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Ist wohl eher bekannt unter dem Titel Der Menschenfeind, den ich jedoch für völlig unangebracht halte. Alceste, ein vermutlich niedriger Adeliger mittleren Alters, verachtet die Heuchelei der Höflinge und sagt jedem und jeder seine Meinung mitten ins Gesicht.

Im Stück wird das veranschaulicht, als ein hundsmiserabel dichtender Höfling namens Oronte heulend zum Richter läuft und Alceste wegen Beleidigung anklagt, nur weil dieser ein Sonett von ihm verreißt.

In der 20-jährigen Witwe Celimene hätte er eigentlich sein wahlverwandtes Gegenstück gefunden (beide hegen sowieso Zuneigung zueinander), und als er von ihrem Brief erfährt, in dem sie alle ihre Verehrer verspottet (darunter Alceste), macht er ihr einen Antrag und bietet an, der höfischen Gesellschaft zu entfliehen, um in Zweisamkeit glücklich zu werden: Celimene lehnt ab, weil sie ihre Jugend nicht vergeuden will.

Defintiv ein Stück zum Drüberstreuen, vor allem auch wegen der nicht allzu versteckten Kritik an den Höflingen des französischen Königshofs. Und eines ist Alceste sicher nicht: ein Menschenfeind. Nur die übertriebene Art, wie er ohne Rücksicht auf Anwesende wahrheitsfanatisch seine Meinungen zum Ausdruck bringt, steht zur Disposition, nicht die berechtigte Kritik an Heuchelei und hinterfotziger Intrige im Rücken der zuvor noch Belobhudelten. Und es lebt wohl ein klein Stück von Moliere selbst in ihm.