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Das dritte Buch von Assmann, das ich in kurzer Zeit gelesen habe, jedoch für einen Nicht-Ägyptologen das anspruchvollste.

Der Aufbau ist logisch und strukturiert (von der Weltschöpfung bis zur personalen Frömmigkeit), aber in den Kapiteln wird doch viel an Kenntnis der ägyptischen Schriften vorausgesetzt und in zeitlich einordenbaren Dokumenten wie auch in Religionsauffassungen (Amun-Re-Kult über die Jahrtausende und Aton-Kult) gesprungen.

Eckpunkte sind das Anfangskapitel mit dem Anbeginn der Welt und das Schlusskapitel über personale Frömmigkeit wie Theodizee in der ägyptischen Religion wie Theologie.

Am Beginn wird noch hervorgestrichen, dass der ägyptische Schöpfungsmythos eine permanente Schöpfung (Kosmogonie) ist, die täglich durch den Sonnenaufgang wiederholt wird und die durch Riten aufrechterhalten werden muss. Der Kontrapunkt ist der hebräische Schöpfungsmythos des am siebten Tag ruhenden Gottes, der nach der Schöpfung von der Welt zurücktritt und diese sich selbst überlässt.

Auch hebt Assmann hervor, dass in der griechischen und hebräischen Mythologie der Mensch Gott bzw. den Göttern entgegentritt, womit eine schöpferische Kulturbildung für die Jahrtausende danach begründet wurde, welche Ägypten nicht leisten konnte, da der Mensch und die Götter immer als Einheit gesehen wurden und dies eine Gesellschaft bedingte, welche sich nicht ändern wollte.

Dieser hochinteressante vergleichende Ansatz des ersten Kapitels wird nicht fortgesetzt, und am Ende bleibt nur, dass es auch in Ägypten eine Frömmigkeit gab, welche von Gott (Amun-Re wie auch Aton) ein Eingreifen in die menschliche Welt erhoffte (Texte, die eigentlich Gebete sind).

In den Kapiteln dazwischen wird die ägyptische Religionsvorstellung der Dreieinigkeit präsentiert (Gott als Idee, als kosmische Verkörperung [pantheistisch] sowie als Bild [in den Tempeln]), was in den zwei anderen Büchern, die ich kenne, bereits ausführlicher und für Laien verständlicher präsentiert wurde.

Diesem Buch fehlt der rote Faden und ist - trotz aller Gelehrsamkeit - etwas enttäuschend.

Auch online zu lesen hier:
http://digi20.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb00041668_00001.html