Vieles aus der Zeit auf der Krebsstation hat mich verändert.
Einer der Menschen mit denen ich zusammen auf einem Zimmer war hieß Volker.
Egal wie schlecht es einem von uns ging , wir haben uns immer gegenseitig aufgebaut.
Auf der Station waren wir bei den Pflegepersonal und den Ärzten für unseren schrägen Humor bekannt.
Als wir beide wegen einer kleineren OP für paar Tage im Rollstuhl saßen fragten wir nach ob uns jemand in die Cafeteria schieben
könnte. Zwei Zivildienstler schoben uns. Wir luden sie auf einen Kaffee ein und wollten dann zum Kiosk.
Auf einer steileren Rampe , die aus heutiger Sicht nicht Rollstuhl/ Behindertengerecht war ergab sich zwischen mir und Volker ein Gespräch

Wie Zufrieden bist du mit deinem Rolli ?

Na ja , es geht . Am berg fehlt der Durchzug

Kannst ihn ja tunen

Hast ne Nadel ? Vielleicht hilft ein Piks um mehr Geschwindigkeit zu bekommen

Eventuell Spoiler ? Würde den Luftwiederstand verringern und Aerodynamische Vorteile bringen

In der Art ging das bis zum Kiosk. Die beiden hatten Lachflash. In der Folgenden Nacht haben wir Basecaps mit Spoilern versehen und für Ellenbogen welche
mit Gummiband gemacht , den Zivis am nächsten Tag gegeben und uns wieder zum Kaffeetrinken fahren lassen.
Die Jungs haben mitgemacht und hatten ihren Spaß

Ein anderes mal war Rosenmontag , jeder von uns bekam Nachmittags eine Chemoeinheit. Abends ging es uns erstaunlich gut und uns fiel die Decke auf den Kopf. Also beschlossen wir für ein Paar stunden zu flitzen. Die Frage was , woher ein Kostüm nehmen.
Also nahmen wir die orangen Vorhänge ab , schnitten ein Loch rein und gingen als Hare Krishna Jünger los in eine Disco.
Dort angekommen stellten wir uns an einen Tisch und tranken aber nur Mineralwasser. Was anderes durften wir wegen der Chemo zu der Zeit nicht.
Wir erhielten viel Lob für das " Kostüm" weil wir , wie einige am Tisch glaubten" extra eine Glatze geschnitten hatten.
Da wir nur sagten wir dürfen keinen Alkohol trinken , das verbietet unser glaube , fragte keiner nach und dachten wir spielen die Role nur.
Nach einiger Zeit wollte das Wasser auch wieder raus. Also sagten wir , kurz für kleine Jünger ....
Einer am Tisch sagte die anderen sollen freihalten , er geht mit und dann können die anderen das wir den Tisch behalten.
In der Toilette war zu der Zeit noch als Urinal einfach eine gekachelte wand mit Abflussrinne.
Nun Stand ich Links , Volker rechts und der Typ in der Mitte.
Wir rafften die Kutte hoch und fingen an zu pinkeln. Nur duch die Chemo vom Nachmittag war es so , das ich blau und Volker grün urinierten.
Der Typ in der Mitte schaute erst rechts , dann links und sein Gesicht war einfach unbeschreiblich.
Ich denke der dachte wir sind Aliens.

Zurück in der Klinik haben wir die Vorhänge wieder aufgehängt und als der Doc bei der Morgenvisite fragte wieso da Löcher drin sind
sagten wir fast gleichzeitig " mutierte Riesenmotten".

Von solchen Aktionen gab es einige und das hat uns immer wieder Aufgebaut. Da volker dann nach Kiel verlegt wurde zu einer Knochenmarktransplantation
verloren wir uns aus den Augen.
Bei einer Nachkontrolle etwa 3 Monate nachdem ich entlassen war , fragte ich die Ärztin ob sie etwas von Ihm wies , da die Verlegung so schnell ging das wir keine Nummern getauscht haben . War halt in der Vorhandyzeit.
Sie durfte wegen der Schweigepflicht nix sagen und bemerkte dann am Ende der Untersuchung

" Faaaals er demnächst einen Nachsorgetermin hat und Faaaaals du einen Zettel mit deiner Nummer verlierst und Faaaals er in findet kann es ja
sein das er sich meldet. "

Eine Woche später rief er an und wir trafen und dann regelmäßig.
Etwa 5 Jahre später hatten wir einen gemeinsamen Nachsorgetermin , hielten unser Essen danach aber kurz weil er Heim wollte da sein 15 Hochzeitstag war.

Gegen 20 Uhr klingelte mein Telefon. Seine frau war dran

Volker war mit der Bahn heim , kaufte einen Strauß Blumen und ging aus dem Laden . da kam von hinten ein Autofahrer nit 1,6 Prommile intus an , verlor die kontrolle und überfuhr ihn. Er merkte noch nicht einmal was passierte .

LIFE IS A BITCH.

Jemand der über 3 Jahre kämpfte gegen die Leukänie , sie besiegte hat sowas nicht verdient.
Ich denke heute noch an ihn zurück , seinen Humor und wie oft er mich aufgebaut hat