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Thomas McCarthy - Rassismus, Imperialismus ...

2 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Rezension, Philosophie, Rassismus ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Seite 1 von 1

Thomas McCarthy - Rassismus, Imperialismus ...

16.05.2018 um 23:16
McCarthy

Große Worte des Neo-Kantianers, das Buch selbst hält nicht, was es verspricht, dazu ist es viel zu sprunghaft in der Thematik und zu oberflächlich in der Wirklichkeitsanalyse.

Ausgangspunkt ist die These, dass sich Rassismus in heutiger Zeit von einem biologischen zu einem kulturellen bzw. sozialen gewandelt hat, der nicht mehr auf biologischen Unterschieden basiert, auch wenn das Human Genom Project dies implizieren könnte.

Als Kantianer geht McCarthy von einer Entwicklungsmöglichkeit der Menschheit aus, aber nicht mehr wie Kant unter der Prämisse einer überlegenen weißen Rasse, welche die rote, gelbe und schwarze in die Höhe der Zivilisation zieht, sondern unter der Prämisse einer globalen Governance, die nicht unbedingt eine Weltregierung zu bedeuten hat, welche eine "globale Gerechtigkeit" (bei Kant hieß es "ewiger Frieden") installieren könnte.

Diese globale Gerechtigkeit muss im Sinne von Gadamers Vielfalt-Axiom pluralistisch unter Einbeziehung derzeit benachteiligter Weltregionen sein, auch wenn Nationalstaatsinteressen und damit wirtschaftliche Dominanzstellungen der USA und Westeuropas (subventionierte Landwirtschaft, Patentdominanz, Konzerneinfluss in Organisationen von G7 bis Weltbank und Internationalem Währungsfond) zu brechen seien, was die Grundvoraussetzung einer gerechten und nachhaltigen Weltordnung sei.

Anzudenken sei auch, dass die Industriestaaten, welche durch Kolonialismus und Imperialismus die Strukturen in vielen Weltregionen nachhaltig verändert haben, Reparationszahlungen für die langfristigen Schäden leisten. Denn viele benachteiligte Staaten hätten keinerlei Möglichkeit aufgrund des oben angeführten Drucks an der Modernisierung beteiligt zu werden und gleichzeitig keinerlei Chance zu vorkolonialen oder vorimperialistischen traditionellen Lebens- und Wirtschaftsformen zurückzukehren.

Ebenso seien Reparationsleistungen der USA innerstaatlich für die afroamerikanische Gemeinde überlegenswert, vor allem da auch nach dem Bürgerkrieg und der Sklavenbefreiung Benachteiligungen nicht aufgehört hätten, und durch die Segregationsgesetze von 1913, die bis 1964 in Kraft waren, die Umstrukturierung einer Gesellschaft begründet hätte, welche durch Ghettoisierung und damit einer Rückkoppelungsschleife der Armut in vielen Bereichen (darunter segregierte Wohnviertel, Arbeitsmarkt, Bildungschancen) eine ethnische Benachteiligung verschärft habe.

Vorbild für Reparationsleistungen sei Deutschland und seine Aufarbeitung der Verbrechen der Nazi-Herrschaft. Für die USA bzw. die ehemaligen Kolonialmächte wünscht er sich eine tiefgehende Aufarbeitung wie sie in der Bundesrepublik als Folge des Historikerstreits in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts stattgefunden hat.

Letztlich ist dieses Buch eine Tour de Force durch verschiedenste Aspekte mit den oben beschriebenen Schlussfolgerungen. Schwerpunkte setzt McCarthy folgendermaßen:

- Kants Rassismus in Gegenüberstellung zu seiner moralisch begründeten Weltentwicklungstheorie
- die US-Segregationspolitik von 1913 bis 1964 mit Ausblicken zurück und nach vor
- imperialistische Dependenz- und Modernisierungstheorien des 20. Jhs
- unipolare Dominanztheorien des US-Neokonservativismus Anfang des 21. Jhs

Alles sehr umfangreich, wie es scheint, aber es sind nicht 3000 Seiten mit ausführlichen Quellenstudien, sondern nur gut 300 Seiten. Dass es da an Tiefe fehlt, ist selbstredend. Auch liest sich das Werk streckenweise wie eine Arbeit eines gut belesenen Studenten (Ich-Tabu wird gebrochen, thematisch wird wildest gesprungen, eine Flut an Name-Dropping und Kurzzitaten von Top-Leuten).

McCarthy ist das nicht, er ist emeritierter Professor für "Humanities" am Institut für Philosophie der Northwestern University, einer US-Privatuniversität.

Eine höfliche Rezension habe ich beim Deutschlandfunk gefunden:
http://www.deutschlandfunkkultur.de/thomas-mccarthy-ueber-rassismus-vervollkommnung-und.1270.de.html?dram:article_id=343328

Wahrscheinlich ist McCarthy eh ein netter Mensch:
http://www.philosophy.northwestern.edu/people/emeriti-faculty/mccarthy-thomas.html


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Fabs ehemaliges Mitglied

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Thomas McCarthy - Rassismus, Imperialismus ...

17.05.2018 um 10:43
Diese Neorassismus-Definitionen sind doch schwer in Mode, werden durch den postmodernen Unibetrieb akademisch noch diskursveredelt und ihre Falsifizierung müsste eigentlich Gegenstand linker Kritik sein. Aber die hampeln da auch gerne mit rum, erheben subjektive Befindlichkeiten zum unhinterfragbaren Dogma (fördern also Irrationalität, indem sie sie über Kritik und Vernunft stellen) und verunmöglichen Kritik selbst an den barbarischsten Tendenzen von Kultur(en); von Kopftuch bis zu FGM gibt es Stimmen, die das kulturrelativistisch verharmlosen. Das Kulturen einen essentialistischen Kern haben, hat die deutsche Kultur respektive ihr grausamer Höhepunkt, der NS, bewiesen, nach der Lesart der Balibar-Fans (übrigens ein ausgemachter Israelhasser: https://aktionzaungast.wordpress.com/2017/12/08/hannah-arendt-preis-fuer-antiwestliche-avantgarde/) wäre das aber zwingend als rassistisch zu verurteilen, weil essentialistisch. Aber anstatt der islamischen Menschenzurichtung, die auf Erziehung zum deindividualisierten, devoten, dem kollektiv treuen Subjekt abstellt und durch soziale Kontrolle innerhalb der Community (und die Verschleierungspraktik ist ein solches Instrument, das Uniformität und Identität herstellen soll) durchgesetzt bzw. verpflichtend gemacht wird, würden diese Schiessbudenfiguren eher noch die Volksgemeinschaft verleugnen.


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