Traumberuf Hefe-Forscher:
Er schwenkt ein Glas, in dem eine dunkelbraune, sirupartige Flüssigkeit daran arbeitet, möglichst bald zu Stein zu erstarren. „Anybody?“ Seine stahlblauen Augen wandern durch die kleine Runde. Die Studenten schütteln den Kopf und rücken vorsichtshalber ihre Stühle ein wenig ab vom Tisch. Weit weg können sie nicht, das Büro ist klein. „Oh, come on“, lacht Steve Wagner. Aber er selbst will auch nicht, schnuppert nur kurz ins Glas und stellt es dann angewidert wieder weg. Vor rund 60 Jahren war der braune Sirup mal ein Bier. Ein Hobbysammler aus Luxemburg hat Wagner die verstaubte Flasche geschenkt, als er von dessen Forschung gehört hat.

Amphibien sind ein trauriges Business

Steven Wagner ist Genetiker und erforscht eigentlich Primaten und Amphibien. Auf dem Profilfoto seiner Universitäts-Webseite posiert er mit einem niedlichen Frosch. Er hat sich auf Umweltschutz spezialisiert, auf den Erhalt bedrohter Arten. Aber diese Aufgabe wird immer deprimierender. „Wohin man auch schaut, überall sterben Frösche und Salamander an Krankheiten“, sagt er. Und den Primaten nehmen die Menschen den Lebensraum weg.

Also hat Wagner sich zuletzt einem erfreulicheren Thema zugewandt: der Bierhefe. Die ist nicht bedroht, sondern überaus robust. Sie kann in Form von Sporen jahrelang (oder Jahrhunderte oder Jahrtausende, ganz klar ist das noch nicht), überdauern. Vielleicht lebt sie auch in der 60 Jahre alten Bierflasche noch.

Aussterben wird Bierhefe also so schnell nicht. Aber trotzdem lohnt es sich, für den Erhalt der Vielfalt zu kämpfen. Denn die war in den Braukesseln früher viel größer. Heute benutzen viele Brauereien einen der wenigen „Superstämme“. Die gären schnell und effizient, stechen aber nicht durch besondere Aromavielfalt hervor.
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