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Das Buch des 2017 verstorbenen französischen Philosophen Miguel Abensour hat nicht gehalten, was es versprochen hat. Dazu ist es viel zu versponnen.

Abensour setzt sich mit "wahrer" und "wilder" Demokratie auseinander. "Wahre Demokratie" sucht er in Karl Marx' Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie aus dem Jahr 1843, in dem Marx die Verwirklichung der Demokratie gegen einen Machiavellischen Staat sucht, einen Staat, der ein "il stato" ist, ein Gemeinwesen, das absolute Herrschaft ausübt. Auf dieser Grundlage sieht Marx auch im Kommunismus - der wahren Demokratie - das Absterben des Staates.

Den Versuch, "wahre Demokratie" gegen einen machiavellischen Staat umzusetzen, sieht Abensour in zwei historischen Ereignissen: in der Pariser Kommune von 1871 sowie im Aufstand in Ungarn 1956.

Mit dem Begriff "wilde Demokratie" greift Abensour in die Gegenwart und schließt an anarchistische Denkweisen an. Die parlamentarische Demokratie und den Rechtsstaat sieht er als Machtmittel eines machiavellischen Staates, gegen den "wilde" demokratische Ausdrucksformen legitim sind. Den Begriff /wild/ setzt er in Beziehung mit "wilden Streiks", also mit nicht von Gewerkschaften organisierten Kampfformen der Arbeiterschaft.

Was Abensour genau damit für die politische Tätigkeit meint, bleibt verschleiert, da diese Positionen aus dem Buch herausgeschält werden müssen. Gefühlte 90% sind schwer zu lesende, rein philosophische Auseinandersetzungen über Positionen von Hegel und Marx bis Arendt und französischen Anarchisten.

Wikipedia: Miguel Abensour
http://www.suhrkamp.de/buecher/demokratie_gegen_den_staat-miguel_abensour_58574.html
http://www.zeit.de/2012/35/Miguel-Abensour-Demokratie-gegen-den-Staat