DIE INSEL DER PUPPEN
Isla de las Muñecas, Mexiko
Südlich der mexikanischen Hauptstadt Mexiko-Stadt liegtin einer Moorlandschaft die fast menschenleere "Insel der Puppen". 1951 ist hier ein Mädchen unter mysteriösen Umständen ertrunken. Don Juliàn Santana Barrera, der Insel-Verwalter, versuchte vergeblich, das Kind zu retten, und entwickelte später daraus eine Phobie: Er fühlte sich von dem toten Kind verfolgt. Als Abwehrmassnahme hängte er verstümmelte Spielzeugpuppen in die Bäume, um den Geist des Kindes fernzuhalten. Tausende von Puppen baumeln heute in den Bäumen und Büschen oder sind auf Äste aufgespiesst; es werden immer mehr, da die Insel mittlerweile zu einem Kultort für Mutproben junger Mexikaner geworden ist. 2001 ertrank Don Barren auf seiner "Insel der Puppen".

SELBSTMORD-WALD
Aokigahara Forest, Japan
Bis zu 100 Menschen jährlich begehen am Fusse des Mount Fuji im Aokigahara Forest in Japan Selbstmord.
Dass dieser Ort als perfekter Platz zum Sterben ausgesucht wird, liegt an einem Roman aus den 1960er-Jahren. In "Kuroi Jukai", so der Titel, nehmen sich zwei Menschen das Leben-genau in diesem undurchdringlichen Wald. Seit 50 Jahren ist diese Stelle nun Pilgerstätte für Scharen von Lebensmüden und Gruselfreunden.
Wer sich nicht umbringt, läuft Gefahr, sich in dem dichten Wald zu verirren. Auf Schildern wird an die Vernunft der Besucher appelliert: Das Leben ist ein wertvolles Geschenk, das dir deine Eltern gemacht haben. Oder: Wende dich bitte an die Polizei, wenn du den Wunsch hast zu sterben.
Die Hinweise wirken nicht immer. Auf dem Parkplatz am Rande des Waldes stehen verlassene Autos, deren Besitzer in den Wald hineingegangen, aber nicht mehr herausgekommen sind.

DIE KNOCHENKIRCHE
Sedlec, Tschechien
Anziehungspunkt für in-und ausländische Touristen ist die tschechische Stadt Kutnà Hora (Kuttenberg), östlich von Prag. Das liegt einerseits daran, dass die Altstadt in das Unesco-Verzeichnis des Weltkulturerbes aufgenommen worden ist, zum anderen an der Knochenkirche im Stadtteil Sedlec. Vor etwa 740 Jahren hatte ein Abt aus Jerusalem heilige Erde vom Ort der Kreuzigung Jesu, dem Berg Golgatha, mitgebracht und auf dem Friedhof in Sedlec verstreut. Weil deswegen in den Jahrhunderten danach Menschen aus ganz Europa dort begraben werden wollten, gab es auf dem Friedhof irgendwann keinen Platz mehr. Die Knochen wurden fortan als Grundmaterial für morbide Kunstwerke genommen. So "schmücken" Gebeine von rund 40 000 Menschen den Innenraum der Friedhofskapelle.
Im Kronleuchter in der Mitte der Kapelle sind allein 206 Knochen eines Menschenkörpers eingearbeitet. Monstranzen für die Aufbewahrung der Hostien sind aus einem Schädel gebildet, umkränzt von Sonnenstrahlen aus Oberschenkel-und Kreuzbeinknochen.

DIE BEELITZ-HEILSTÄTTEN
Beelitz, Deutschland
Tuberkulose-Kranke wurden hier um 1900 behandelt, später verletzte Weltkriegssoldaten bei vollem Bewusstsein operiert. Inzwischen ist das riesige Areal der Beelitz-Heilstätten nahe Potsdam mit seinem rund 60 Gebäuden total verfallen. Operationslampen hängen verrottet von der Decke, unter ihnen vergammelte Liegen. Die Kulisse mutet düster und unheimlich an, lockt aber auch Neugierige und Fotografen. Illegale Partys werden hier gefeiert, vorwiegend zu Halloween und in der Walpurgisnacht, auch von Geister-Séancen und satanischen Messen wird berichtet. Wirklich passiert sind zwei Mordfälle auf dem Gelände. 1991 hat die "Bestie von Beelitz" die Frau eines russischen Chefarztes und deren Baby getötet. 2008 erwürgte ein Hobbyfotograf eine Frau in einem ehemaligen Pförtnergebäude.
Was den Gruselfaktor dieses Ortes noch erhöht: Aus dem vierten Stock stürzte vor sechs Jahren ein junger Mann zu Tode, ein anderer fiel in einen Schacht und wurde schwer verletzt geborgen.
Für Deutschlands unheimlichste Klinik ist aber eine bessere Zukunft in Sicht: Ein Teil soll zu einem "Creative Village" umgebaut werden und im Frühjahr 2017 erstmals zu beziehen sein.

DIE PSYCHIATRISCHE ANSTALT BEECHWORTH
Australien
Das Beechworth Lunatic Asylum war zwischen 1867 und 1995 eine der grössten Irrenanstalten, wie es früher hiess, im australischen Staat Victoria. Jetzt sollen in den Gebäuden die Seelen von vielen der mindestens 3000 hier gestorbenen Menschen ihr Unwesen treiben. Für Gruselwillige gibt es abendliche Geistertouren mit Geschichten von mittelalterlichen Behandlungsmethoden und Führungen durch das Anwesen.

DER SCREAMING-TUNNEL
Niagara Falls, Kanada
Es soll spuken in diesem 38 Meter langen Tunnel unterhalb einer Bahnstrecke in Niagara Falls in Kanada. Er lockt viele Besucher an, um Geistertouren zu erleben, und war auch Drehort für den Film "Dead Zone" mit Christopher Walken.
Es wird berichtet, dass ein Streichholz, das nachts im Tunnel entzündet wird, sofort durch einen Windstoss ausgeblasen werde und ein lauter Schrei zu hören sei. Der Legende nach handelt es sich dabei um den Schrei eines Mädchen von einem in der Nähe liegenden Bauernhof, das im Tunnel tödlich verbrannte. Es existieren mehrere Versionen zu dieser Geschichte. In einer wird erzählt, dass der Vater seiner Tochter angezündet hat, nachdem er erfahren hatte, dass er bei der geplanten Scheidung nicht das Sorgerecht für seine Tochter erhalten würde. Als der Mann ob dieser Nachricht seine Frau niederschlug, flüchtete die Tochter in den Tunnel, wo sie von ihrem Vater aufgespürt und getötet wurde.

DIE KAPUZINER-KATAKOMBEN
Palermo, Italien
Gut 2000 Mumien sind in offenen oder verglasten Särgen aufgebahrt, auf Sockeln an der Wand stehend, bedrohlich herabblickend, nur noch von einem Draht gehalten.Wie bei Schlafenden im Zug sind die Köpfe nach vorn gebeugt. Man muss schon starke Nerven haben, wenn man die Kapuziner-Katakomben in Palermo besichtigt. Die Klostergewölbe waren ursprünglich nur für die Mönche gedacht, doch irgendwann geriet es zum Statussymbol, hier begraben zu werden. Als "schönste Mumie der Welt" gilt die in den Katakomben beigesetzte Rosalia Lombardo, die 1920 an der Spanische Grippe starb. Sie sieht aus, als ob sie schlafen würde.

GREYFRIARS KIRKYARD
Edinburgh, Schottland
Der uralte Friedhof wird von vielen schon bei Tageslicht als gruselig empfunden, erst recht im Dunkeln. Verstorbene wurden seit dem 16. Jahrhundert dort beigesetzt. Ein Teilbereich des Friedhofs war bis 1679 Gefängnis für Aufständische, die sich 1638 gegen die Stuarts, die königliche Familie, aufgelehnt hatten.
Die meisten starben damals elendig oder wurden hingerichtet und auch dort begraben-ebenso wie Sir Geroge Mackenzie, der die Hinrichtungen befehligt hatte.
In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Geschichten von Besuchern des Covenanters`Prison über gespenstische Phänomene, merkwürdige Gerüche, geisterhafte Stimmen, sogar über körperliche Attacken. Es soll 1999 damit begonnen haben, nachdem ein Obdachloser das Mausoleum Mackenzies betreten und damit entweiht hatte. Der sogenannte Mackenzie-Poltergeist ist heute ein Anziehungspunkt für Touristen. Eine Firma bietet nächtliche Touren über den Friedhof an, unter dem Namen "City of the Dead".
Wer trotz des Grusels mutig bleibt, kann an die Tür des Mausoleums klopfen und rufen: Komm raus, blutiger Mackenzie, wenn du dich traust!

KAROSTA-GEFÄNGNISHOTEL
Liepaja, Lettland
Die Hölle auf Erden: So bezeichneten frühere Insassen des Karosta-Militärgefängnis im lettischen Liepaja.
Zwischen 1900 und 1997 sassen dort hauptsächlich sowjetische und lettische Offiziere, desertierte deutsche Wehrmachtssoldaten und Regimegegner der Stalin-Diktatur ein. Welche Gräuel dort in der blutigen Vergangenheit wirklich passiert sind, ist nicht bekannt. Dem Gefängnis gegenüber liegt ein Massengrab mit Sträflingen, die am Gefängniszaun erschossen wurden.
Das Gebäude ist heute ein Rollenspiel-Museum mit angeschlossenem "Hotel". Kerker und Zellen können besichtigt werden, bei der Führung mit Showelementen erfährt man vieles über das Knastleben. Es gibt Verhöre, verbale Angriffe, bei Ungehorsam auch physische Übergriffe-genehmigt durch ein vorheriges Einverständnis per Formular.
Wer die "Extreme Nacht" bucht, bleibt bis zum Morgen in einer Zelle, Hotelkomfort natürlich ausgeschlossen. Stattdessen herrscht Trostlosigkeit. Es gibt kahle Wände mit eingeritzten Nachrichten von früheren Gefangenen, Holzpritschen und eiserne Kojen mit billigen und abgenutzten Matratzen, widerliches Gefängnisessen und genauso widerliche Wärter in sowjetischen Uniformen, die nachts mit lautem Gerassel die Zellentür aufschliessen, um die Schlafruhe zu stören. "Hotel"-Gäste erzählen auch von Unerklärlichem: Klappernde Schritte, Glühbirnen, die sich aus der Fassung drehen, sich selbst öffnende Zellen und unheimliche Geräusche.

INVASION DER PALMENFLUGHUNDE
Kasanka-Nationalpark, Sambia
Alljährlich zu Beginn der Regenzeit im Oktober fallen bis zu zehn Millionen Palmenflughunde, eine Fledertier-Art, in den sambischen Nationalpark ein-und das in einem nur wenige Quadratkilometer grossen Gebiet. Tagsüber hängen sie in riesigen Trauben an den Bäumen. Bei Abenddämmerung geht es auf Nahrungssuche bis zum nächsten Morgen. Sie haben es auf reife Früchte und deren Nektar abgesehen. Wenn die Futtersuche beginnt, wird der Himmel schwarz durch die schwirrenden Flughunde.
Sie haben spitze, kurze Ohren, eine Schnauze wie ein Windhund, scharfe Klauen und grosse Augen, eine bleiche, durchsichtige Haut, die von Knöchelchen zu einer Spannweite von knapp einem Meter aufgespreizt werden kann.
Es ist ein extrem gruseliger Anblick, wenn diese lebende schwarze Wolke auf die Beobachter, die sich zum Fotografieren in Bäumen verstecken, zurast und sie einhüllt. Noch gefährlicher ist, dass die Flatterwesen Krokodile und Pythons anziehen.

Quelle: P.M. Fragen&Antworten 10/16