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Eigentlich ein Phänomen. Mayröcker gilt als ganz große Lyrikerin Österreichs und beginnt als fast Neunzigjährige eine Trilogie mit Kurztexten, die sich um den Tod, die Vergänglichkeit, den Lebenswillen, Erinnerungen, Musik, Literatur, Malerei dreht: schlicht - um ihr Leben. études ist der erste Teil.

Ihre Sprache ist bildhaft, ohne je in Klischees zu verfallen, von einem unglaublichen Wortschatz und einer sprachlichen Zerrissenheit wie Präzision.

Diese Texte sind so beeindruckend, dass sie in hohem Alter damit den Österreichischen Buchpreis erhält.

Ich habe diesen Band in einem Durchgang heute Abend gelesen und bin immer noch gefangen in diesen Texten. Die sprachliche Eigentümlichkeit bedarf einer gewissen Einlesezeit, aber danach wird man überwältigt von der Sprachgewalt und den immer wieder eingestreuten Lebenserinnerungen (Reisen nach London, Paris, Italien; ein Spaziergang mit Fellini durch den Wiener Naschmarkt - und alles nur in sprachlichen Blitzlichtern, als ob diese alte Dame ihre Lebenserinnerungen festhalten möchte).

Eine sehr beeindruckende Lektüre, wenn man bedenkt, dass viele Menschen in diesem Alter aufgrund von Demenz ihr ganzes Leben verlieren, und hier wird Literatur verfasst, welche viele jüngere Schreibende in den Schatten stellt.

http://www.suhrkamp.de/buecher/etudes_42399.html
Wikipedia: Friederike Mayröcker

Damit sich ein Bild von diesen Texten gemacht werden kann, zwei Ausschnitte im Spoiler

Über den Tod:


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Über Heimat:


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