Bevor ich die nächste Bücherrezension schreibe, darf meine Reza noch etwas von sich erzählen :)

Einige Wochen nach meiner Geburt, ich lag mit meinen Geschwistern immer am liebsten bei unserer Mama Schnuppi, taten sich seltsame Dinge im Haus. Dieser komische Kasten, die Menschen nennen es Telefon und sprechen hinein, hihi, am Anfang dachte ich, Menschen sprechen damit, klingelte oft und ich hörte immer wieder die Worte:"Jawohl, kommen sie doch einfach vorbei."
Dann kamen fremde Menschen ins Haus, sahen mich und meine Geschwister an, sprachen mit Mamas Halterin und schließlich war mein ältester Bruder, eine Tigerkatze mit Buschelschwanz, und im übrigen sehr verfressen, weg. Das machte mir aber nichts aus, denn da blieb mehr Futter für mich übrig.
In den nächsten Tagen wurden meine beiden Schwestern abgeholt und mir wurde, obwohl er Futternapf nun so richtig voll war, ein bischen mulmig zumute; aber da war ja noch mein dunkelschokofarbener Bruder und meine Mama Schnuppi, so konnte wohl nichts passieren, dachte ich, bis zwei Frauen zu uns kamen. Sie waren freundlich und stellten den offenen Katzenkorb, diese Transportbox mit dem Gitter davor, dass uns Katzen nichts passiert, auf den Boden. Ich kannte diesen Katzenkorb schon, denn in diesen Dingern waren meine Geschwister verschwunden; ob ich nun zu ihnen kommen würde? Ich wurde neugierig und machte es mir im Korb bequem, da kamen auch mein Bruder und meine Mama. Die beiden Frauen und die Halterin meiner Mama unterhielten sich, dann griff eine Hand in den Korb, holte meine Mama heraus und dann wurde der Korb mit dem Gitter verschlossen. Dann ging es hinaus ins Freie, es war sonnig und herrlich warm, und die beiden Frauen stiegen mit uns in ein Auto, dieses gefährliche fahrende Etwas; es ging los. Die junge Frau hielt den Korb mit uns beiden auf dem Schoß und sah immer wieder zu uns herein, lächelte und schien sich über uns zu freuen. Die Fahrt mit dem Auto gefiel mit ausnehmend gut: innen surrte es nur, während es von außen immer einen, für Katzenohren beinahe schon höllischen, Lärm gemacht hatte.
Schließlich stoppte das Auto und wir stiegen vor einem sehr großen Haus mit vielen Fenster aus. Die junge Frau schloß die Haustür auf, machte die Tür zu einem einzigen Raum auf, drückte einen Knopf und der Raum setzte sich in Bewegung. Heute weiß ich natürlich, dass dieser Raum Fahrstuhl heißt und ich bin noch öfters damit gefahren, wenn mich meine junge Halterin mit in die Waschküche genommen hat. Ich mochte diese Waschküche sehr gerne, denn dort waren viele verschiedene Gerüche: vom duftenden Weichspüler bis hin zur müffeligen, ungewaschenen Wäsche. Das größte aber für mich war von Anfang an die Waschmaschine. Dieser große blecherne Kasten, den man mit müffeliger Wäsche fütterte, schloß, duftende Mittel hineingab und dann in Bewegung setzte. Es war für mich lustig, zu beobachten, wie das zuerst Wasser in diesen Kasten lief, sich die Trommel drehte, sich Schaum bildete und mal das eine, dann das andere Wäschestück durch das vordere Fenster schauen durfte oder schaute es gar mich an?
Aber ich bin jetzt ein bischen abgeschweift.
Der Fahrstuhl stoppte nun und wir standen in einem hell erleuchteten kahlen Hausgang. Die junge Frau suchte zunächst etwas hektisch nach dem passsenden Schlüssel zu Wohnungstür, einen Vorgang, den ich in Zukunft noch öfters erleben sollte. Allerdings rumorte sie dann vor der Tür, während ich mich in der Wohnung köstlich darüber amüsierte.
Schließlich öffnete die junge Frau die Tür, wir gingen durch einen kleinen Flur, ich registrierte dabei einen Schrank aus den Augenwinkeln, das würde ich mir für später merken und betraten einen hellen großen Raum, der sich in der Menschensprache Wohn-Schlaf-Bereich nennt. Die anschließende Tür zur Küche stand offen: gut, auch das würde ich mir merken. Der Korb wurde nun auf den Boden gestellt und das Gitter geöffnet, so dass mein Bruder und ich hinaus konnten. Da ich von Natur aus mutig-neugierig bin, wagte ich die ersten Schritte und mein Bruder kam etwas zögerlich hinterher. Die beiden Frauen nahmen uns auf den Arm, die Jüngere meinen Bruder, die Ältere mich, streichelten uns und trugen uns in die Küche. Dort waren Futter und Katzentoilette für uns schon vorbereitet: herrlich, jeder bekam seine eigenen Näpfe für sich und wir mußten uns nicht mehr streiten, vorerst.
Ich ging dann zurück ins Wohnzimmer, denn da gab es nicht nur eine lange Fensterbank, sondern auch den Zugang zum Balkon, von dem man in einen großen Park schauen konnte: viele Blumen, Bäume, Wiese - ein feiner Ausblick.
Die ältere Frau verließ dann später die Wohnung, sie ist die Mama der jüngeren Frau und wir waren mit unserer neuen Halterin allein. Sie spielte noch ausgiebig mit uns und so wurde ich schließlich müde. Als Schlafplatz suchte ich mir den schwarzen Morgenmantel aus, den meine Halterin auf dem Sofa liegengelassen hatte. Ich kuschelte mich ein, ein bischen erinnerte er mich auch an meine Mama, und träumte dem nächsten Tag entgegen.