Schnitzler-Erz

Dies ist eine ganz kurze frühe Erzählung Schnitzlers aus dem Jahr 1886, die nur ein paar Seiten lang ist. Thematisiert ist ein offensichtlich arbeitsloser Wiener Kaffeehausliterat namens Albin, der an seinen vielen kreativen Ideen zerbricht und kein angefangenes Werk zu Ende bringt, wie er auch sein eigenes Leben nicht ordnen kann. Der Ich-Erzähler beobachtet ihn, nennt ihn seinen Freund und reflektiert darüber, dass Albin auf einen vazierenden Gott wartet, einen arbeitslos (und auch ziellos) umherziehenden Gott, und kommt zu der Schlussfolgerung, dass Albin selbst dieser Gott ist.

Der Arzt und Psychologe Schnitzler fokussiert in dieser Skizze ein zutiefst menschliches Thema, das vermutlich sehr viele auch heute noch kennen: Eine Idee, ein Plan wird mit großem Enthusiasmus begonnen, jedoch nie zu Ende geführt. Doch anstatt dies mit einem erhobenen Zeigefinger zu monieren, wird dies zur Göttlichkeit erhoben.

Der Text ist online auf zeno.org zu lesen, und eine (längere!) Interpretation des Literaturwissenschafters Gregor Babelotzky (Cambridge, UK) findet sich am Server der Universität Mailand.