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Heimkommen

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Heimkommen

31.10.2016 um 19:52
Nach einem langen, anstrengenden Tag bist du heimgekehrt in deine Wohnung, willst dich ein wenig ausruhen. Du setzt dich auf dein Sofa, streckst dich. Der Raum ist lichtdurchflutet, die Sonne scheint in deine Fenster, allmählich entspannst du ein wenig, lehnst dich zurück.

Du holst tief Luft, lässt den Tag hinter dir, atmest langsam wieder aus. Du spürst deinen Atem, die Arme an deiner Seite, du atmest tief ein und wieder aus, ein und wieder aus, mit jedem Atemzug kommt dein Atem mehr und mehr zur Ruhe, er fließt leicht, ohne Mühe, du spürst die Wärme der Sonnenstrahlen im Raum, deine Gedanken schweifen ein wenig umher, du lässt die Bilder deines Tages Revue passieren, das Leben da draußen entfernt sich mehr und mehr, alle Geräusche der Welt da draußen kommen zur Ruhe, mehr und mehr.

Du fühlst die Ruhe in dir und lässt deinen Blick einfach durch dein Zimmer schweifen, ohne Gedanken, ohne Ziel....dein Blick gleitet durch den Raum, in dem du bist, du siehst die Bilder an der Wand, das Licht, die vertrauten Möbel und Gegenstände, du wendest deinen Kopf ein wenig, lässt deinen Blick weiter schweifen...du blickst zur Wand. Du betrachtest sie eingehender, denn etwas hat deine Aufmerksamkeit geweckt.... diese Wand wirkt verändert, zunächst kannst du es nicht erkennen, du stehst langsam auf, den Blick weiter auf einen Punkt gerichtet, einen Fleck an dieser Wand, der zuvor nicht da war, du gehst langsam näher und erkennst ein Schloss, ein Schloss, in dem ein geschwungener Messingschlüssel steckt, er scheint alt zu sein, nie zuvor ist dir dieses Schloss aufgefallen, dein Blick gleitet interessiert über die Wand, du erkennst nun Umrisse einer Tür, du trittst näher, ja, du stehst nun vor einer verborgenen Tür.

Du willst gerade zum Schlüssel greifen, als sich diese Tür ganz langsam öffnet...nur einen Spalt....vorsichtig ziehst du sie weiter auf. Du kannst kaum erkennen, was hinter ihr verborgen liegt, nur Dunkelheit, du öffnest sie weiter, um das Licht des Zimmers hineinzulassen in die Öffnung, die sich auftut, du erahnst schemenhaft einen Raum, der hinter dieser Tür liegt du betrittst ihn, dir ist ein wenig unwohl, gehst dennoch langsam Schritt für Schritt in die Dunkelheit … und du bemerkst, dass sich die Tür durch die du soeben gegangen bist, nun langsam hinter dir schließt. Doch du möchtest weitergehen, in die Dunkelheit.

Du bist nun allein, kein Geräusch, das zu dir dringt, nach und nach ein schwaches fahles Licht, mit jedem Schritt lichtet sich das Dunkel, deine Schritte hallen, als du vorwärts gehst und du erkennst, dass du in einem großen Raum bist, mit hohen Decken, fensterlos,.... ein großer Saal, niemand außer dir ist hier....du schaust dich um, lange schon kann niemand mehr hier gewesen sein, denkst du, denn du bemerkst den fahlen Staub auf dem Boden.... du nimmst den Geruch vergangener Zeiten wahr, dieser Raum ist alt....du blickst dich nun um und entdeckst schwere weinrote Samtvorhänge an der Wand links von dir, der Stoff ganz abgewetzt und fahl auch er vom Staub, du lässt deinen Blick weiter durch den Raum schweifen, und erblickst in der Mitte dieses großen, hohen Saals einen antiken Stuhl, er ist aus Holz, mit Ornamenten verziert, altes, abgesessenes Leder auf dem Sitz.... du entschließt dich, zu ihm zugehen, du nimmst Platz….
Vor dir erblickst du nun die samtenen, schweren Vorhänge an der Wand. Du bist in einem Theatersaal aus längst vergangener Zeit.

Die Vorhänge öffnen sich, du siehst nun auf eine Leinwand und das Licht um dich herum erlischt.

Aus der Dunkelheit nähert sich dir plötzlich langsam eine Gestalt. Du kannst sie nicht erkennen, weißt nicht, wer sie ist, sie ist nebelgleich. Sie schaut dich verzweifelt an, stellt sich hinter dich und legt ihre Hand auf deine Schulter und sagt: „Ich bin der Schmerz und ich zeige dir nun Bilder aus deinem Leben. Bilder deines größten Schmerzes, schau genau hin.“
Du siehst zur Leinwand, siehst nun Bilder aus deinem Leben, deinen allergrößten Schmerz….

Es gibt ein Bild unter diesen Bildern, das dich mehr als alle anderen schmerzt. Schau es dir an und spür genau nach, wo er ist in deinem Körper, der Schmerz, wie er sich anfühlt, als du dieses Bild betrachtest.
Fühlst du ihn?
Lass den Schmerz größer und größer werden, dir wird nichts geschehen, er darf sein, wehre dich nicht gegen ihn, lass den Schmerz ein, ganz tief, lass ihn größer werden, mit jedem Atemzug, ja, dieser Schmerz tut weh, er darf sein.

„Präge dir das Bild dieses Schmerzes gut ein“, sagt die Gestalt, und überreicht dir ein Geschenk, sie sagt: Dies ist das Bild deines größten Schmerzes. Nimm es mit dir, es braucht einen Raum, häng es auf, wenn du heimkehrst.....du nimmst das Bild entgegen und legst es auf deinen Schoß. Du fühlst den Schmerz.

Die Gestalt verschwindet, keine Bilder mehr zu sehen, doch dort, wo zuvor das Wesen des Schmerzes war, erscheint nun eine andere Gestalt. Auch sie kannst du kaum erkennen, weißt nicht wer es ist. Diese Gestalt blickt dich traurig an, kommt langsam auf dich zu. Sie steht nun an deiner Seite und deutet auf die Leinwand und sagt: „Ich bin die Trauer und ich zeige dir nun deine größte Trauer, die in deinem Herzen wohnt. Es sind die Niederlagen, die Verluste und gescheiterten Träume. Sieh genau hin, es sind Bilder aus deinem Leben....du blickst zur Leinwand, siehst nun die Bilder deiner tiefsten Trauer.
Es gibt ein Bild unter diesen Bildern, das dich mehr als alle anderen trauernd macht. Schau es dir genau an. Spüre nach, wo sie ist in deinem Körper, die Trauer, wie sie sich anfühlt, als du dieses eine Bild betrachtest.
Fühlst du sie?
Lass sie größer und größer werden, sie darf sein, wehre dich nicht gegen sie, lass die Trauer ein mit jedem Atemzug, ganz tief, lass sie größer werden, lass dich ganz einnehmen von ihr..., ja, diese Trauer tut weh, sie darf sein.

Als deine Trauer am größten ist, sagt die Gestalt, ich muss nun gehen. Sie überreicht dir ein Geschenk und sagt, dies ist das Bild deiner größten Trauer. Trage es immer bei dir und gib ihm einen Platz. Du nimmst das Geschenk entgegen. Es ist ein Bild deiner größten Trauer.

Die Gestalt verschwindet in der Dunkelheit, du atmest schwer, dein Herz schmerzt, doch nun tritt eine letzte Gestalt an dich heran, diese ist heller als die Trauer und der Schmerz zuvor, ein Wesen, das aus Licht besteht. Es schaut dich mitfühlend an, streicht dir übers Haar, sie stellt sich hinter dich und legt behutsam ihre Hand auf deine Schulter. Sie zeigt in Richtung der Leinwand und erneut beginnt der Film deines Lebens, mit dem Schmerz und der Trauer....
Die Gestalt weist auf all diese Bilder, die vor deinen Augen nun erneut erscheinen und sagt: Ich bin das Mitgefühl, die Selbstliebe, du hast nun all das gesehen, schau noch einmal hin, du fühlst den Schmerz und fühlst die Trauer, aber mit mir wird diese leichter. Ich kann dir den Schmerz und die Trauer nicht ersparen, aber wenn du mich bei dir sein lässt, wird es leichter, denn hast du gesehen? Zwischen der Trauer und dem Schmerz, ja, dort verborgen sind deine Wünsche, deine Träume. Sperre sie nicht weg, sondern träume groß, auch, wenn die Angst dich daran erinnert, dass Wünsche nicht immer erfüllt werden. Dass auch ohne Schuld Unrecht geschieht, dass du Dinge und Menschen verlieren kannst, ohne dass du es möchtest. Du kannst manches tun, aber manchmal reicht es nicht, alles zu geben, denn nicht alles hängt von dir ab. Manchmal bleibt ein Wunsch ein Wunsch, manchmal wird er Wirklichkeit, wer weiß das schon so genau? In der Zwischenzeit: entwickle deine Wünsche weiter, im Hier und Jetzt, denn vielleicht eines Tages, klopft ein junger Mann an deine Tür, dem du fremd bist und der dir fremd ist. Stelle deine Erwartungen darauf ein. Es wird Zeit vergangen sein. Die Zeit kann man nicht festhalten, nicht zurückholen, man muss es auch nicht. Und wenn sie wehtun diese Gedanken, dann rufe die Trauer, denn sie zeigt dir, von welchem Wert dir manche Erinnerung ist.

Die Trauer vermag nicht zu heilen, aber sie zeigt dir, du bist nicht allein, bist keine Insel, denn in einem kleinen Raum in deinem Herzen, da, wo die Trauer wohnt, da lebt dein Sohn, nach dem du dich sehnst, in dir hat er ein zu Hause. Jederzeit. Lass die Tür der Trauer also weit offen stehen, damit er kommen kann, wann immer er es möchte. Das ist alles, was du tun kannst. Gestalte diesen Raum, denn dort triffst du ihn.
Und wenn du diese Tür öffnest, ja, dann wird sich auch der Schmerz zu dir gesellen. Dein Herz wird schmerzen, du spürst dann ein Reißen und Ziehen, kannst kaum atmen, so schwer wiegt der Schmerz, Sein Stechen erinnert dich daran, dass dir ein Teil deiner Selbst entrissen wurde, ohne, dass du es wolltest. Aber dieser Schmerz zeigt dir auch, dass es fern von dir einen Menschen gibt, der deine Wurzeln hat, der diesen Teil deines Herzens besitzt, an dem du eine Verwundung trägst. Erinnerungen können verblassen, Wünsche können vergehen und Hoffnung kann versiegen. Aber dieser eine Mensch hat deine Wurzeln. Er trägt sie bei sich, so wie du deine Wunde bei dir trägst. Der Schmerz erinnert dich, dass ihr verbunden seid, egal ob nah, ob fern, ganz egal, wie viel Zeit vergeht. Der Schmerz sagt dir: schließe mich nicht weg, blende mich nicht aus, denn ohne mich finden deine Wünsche kein Ziel. Ich erinnere dich daran, dass du ein Mensch bist, der am Leben ist und lieben kann. Und dass du verbunden bist mit Menschen, es immer sein wirst, auch, wenn dieser eine Mensch nicht da ist. Dort wo Liebe ist, werde ich immer sein, denn da wo Liebe ist, gibt es immer auch Trennung.

Du bist du, dein Leben ist dein Leben, so wie es ist. Und das ist alles, was es zu sein braucht. Es gibt nichts zu tun. Du bist der Mensch, der du bist, egal, was gewesen, egal, was noch kommen wird. Egal was und wie viel du tust. Du sollst kein Anderer sein oder werden. Es gibt nichts zu tun.

Noch immer spürst du die Hand des Mitgefühls auf deiner Schulter und schließlich sagte sie: Auch ich möchte dir etwas schenken, es sind zwei Bilderrahmen: der Rahmen des Annehmens und der Rahmen des Loslassens. Sie können alles verändern. Die Gestalt sagt dir: Nimm die Bilder von Bruder Schmerz und Schwester Trauer mit dir, wenn du heimkehrst und versehe sie mit diesen beiden Rahmen. Siehe sie dir die Bilder dann oft an, schließe sie nicht weg. Der Schmerz, die Trauer und auch ich sind ein Teil von dir.

Die Gestalt geht, der Vorhang schließt sich und der Raum erhellt sich. Du bist wieder allein. Auf deinem Schoß liegen nun zwei Bilder: Du nimmst sie, rahmst sie ein und schaust sie dir nacheinander an. Da ist der größte Schmerz, in dem du plötzlich auch Liebe fühlst, Verbundenheit. Da ist die Trauer, über das, was ist, doch nun auch Freude, über das, was war und Hoffnung, was vielleicht sein wird.
Du kannst es nun sein lassen, so, wie es ist, die Trauer darf sein, auch der Schmerz und du spürst, diese Bilder gehören zu dir, sie sind dein Sohn, sie sind du, sie sind deine Vergangenheit, deine Gegenwart und Zukunft, dein Herz, der Ort, wo du zu Hause bist, sie sind ein Teil der vielen Energie in dir, ein Teil deines Willens und Ehrgeizes, ein Teil der Kraft, die dich antreibt, dein Sinn.

Du atmest tief ein und langsam wieder aus, als du die Bilder betrachtest, die Schwere der Trauer und des Schmerzes weicht allmählich, du bist erschöpft, aber spürst nun auch Ruhe in dir, du stehst auf und weißt, es ist nun Zeit zu gehen, zurück in dein Leben im Hier und Jetzt. Du nimmst die Bilder mit dir. Du hältst sie ganz nah bei dir, denn sie sind dein. Du gehst zur Tür, die zum Zimmer deiner Wohnung führt, aus dem du gekommen bist. Noch einmal drehst du dich um und weißt, du wirst wiederkommen, wann immer du Kraft brauchst, wann immer du nicht mehr weiterweißt, wann immer du dich wiederfinden musst.

Du drehst dich um und gehst nun. Hinter dir schließt sich diese Tür und als du erwachst, sitzt du noch immer in deinem Sofa, noch immer scheint die Sonne in deinen Raum. Du siehst die Möbel, die vertrauten Gegenstände, lässt deinen Blick durchs Zimmer schweifen, auf deinem Schoß zwei Bilder.


© traces 4/16


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Heimkommen

31.10.2016 um 20:32
Sehr nice.


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Heimkommen

03.11.2016 um 12:54
Ich bin sprachlos...und den Tränen nah...
Danke für diese berührenden Zeilen @traces


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