Einen verdammten Kilometer musste ich heute von meinem Lieblings-S-bahnhof, Bayerischer Bahnhof (auch wenn ich ansonsten als waschechte Sächsin dem bayerischen voreingenommen begegne) laufen um einen Discounter zu finden, der zwar die gleiche Ausstattung, wie der Heimat- Netto hat, aber das Flair von einer Unterführung in einer versifften Kleinstadt irgendwo im Nirgendwo von Sachsen.

Ich fühle mich unwohl zwischen den ganzen Häuserfronten, eingekesselt und stets von Fahrradfahren, Autos oder die Geschwindigkeitsbegrenzung nicht beachtenden Straßenbahnen bedroht überfahren zu werden. Hier ist der Schauplatz kafkaesker Ausweglosigkeit.
Getrieben vom großen Unbekannten und ausgelacht von skurrilen Leuten. Die hier in der Stadt scheinen alle nicht richtig normal zu sein. Normal Leute sucht man hier vergebens. Wer schreibt denn bitte "Flüchtlinge willkommen" an einen Neubaublock?
Dieses ursprünglich politisch links motivierte Graffito bekommt dadurch schon fast etwas dümmliches durch die Verwendung der Muttersprache des Sprayers.

Zeige mir den Flüchtling, der schon Deutsch konnte, als er willkommen gehießen werden wollte!
Was soll das? Mit der Verwendung der falschen Sprache wird die Botschaft verfälscht, von einem rebellischen "Scheiß drauf, ich finde gut dass ihr hier seit, wohnt doch bitte in meiner Nachbarschaft" zu einem "Seht her, ich will ein Gutmensch sein".

Und im ganzen Markendiscount habe ich keinen gesehen, der Deutsch nicht beherrscht, aber auch keinen, der stehenbleibt um sich mit anderen Kunden zu unterhalten, der überhaupt lächelt oder einfach nur gelassen durch die Gänge schlendert.