Es war mal wieder soweit.
Aufgeregt packte ich meinen kleinen blauen Pappkoffer, den karierten Rucksack und los ging die Reise.
Mit der Überlandbahn fuhren Mutti und ich in die nächste Stadt zum Bahnhof.
Der erste Weg führte uns immer in die MITROPA.
Mutti holte sich einen Kaffee. Ich hatte die Wahl zwischen zwei Suppen in der Tasse.
Soljanka oder Eierflockensuppe.
Die Eiersuppe war allerdings nicht essbar. Sie schmeckte wie Abwaschwasser und roch auch so.
Nach dem Kauf der Fahrkarte, ging es die Treppen rauf zum Bahnsteig.
Ein Eisenbahner in Uniform ging am Zug entlang und klopfte an den Puffern und Rädern mit einem Eisenstab oder Werkzeug.
Ich bestaunte inzwischen den rot-schwarzen Koloss, die Dampflokomotive.
Sie seufzte und zischte schon ungeduldig vor sich hin.
Der Bahnarbeiter kam auf uns zu und wechselte ein paar Worte mit Mutti. Er war mein Onkel und er sollte auf mich acht geben, denn ab jetzt durfte ich allein weiter fahren.
Als mein Onkel die Kelle hob, auf seiner Trillerpfeife pfiff, setzte sich schnaubend der Zug in Bewegung. Schnell sprang mein Onkel auf.
Kurz darauf kam er, um die Fahrkarten zu kontrollieren. Ganz offiziell, als ob er mich nicht kennt.
Ich musste an Opa denken. Wenn ich mit ihm fuhr, fragte er immer: „Hörst du die Melodie der Eisenbahn? Hör genau auf den Rhythmus, ta tata da, ta tata da, wir schaffens noch, wir schaffens noch...“
Aber nun war ich allein, doch in meinen Ohren klang die Melodie weiter, immer weiter- ein Leben lang.
Lange dauerte die Fahrt nicht. Nur Oma wartete auf mich. Opa arbeitete noch in seiner Schmiede.
Fröhlich hüpfte ich unter den blühenden Kastanien, quer durch den alten Friedhof auf das Haus meiner Großeltern zu.
Heim zu den Katzen, Hühnern, Kaninchen, Ziege und Schwein.
Hier begann die schönste Zeit meines Lebens.