorgt an. „Hoffentlich kann deine Großmutter, etwas Licht in diese düstere Geschichte bringen!“ „,Ja, sie müsste bald aus dem Krankenhaus kommen“, meinte Ayana und zog sich eine Jacke über.

Draußen blieb sie an der Ecke stehen, wo sie letzte Nacht den Hofnarren gesehen hatte und sagte: „Ich hoffe nur, dass sich mein Traum nicht bewahrheitet. Nicht, dass aus David dieser grausame Hofnarr wird!“ Ronnie strich über seinen schwarzen Umhang, der ihm ein eigenartiges, sicheres Gefühl gab und entgegnete: „Das glaube ich kaum, sonst hätte er mir wohl nicht diesen coolen Umhang zugeworfen. Denn im Nachhinein, und wenn ich es mir so recht überlege, bin ich mir ganz sicher, dass er wollte, dass ich ihn bekomme.“ „Wie kommst du denn darauf?“, wollte Ayana wissen. „Nun, er hat mich vorher angeblinzelt.“ Ayana sah Ronnie entgeistert an, dann schluckte sie und wisperte: „Ich verstehe nicht, dass ausgerechnet mir, so etwas passieren muss!“


Völlig in Gedanken versunken, wäre sie beinahe mit einem Mann zusammengestoßen. Dieser sah Ayana mit aufgerissenen Augen an und stotterte: „Ay-Ayana!“ Ayanas Kopf schnellte in die Höhe und sie rief: ,,Papa, wie kommst du denn hierher? Ich dachte, du kommst erst später.“ Ihr Vater erklärte: „Mit dem Flug ging alles klar. Nur beim Taxi war ich mir nicht sicher, ob das Geld bis hierher ausreicht." Ayana schüttelte den Kopf. „Und da hast du dich vorher absetzen lassen“, mutmaßte sie. Dann schaute sie zu Ronnie und sagte: „Das ist typisch mein Vater. Immer korrekt - anstatt Großvater zu bitten, ihm das Taxi zu bezahlen ...“ „Du hast mir noch gar nicht deinen Freund vorgestellt“, unterbrach sie ihr Vater und musterte Ronnie von oben bis unten. „Habt ihr hier in Deutschland, Karneval?“ Ayana musste lachen, besann sich dann aber und sagte: „Schön wäre es. Dann wäre es auch nicht so verwunderlich, wenn ein Hofnarr hier durch die Gegend streift." Ihr Vater, der gerade noch Ronnie gemustert hatte, sah sie erschrocken an und fragte: „Habe ich dich eben richtig verstanden? Hast du eben ,Hofnarr' gesagt?“ „Ja, weißt du etwas darüber?“ Ayana sah ihren Vater prüfend an, und auch Ronnie spitzte gespannt die Ohren. „Lasst uns zur Wohnung gehen!“, bekamen sie nur zu hören, und während sie sich beeilten, machten alle drei, ein nachdenkliches Gesicht.


In der Wohnung wurde Ayana schon mit offenen Armen von ihrer Großmutter erwartet. Dann ließen die beiden, ihren Tränen, freien Lauf. Ayanas Vater betrachtete seine Mutter und sagte: „Es musste ja so kommen; ich habe es befürchtet. Warum sollte auch Ayana, in Deutschland in Sicherheit sein!“ „Es ist alles meine Schuld!“, sagte die Großmutter und machte sich von Ayana los. „Wäre ich nicht ins Krankenhaus ...“ „Unsinn!“, unterbrach sie Ayanas Vater. ,,Du kannst doch nicht immer auf sie aufpassen.“ Die Großmutter sah Ayana mitleidig an, strich ihr über den Kopf und sagte: „Mein armes Mädchen - jetzt beginnt für uns beide, eine schwere Zeit!“


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Mein eigenes Buch - 2. Kapitel

17.08.2015 um 18:47
Schade - dass ich das Kapitel nicht 1 zu 1 kopieren konnte. Weiß selbst, dass ich mehr freilassen muss. Ist im Original auch so!


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Mein eigenes Buch - 2. Kapitel

02.12.2015 um 21:00
Mir gefällts, würde gerne mehr davon lesen.


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