Youtube: Das Vermächtnis - Aphila & Methos Kap 3 Teil 2 von 3
Das Vermächtnis - Aphila & Methos Kap 3 Teil 2 von 3
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Spitze Schreie drangen als hallende Echos zu ihnen durch, sie waren nur zwei verlorene Seelen unter Vielen, das wurde schnell klar. Der Gang führte sie in eine größere Räumlichkeit als sie zuvor waren. Zwei Gestalten standen im Raum. Die Eine war groß und erhaben, die andere etwas kleiner, hatte aber dennoch eine stattliche Größe. Mertina gebar ihr leise und vorsichtig zu folgen. "Ihr braucht es gar nicht erst zu versuchen, ich kann in meinem Reich spüren wo und wann meine Seelendiener unterwegs sind", raunte der Größere von beiden, Mephistopheles. Mertina zischte sauer über den verlorenen Überraschungsmoment. Jetzt drehte er sich um: "Ihr kommt genau rechtzeitig, um einem jungen Mann mit Potenzial eine gute Übung zu bieten." Er tippte der Person neben sich auf die Schulter und erschrocken zog Annabella scharf Luft ein: "Phillipp!"
Ihr Bruder sah zu ihr. Die Menschlichkeit war aus seinem Gesicht gewichen. Der Dämon hatte die in ihm keimende Grausamkeit aufblühen lassen. Starr und kalt fixierten seine dunklen Augen die Mädchen. Ungeachtet dessen trat Mertina vor: "Bist du Manns genug, dich mir persönlich zu stellen, Dämon?" Mephistopheles lachte auf: "Diese Chance bekommst du vielleicht später – jetzt will ich erst sehen, was mein Schüler von dem Gezeigten behalten hat. Philipp wird dein Gegner sein." Abschätzend schaute sie den jungen Mann an. Keck fragte sie: "Du schickst einen Jüngling für dich vor? Wie erbärmlich." Seine Schwester dagegen hatte ein mulmiges Gefühl dabei. Sie wusste um die unberechenbare Seite Philipps.

Als Mertina schließlich einen Schritt vor tat, rasselte etwas an Philipps Handgelenk – eine Eisenkette baumelte von dort. Ihr Blick wanderte kurz dorthin, sie aber blieb unbeeindruckt. "Dann komm mal her, Knabe. Ich mag noch jung sein, aber meine Erfahrung reicht für dich allemal", tönte sie. Er tat sich ebenfalls die Ruhe an und setzte gemächlich, aber bestimmend einen Fuß vor den anderen. Als er in Reichweite war, hob sie ihre linke Hand und gab eine Druckwelle, ähnlich der bei Annabella zuvor, ab. Seine Lippen bewegten sich nur minimal, unhörbar am Flüstern. Die Druckwelle traf – und zerstob an ihm. Ein erstauntes Jauchzen kam vom Medium. Sofort fasste sie sich und zeichnete mit beiden Händen ein Zeichen in die Luft vor ihr. Das Siegel flog auf Philipp zu und kurz vor ihm, entfaltete es sich zu Ketten, die ihn fesselten. Triumphierend blinzelte sie zum Dämon hinüber. Dieser sah abwartend zu seinem neuen Talent. Zunächst schien der junge Mann tatsächlich gebändigt zu sein. Plötzlich aber, leuchteten seine Augen glühend violett auf und die Ketten schmolzen flüssig dahin. Einzig die Kette um seinen Arm blieb bestehen. Mit einem Lächeln auf den Lippen, sagte er: "Jetzt bin ich aber mal dran." Wie eine Peitsche holte er mit der Kette aus und jagte sie einmal durch Mertinas Gesicht. Sie fiel zu Boden. Es dauerte nur einen kurzen Moment und sie stand wieder. Sie war weit weniger irritiert vom schmerzfreien Zustand, als es Annabella gewesen war. Frech sprach sie: "Das war alles? Tat ja nicht einmal weh!" Sofort holte er erneut aus, um sie an Armen und Brust mehrmals brutal zu treffen. Schließlich legte sich seine Kette um ihren Hals. Sie ergriff die Kette und keuchte: "Hab ich dich!" Ihr Schatten schlängelte sich die Kette entlang bis zu seinem Arm. Unter seiner Verdutzung wurde der Schatten mit der Kette eins und wurde zu einer schwarzen Schlange mit Kopfende bei ihm. Sie zischte ihm bedrohlich entgegen. Er starrte sie an, nahm sie beim Hals und drückte zu. Die Schlange ging zu Boden, wurde unter lautem Klimpern wieder zur Kette.

Aus dem Nichts fühlte Philipp plötzlich ein Gefühl des Zuschnürrens in seiner Lunge. Er fasste sich an die Gurgel, aber das Gefühl kam von innen. Mertina lächelte: "Schon einmal von Tieren gehört, die ihr Gift über ihre Haut abgeben?" Zorn flammte in Philipps Augen auf. Eine solche List durfte ihn nicht bloßstellen! Wütend zog er die Kette vom Boden wieder an sich und peitschte nach ihr. Sie aber wich diesmal elegant aus. Einen Fuß stellte sie auf die Kette und sah ihn provokant an. Er kämpfte noch immer mit der unterbrochenen Luftzufuhr, welche scheinbar schon unangenehmer als eine rein körperliche Attacke war. Nun wieder etwas selbstbewusster, erhob sie die Hand nochmals gegen ihn und feuerte eine geladene Druckwelle mitten ins Gesicht. Die Welle traf ihn unmittelbar und riss ihn mit sich zu Boden. Jetzt hob Mertina die von ihm losgelassene Kette auf. "Hm, nettes Spielzeug, aber da fehlt noch etwas...", urteilte sie verschwörerisch. Sie pustete der Länge nach über das Eisen. Runen gravierten sich auf ihr ein. Schadenfroh, holte sie aus. Die Kette prasselte auf seinen Unterleib. Sein schmerzverzerrtes Gesicht bekundete die wirksame Veränderung. Genüsslich schwang sie die Kette wie ein Lasso, um dann weiter auf ihn einzuschlagen. Jedes Mal gab es einen fiesen Knall und Funken sprühten.

Annabella konnte gar nicht mehr hinsehen. Dieses ganze Gekämpfe war gegen ihre friedliche Natur. Auch Mephistopheles schien es zu reichen: "So groß tut sie nun, das kleine, mediale Ding. Dabei hast du dich nicht besser angestellt, als die Beiden, während du mich beschworen hast." Sofort war ihre Aufmerksamkeit beim Dämon. Er spottete süffisant weiter: "Es entspricht doch der Wahrheit, dass du trotz deines guten Allgemeinwissens in der Magie, auf die fehlerhafte Symboldarstellung in dem Buch hereingefallen bist." Annabellas Augen wurden groß: "Was? Etwa, das Buch?!" Der Dämon bestätigte: "Richtig, meine Kleine. Auch die begabte, trotzige, lästige Mertina Mephelgo ist Opfer des Hexenbüchleins geworden. Die selbe Anleitung, die selbe Beschwörung. Es hat durchaus seine Vorteile, die Seele des Geschäftsführers eines Verlages für okkulte Literatur unter Vertrag zu haben – nicht wahr?"

Annabella stotterte: "D-Das heißt?..." er sah sie an: "Ja. Es ist absolut absichtlich. Der gute Mann macht eine Auflage nach der nächsten und statt seiner Seele, sammle ich jene Seelen ein, die mich über das präparierte Büchlein herbeirufen." Mertina stöhnte: "Das ist perfide...", von unter ihr hörte man ein gequältes: "- genial..", aus Philipps Lungen gepresst. Das Mädchen hatte ihre Konzentration auf ihn kurz verloren und so kam er zu etwas Luft. Sie gab ihm noch eins mit der Kette in die Rippen, worauf er aufjaulte und wieder still war. Mertina meinte: "Dein neues Talent hat seine Glanzzeit wohl schon hinter sich. Jetzt ist dein Arsch dran." Ein bohrender Blick kam ihr entgegen: "Sei gewarnt, törichtes Gör. Mit mir als Feind, hast du einen Seelenverschlinger vor dir. Ich fresse dich mit Haut und Haar. Deine Persönlichkeit wird in appetitliche Happen zerrissen und du wirst von mir in die Brunst meiner eigenen Höllenfeuer geschmissen. Von Mertina Mephelgo wird nichts mehr bleiben, bist du einmal vom Dämon Mephistopheles gefressen."

Trotzig peitschte sie mit der Kette erneut zu Boden, untermalt von einem schreckhaften Wimmern Philipps. Ihre Lippen bewegten sich für einen lautlosen Zauberspruch und die jetzt rötlich glühende Kette flog dem Dämon entgegen. Er streckte die Hand nach der heranfliegenden Kette aus, fing sie und entsandte einen Impuls, der sie der Länge nach rosten und zu Metallstaub zerfallen ließ – gerade noch rechtzeitig warf das Mädchen das andere Ende der Kette von sich weg. Amüsiert schmunzelte Mephistopheles über dieses naive Medium. Sie war begabt, aber hatte sich zu früh mit einem zu mächtigen Wesen angelegt. Nun, wollte er sie kosten.