Tsushima-1905

Dieses kurze Buch über den Untergang der Zweiten Pazifischen Flotte Russlands in der Meerenge zwischen Japan und Korea im Mai 1905, welche das Ende des russisch-japanischen Kriegs bedeutete, ist eine Enttäuschung. Die titelgebende Schlacht umfasst nur 14 der etwa 150 Textseiten. Der Rest ist eine Einführung in diesen Krieg im allgemeinen sowie eine lange Abhandlung, wie Deutschland sich verhielt.

Es ist ja durchaus interessant, dass Kaiser Wilhelm II. die Japaner als "Gelbe Gefahr" für Europa sah und darüber hinwegblickte, dass die HAPAG russische Schiffe mit Kohle ausstattete, obwohl Deutschland neutral war. Auch dass Britannien Frankreich davon abhielt, den Bündnispartner Russland zu unterstützen, da es dann selbst Japan hätte unterstützen müssen, was es nicht wollte, ist dahingehend interessant, dass es eine diplomatische Aufzeichnung über diese Haltung in Berlin gibt. Natürlich lässt sich nicht von der Hand weisen, dass Theodore Roosevelt bei den Verhandlungen in Portsmouth (USA) US-Interessen vertrat und am liebsten beide Kontrahenten im Dauerkonflikt um die Anbindung Asien-Pazifik hat sehen wollen. Nur: 70 Seiten Nebeninformationen zu 14 Seiten Kernthema ist doch etwas unausgewogen. Auch wenn bisher unveröffentlichte diplomatische Akten aus Berlin ausgehoben wurden. Denn die Diskussion einer These, ob General Schlieffen wirklich einen Schlieffen-Plan entwickelte, ist dann doch zu weit am Thema vorbei.

Jacob sollte als Japanologe eigentlich Japanisch lesen können, aber es finden sich praktisch keine japanischen Quellen. Russische auch nicht, aber dies könnte daran liegen, dass Jacob gar kein Russisch lesen kann. Damit sind wir von der aktuellen Forschung, aber auch von Originalquellen abgeschnitten.

Insgesamt wirkt das Buch wie eine aufgeblähte Studentenarbeit (Jacob war 2017 beim Erscheinen 32 Jahre alt). Ein wenig wird über das Titel-Ereignis etwas gewusst, aber drumherum wird über alles mögliche geschwafelt und in einem nicht beteiligten Land wird ein Archiv durchstöbert. Für einen damals an einer New Yorker Universität arbeitenden Historiker etwas schwach. Aber wenn man sich Jacobs akademischen Lebensweg ansieht, scheint er ein Hans Dampf in allen Gassen zu sein.

Irritierend ist auch das schlechte Lektorat. Sprach- und Sachfehler finden sich zuhauf, wobei aber jede (damals) korrekte Andersschreibung in einer deutschen Quelle mit einem wichtigtuerischen [sic!] versehen wird. Nach nicht weniger als vier Jahren ist das Buch bereits vergriffen.