Youtube: der Weinsack (Creepypasta)
der Weinsack (Creepypasta)
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Es gab da eine Kinderserie, der Weinsack.
Es ging, wie der Name schon sagt, um einen animierten Sack mit Gesicht auf der Vorderfront, der mit seinen Freunden in jeder Folge in eine Situation geriet, die ihn zum Weinen brachte. Der pädagogische Kniff war, dass die Freunde dann immer realisierten etwas für ihn unangenehmes getan zu haben und sie kindgerecht erklärt haben, warum das was passiert ist, also was sie sagten oder taten nicht gut war und sowas Freunde traurig machen kann.
Am Ende der Folge hatten sich der Weinsack und seine Spielkameraden wieder lieb.

Das Konzept fand ich zwar etwas makaber, aber der Erfolg der Serie, gab ihr Recht.

Bald schon gab es auch Fan-Artikel zur Serie.
Der Weinsack als echter, kleiner Beutel, der sowohl einen Lautsprecher als auch ein Mikrofon beinhaltete. Außerdem war ein Schmerzbarometer eingebaut. Wenn man ihn beleidigte, seufzte er deprimiert. Wenn man ihn schlug, heulte er auf.

Je schlimmer man ihn behandelte, desto lauter wurde sein Weinen und Heulen.

Wie Kinder und auch einige Erwachsene so sind, wurde es bald zu einer Challenge, den Weinsack lauter und dramatischer reagieren zu lassen.

Ich rümpfte darüber die Nase, aber wenn man Jemandem ein solches Spielzeug gab, war es eben verführerisch die Grenzen auszutesten und der Weinsack war im Endeffekt ja ein Spielzeug genau dafür gemacht.


Mitten während dieser neue Trend ausuferte, besuchte mich meine kleine Nichte. Sie war, wie ich erfahren musste, glühender Fan der Serie und hatte gerade frisch ihren eigenen Weinsack bekommen.

Ich fand das erstmal nicht so toll, aber machte gute Miene zum bösen Spiel, denn obwohl er bei jedem festerem Handgriff aufheulte, das Strahlen in ihren Augen war kindlich. Sie hatte da ein Aua-Spielzeug, welches eine neue Faszination für sie bot. Ich glaubte daran, dass sie wusste, dass der Weinsack besonders war und man richtigen Menschen nicht bewusst weh tat. Kinder dachten anders. Sie sah die Serie und nahm die Lektionen aus den Geschichten dort mit, aber an einem Versuchskaninchen wie dem "echten" Weinsack, musste sie sich doch mal ausprobieren.

So tönte immer mal wieder ein leises Wehklagen aus ihrer Spielecke und mal selten wirklich ein Wimmerton. Trotz Allem, war sie doch recht gnädig zu dem Sack, was mich etwas beruhigte.

Nach einer Weile kam sie zu mir herüber und wollte dann doch mal, dass ich mich um ihren neuen Freund kümmerte. Irritiert fragte ich mich, was sie jetzt erwartete.
Wollte sie, dass ich spielerisch freundlich war...oder?

Als ich ihm ein lächelndes "Hallo" schenkte, merkte ich bereits wie ihre erwartenden Augen ganz leicht einfielen. Ich unterdrückte ein Seufzen, sie wollte es wissen.
Also ludt ich die beiden zum Spielen ein, wollten wir doch mal sehen, wie viel der Sack so aushielt.

Ich nahm den Weinsack in die Hand. Hm, den Beutel selbst hatten sie sehr geschmeidig im Stoff gestaltet. Er war sehr angenehm in der Hand zu halten. Wenn ich etwas mit dem Daumen ins Innere drückte, spürte ich verschiedene Windungen, Das Hardware-Innenleben.


Ich erschrack etwas, als durch meine Berührungen ein leises Wimmern, wie bei einem von Bauchschmerzen geplagtem Kind aus dem Sack drang. Sofort nahm ich meinen Daumen zurück.

Es war an der Zeit, ernst zu machen. Mit dem bewunderndem, neugierigen Blick meiner Nichte im Nacken, warf ich ihn sachte gegen die Wand. Ein "Autsch!" und anschließendes Schniefen war zu hören.

Mir war etwas unwohl bei dem Geräusch, aber andererseits, es war nur ein programmiertes Spielzeug und meine Nichte war ganz hibbelig geworden von der Reaktion des Sacks.

Auf ihre begeisterten Rufe hin, tat ich es nochmal. Diesmal mit bedeutend mehr Wucht dahinter.

Der Weinsack krachte mit einem Bumm! Gegen die Wand und diesmal, weinte er richtig los!

Jetzt tat er mir leid.
Von meiner Nichte kam aber freudestrahlend "Wie am Fernsehen!"

Nach diesem Kommentar fragte ich mich etwas, wie sehr sie den Sinn dahinter wirklich verstand, aber schüttelte das ab.
Ich hatte eine Idee.

Als Nächstes gingen wir mit dem Sack nach draußen. Wir suchten kurz gemeinsam Kieselsteine auf und ich platzierte den Sack auf einer Zielscheibe.

Vielleicht verstand sie mehr, was da passierte, wenn sie es selbst tat.


Es wurde zu einem Abschmeißspiel, wer den Sack empfindlicher traf, ihn also lauter zum Heulen brachte, gewann.

Wir wechselten uns ab. Die ersten drei Würfe verfehlten ihn, wir mussten erstmal wie beim richtigen Wurfspiel die Treffer richtig einschätzen können.
Beim vierten Wurf traf sie den Sack. Er gab einen lauten Ton von sich und für einige Sekunden schluchzte er vor sich hin.
Meine Nichte zuckte etwas.
Wie ich es mir dachte, tat sie es selbst, wurde es ein anderes Gefühl.
Ich tat erstmal, als hätte ich nichts bemerkt und machte auch meinen ersten Treffer. Mitten auf den Sack. Er stöhnte auf, jaulte kurz.

Das Mädchen zögerte. Man sah, wie es in ihren Augen zuarbeiten begann, sie war sich ihrer Sache nicht mehr so sicher. Trotzdem schmiss sie, halbherzig und daneben.

Wollte ich es weitertreiben oder es hier als Lektion beenden?

Ich entschied mich, sie zu fragen, ob es ihr noch Spaß machte. Sie schüttelte den Kopf.
Zufrieden streichelte ich ihr über Selbigen und löste den Sack unter leichtem Protest seinerseits wieder von der Zielscheibe.

Den weiteren Abend verbrachten wir friedlich zu Zweit. Der Weinsack durfte sich in der Ecke ausruhen.



In der Nacht wurde ich dann von etwas Weinendem geweckt.
Etwas enttäuscht, wurde mir klar, wie hartnäckig kindliche Faszination sein konnte.

Ich beschloß, es noch ein letztes Mal weiter zu treiben.

Am nächsten Tag, holte ich meine Nichte und Weinsack zu mir und meinte, wir wollen uns doch mal ansehen, was andere Leute mit Weinsack so machen.
Schnell fanden wir auf Youtube Videos, in denen sich in Grausamkeit zu dem kleinen Sack überboten wurde.

Zwei Typen fielen uns besonders ins Auge. Sie hatten sich eine ganze Schubkarre voll mit Weinsäcken geholt und waren auf dem Dach eines hohen Gebäudes.
Ich ahnte was kam und überlegte, ob es okay war, sowas zu zeigen, aber eigentlich war es nur die überspitzte Variante davon ihn gegen die Wand zu schmeißen.

Wir sahen es uns an.


Die Jungs kippten die Säcke über den Rand und es regnete weinende und teils sogar schon schreiende Weinsäcke. Die Intensität war heftig.

Meine Nichte sah auf meinem Schoß zu und ich fühlte bereits, wie sich ihr kleiner Körper unwohl zusammen zog.
"Möchtest du noch etwas sehen?", fragte ich und hoffte eigentlich, auf ein nein.

Doch sie zeigte stattdessen auf ein weiteres Video.

"Der Weinsack lernt Mr. Kamin kennen", hieß es.
Ich ahnte was kam, aber glaubte auch, dass sie so naiv war an eine freundliche Begegnung zu glauben.

Ich ließ das Video laufen, aber behielt den Mauszeiger auf dem Startknopf, zur Sicherheit.

Wie zu erwarten, sah man einen gut lodernden Kamin. Es prasselte und wütete und war eigentlich sehr schön anzusehen. Dann kam der Weinsack ins Bild – genauer gesagt wurde er in den Kamin hineingeschmissen.
Der Beutel heulte auf, sein Stoff fing Feuer und sein Heulen ging direkt in Schreie über. Es überraschte mich etwas, dass er demnach auch auf Hitzeempfindung eingestellt war, andererseits.. die Entwickler dachten eben mit.

Der Weinsack brannte gut und schon bald wurde das laute Schreien undeutlicher, die Elektronik gab nach und nach ziemlich gruseligen, metallischen Geräuschen, verstummte er.

Komischerweise war immer noch Schniefen zu hören. Es brauchte einen Moment, ehe ich begriff, dass es meine Nichte war, die tatsächlich weinte!

Ich hatte es zu weit getrieben.
Augenblicklich machte ich Youtube zu und knuddelte sie.

Sie wiederum drückte sich an ihren Weinsack, der daraufhin wieder kläglich mitschniefte.



Es reichte mir. Dieses Ding musste weg.

Ich erklärte ihr möglichst sanft, dass es einen Ort gibt an dem ihr Freund, der Weinsack friedlich und glücklich sein kann. Aber dazu müsse sie ihn mir geben.
Sie war erfreulich offen dafür. Es hatte der kleinen Kinderseele doch mehr zugesetzt und die Faszination aufgehoben.

So wurde sie wieder abgeholt, alleine. Der Weinsack blieb bei mir.

An diesem Abend, sollte er den Frieden durch den Schredderer erfahren.
Ich wollte ein Ende setzen, wie es so einer Art von Spielzeug angemessen war.

Als die Maschine lief sah ich ihn ein letztes Mal an. "Ruhe in Frieden"
Dann warf ich ihn rein.
Natürlich schrie er auf, der Schredderer hatte auch trotz Robustheit mit ihm zu kämpfen.

Als der Beutel nachgab, kam etwas sehr Seltsames zum Vorschein. Da trat eine rote Substanz hervor!
Ich stoppte die Maschine und prüfte das nach.

Ohne Zweifel, das war organisch – und es stank!

Was zur Hölle hatten die in den Beutel verarbeitet?!

Ich versuchte die Überreste des Beutels unter die Lupe zu nehmen und mir wurde schlecht.
An einem Stück hang noch ein kleiner Fetzen eines Fingernagels!

Es war ein echter, menschlicher Finger im Weinsack gewesen!


Nur wenig später, entdeckten weitere Weinsack-Quälpioniere, dass etwas im Sack war, was da auf keinen Fall hingehörte.

Eine Ermittlung stellte fest, dass ein Mitarbeiter in der Herstellung dafür verantwortlich war. Er hatte die Leichenteile Stück für Stück in die Beutel verarbeitet und wollte so einen begangenen Mord vertuschen.

Die Produktion wurde sofort eingestellt und eine riesige Rückrufaktion führte die Hersteller in den Bankrott.

Und auch, wenn die Serie für die Tat selbst nichts konnte, der große Skandal war da, die Serie wurde abgesetzt und der Weinsack hörte endlich auf, zu weinen.