Schnitzler-Melodie

Diese kurze Erzählung schrieb der 23-jährige Arzt Arthur Schnitzler im Jahr 1885. Die Geschichte: Ein Knabe (Klavierschüler) kritzelt gedankenverloren im Garten der Villa seiner Eltern ein paar Noten auf ein Notenblatt, ohne eigentlich zu wissen, was da wirklich steht. Das Blatt wird vom Wind verweht und landet auf einem Gehweg, wo es ein junger Komponist aufhebt, und bei seiner Freundin spielt er vor, was am Blatt steht. Diese ist so entzückt, dass er eine Phantasie daraus entwickelt, mit der er weltberühmt wird. Besonders Frauen berührt diese Melodie, so ist der Komponist während seiner Tourneen von ihnen umschwärmt. Mit den Jahren jedoch erlischt der Weltruhm, da er kein Nachfolgestück veröffentlicht. Er ist dazu nicht in der Lage. Schließlich setzt er seinem Leben ein Ende. Die Erzählung endet damit, dass der "Komponist" - der gar nicht weiß, dass das weltberühmte Stück aus seiner Feder stammt - es auch nicht schafft, das Stück zu spielen und es sich von seinem Klavierlehrer vorspielen lässt.

In dieser frühen Erzählung bereits spielt das Unbewusste eine zentrale Rolle. Das Kind schafft, ohne es zu wissen oder ahnen, eine Melodie, welche Menschen berührt. Der erwachsene, bewusste Komponist ist dazu nicht in der Lage. Das Schöpferische braucht das Unbewusste, die Ausführung das Bewusste. Mit dieser Erzählung beginnt Schnitzler seine literarische Reise in das Unterbewusstsein der Menschen.