Grillparzer-Weh

Sein einziges Lustspiel verlegt Grillparzer 1838 in die Zeit der Merowinger. Leon ist der Küchenjunge des Bischofs von Chalons, und er grämt sich über ihn, weil dieser den Koch verjagt hat und an den Speisen spart. Es gelingt ihm, mit ihm ein Gespräch zu beginnen, und so erfährt er, dass die heidnischen Germanen östlich des Rheins seinen Neffen Atalus als Geisel halten, und er will das Lösegeld von seinem Mund absparen, da er kirchliche Gelder dafür nicht verwenden will. Leon, der als frecher und kecker junger Mann charakterisiert wird, verspricht ihm, Atalus zu befreien, ohne zu lügen, da der Bischof Lügen vehement als Gottlosigkeit verachtet.

Leon lässt sich in einer gelungenen Szene von einem Pilger an den Rheingrafen Kattwald als Koch verkaufen, gewinnt durch seinen Witz dessen Vertrauen, nimmt Kontakt zu Atalus auf und beginnt eine neckische Beziehung zu Kattwalds Tochter Edrita, die auch Atalus nicht abstoßend findet. Sie selbst ist mit einem debilen germanischen Jungadeligen verlobt, der nicht mal vollständige Sätze sprechen kann. So hilft sie Atalus und Leon bei der Flucht (die Szenen, wie die Burgbrücke unterminiert und der Torschlüssel gestohlen wird, sind ein erheiterndes Herzstück).

In Metz werden sie fast von Kattwalds Häschern gefangen, doch ist die Stadt vor kurzem von den Christen eingenommen worden, also ist alles gut. Leon und Edrita werden ein Paar, da Atalus ihre Selbstlosigkeit wertschätzt, und der Bischof gibt seinen Segen trotz der Standesschranken, da Leon zwar witzig und verschlagen gehandelt, aber nicht gelogen hat.

Über weite Strecken ist das Stück wirklich erheiternd zu lesen, das Ende wirkt aber etwas konstruiert. So war es laut Zeitzeugenberichten auch bei der Premiere in Wien: Das zu Beginn jubelnde Publikum wurde gegen Ende immer schweigsamer. Verstärkt wurde die negative Aufnahme auch dadurch, dass mit Leon eine Figur auf der Bühne agiert, der als Küchenjunge sowohl einen Bischof als auch einen Grafen ziemlich lächerlich erscheinen lässt, und mit Edritas Bräutigam Galomir wagt Grillparzer sogar, einen Adeligen als Debilen auf die Bühne zu stellen. Hinzu kommt, dass sogar mit bischöflichem Segen eine nicht standesgemäße Ehe geschlossen wird. Das war dann dem biedermeierlichen Wien wohl etwas zu viel.

Ich finde das Stück - eigentlich wider Erwarten - wirklich spaßig. Trotz des einschränkenden Blankverses sprüht das Stück vor witzigen Einfällen und Dialogen.