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Die Erzählung beginnt mit einer toten Sechzehnjährigen auf dem Küchentisch ihres 41-jährigen Ehemannes: sie hat sich mit einer Marien-Ikone in der Hand aus dem Fenster gestürzt.

In Rückblenden erzählt der Mann die Geschichte ihrer Ehe.

Ihre Eltern sind früh verstorben und sie wächst bei Tanten auf, die sie an einen Kaufmann in den Fünfzigern verkuppeln (eigentlich verscherbeln) wollen, und sie rettet sich in eine Ehe mit einem 41-jährigen Pflandleiher.

Er ist ein ehemaliger Offizier, der unehrenhaft aus der Armee entlassen worden ist, weil er als Zeuge einer Beleidigung eines Kompaniekollegen diesen nicht verteidigt hat und einem Duell aus dem Weg gegangen ist. Ein Onkel hat seine angesparte Absicherung verlumpt, womit er, da er eine zivile Staatsdienststelle ablehnt, als Obdachloser sein Leben fristet, bis eine Erbschaft ihm ermöglicht, ein Pfandleihhaus zu eröffnen.

In dieser Funktion lernt er das sechzehnjährige, von den Tanten versklavte Mädchen kennen und heiratet sie, obwohl auch er ihr klar macht, dass nicht ihre idealistischen Jugendträume ihr Leben bestimmen werden, sondern das Geld. Er will in kurzer Zeit Rücklagen bilden, damit er ein arbeitsfreies Leben führen kann.

Dass diese Dominanz durch einen älteren Herrn, der ihr auch verbietet, ohne seine Zustimmung außer Haus zu gehen, nicht gut gehen kann, liegt auf der Hand. Sie beginnt eine Affäre mit einem ehemaligen Kompaniekollegen ihres Mannes, hinter die er kommt. Die Ehe liegt auf Eis, und sie will ihn erschießen, drückt aber nicht ab, als sie die Pistole bereits an seiner Schläfe hat, während er scheinbar schläft.

Er hält sein Nichtstun während der bedrohlichen Situation für einen Sieg, da sie nicht den Mut hat, ihn zu erschießen, und beginnt sich ihr wieder anzunähern, indem er sie vergöttert und ihre Füße küsst. Dieser Liebesanfall wird nicht erwidert, und nach einer Fieberkrankheit springt sie mit einer Marienikone in der Hand aus dem Fenster.

Der Pfandleiher endet in Selbstgesprächen und fantasiert, dass er vor Gericht nicht nur dieses, sondern die gesamte Gesellschaft ablehnen wird.

Dostojewski zertrümmert meiner Ansicht nach die soziale und moralische Gegebenheit in Russland. Letztlich ist nichts und niemand auch nur im Geringsten vorbildlich, sondern jede Person ist einer Lebenssituation ausgesetzt, in der sie vernichtet wird.

Positive Charaktere oder sozial-moralische Lichtblicke? Nicht die Spur.