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Dies ist eine eigentlich unterschätzte kurze Erzählung über einen Hund, die gerne als "Treuegeschichte" gesehen wird. Doch das ist sie nicht. Der Hund Krambambuli ist ein von seinen Herren völlig abhängiges Lebewesen, über das nach Belieben verfügt wird und daran elendig verendet.

Der Hund gehört ursprünglich einem Landstreicher, der ihn gegen Alkohol an einen Revierjäger verkauft, der ihn über lange Zeit mit Gewalt zwingen muss, um ihm zu gehorchen.
Zwei volle Monate brauchte es, bevor der Krambambuli, halb totgeprügelt, nach jedem Fluchtversuche mit dem Stachelhalsband an die Kette gelegt, endlich begriff, wohin er jetzt gehöre. Dann aber, als seine Unterwerfung vollständig geworden war, was für ein Hund wurde er da!
Nach zwei Jahren fordert die Gräfin, die Frau des Jagdgrundbesitzers und "Brotherrn", den Hund als Geburtstagsgeschenkt für ihren Gemahl, doch der Hund verweigert beim Grafen Futter und ist extrem aggressiv, sodass der Jäger den Hund wieder zurück bekommt.

Die Zerreißprobe kommt, als das ehemalige Herrchen einem Wilderer nachstellt, der sich als der Vagabund - das ehemalige Herrchen - entpuppt. Der Jäger erschießt ihn in einem Duell, der Hund bleibt beim Leichnam, wird zum Streuner und verstirbt an der Hausschwelle des Jägers.

In dieser rührseligen Geschichte scheint immer wieder eine sehr brutale hierarchische Gesellschaft durch, die sowohl Tiere als auch Menschen durchaus mit Gewalt in ihre Herrschaft bringen will. Anders als bei Krambambuli gelingt dies bei dem von der Gesellschaft ausgeschlossenen Vagabunden nicht. Er bleibt immer auf sich gestellt, und als er sich sein Überleben durch Wilderei zu sichern versucht, bleibt eine Reintegration versagt. Letztlich auch bei seinem Hund, bei ihm aber mit einem Intermezzo des versklavten Wohlstands.

Online hier: http://www.zeno.org/Literatur/M/Ebner-Eschenbach,+Marie+von/Erzählungen/Krambambuli