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Ein frühes Werk von Grillparzer (so man dies für einen 40-Jährigen sagen kann) aus dem Jahr 1831.

Die soeben in Sestos zur Amor-Priesterin geweihte Hero verliebt sich am Tag der Weihe in einen jungen Mann namens Leander, der am gegenüberliegenden Ufer des Hellespont (der Dardanellen) in Abydos lebt. Zwar will sie ihn abweisen und ihrer jungfräulichen Priesterinnenpflicht nachkommen, doch Leander schwimmt in der Nacht - von ihrem Licht geleitet - zu Hero und klettert auf ihren priesterlichen Wohnturm. Heros Widerstand schmilzt, sie verliebt sich auch, und Leander verspricht, kommende Nacht wieder zu ihr zu schwimmen. Heros Licht erlöscht jedoch in einem Sturm, Leander ertrinkt und Hero stirbt an zerbrochenem Herz. Beide werden in einem gemeinsamen Grab bestattet.

Das klingt nach überladenem Motiv-Mischmasch: ist es auch. Auch kompositionelle Fehler machen neben der gestelzten Sprache das Stück beinahe zu einer Qual.

Hero ist hat mit ihrem Elternhaus gebrochen, um im Tempel ihres Onkels Priesterin zu werden. Am Tag des Weihefestes kommen ihre Eltern, es findet eine Versöhnung statt, von ihrem Bruder wird berichtet, dass er Eltern und Braut verlassen hat, um in einen Krieg zu ziehen. Aus. Danach spielen sie keine Rolle mehr.

Hero ist stolz, Priesterin zu werden, und wie sie und Leander einander im Turm näher kommen (ohne Andeutung irgendwelcher Intimitäten, obwohl Shakespeares Romeo und Julia einen entgegenschreien), zählt Hero Leanders Bitte, wann er wieder kommen darf, runter: in einem Jahr, am ersten Tag des nächsten Neumonds, "morgen". Als ob sich Leander in einen sprechenden Holzstecken verliebt hätte ;)

Die seelische Zerrissenheit Heros zwischen Elternliebe, Liebe zu ihrer Priesterschaft und Liebe zu Leander bzw. ihre ursprüngliche Verweigerung, die traditionelle Frauenrolle einzunehmen, und das Intrigenspiel des etwas ahnenden Onkels (dem Oberpriester) hätte schon was, aber diese Umsetzung ist nicht gelungen. Sie hinterlässt den Eindruck eines jungen, ungeübten Dichters, aber Grillparzer war schon 40 ... und damit bin ich wieder am Anfang ...

Der Text online:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/des-meeres-und-der-liebe-wellen-1518/1

Das Schauspielhaus Leipzig scheint 2013 bei einem der seltenen Adaptionen des Stücks einen Zugang gewählt zu haben, der dem Stoff gerecht zu werden scheint: das Umfeld ist gelöscht (in Schwarz gehalten) und das Leid der sich nicht finden dürfenden Liebenden ist in den Mittelpunkt gestellt. Hier der Trailer:

Youtube: Trailer "Des Meeres und der Liebe Wellen"
Trailer "Des Meeres und der Liebe Wellen"
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Zur Sage von Hero und Leander:
Wikipedia: Hero und Leander