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Eine kürzeste Geschichte über ein interplanetares absurdes Arbeitslagersystem, die Bulytschow 1988 in der sowjetischen Literaturnaja gaseta veröffentlichen konnte.

Der Raumfahrer Udalow landet mit den letzten Treibstoffresten auf einem ihm unbekannten Planeten der zivilisierten Galaxis, um festzustellen, dass er in "der Zone" gelandet ist, einem Arbeitslager, und er in Gefahr ist, wegen Lagergrenzüberschreitung selbst zu Zwangsarbeit verurteilt zu werden. Sein geplanter Treibstoffkauf dürfte sich eher schwierig gestalten. Auffällig ist, dass außer der Kleidung nichts an ein Lager erinnert, eine völlig intakte wirtschaftliche Struktur scheint zu existieren.

Von einem inhaftierten General wird er auf einen Rasen außerhalb des Lagers zum Tyrannen geführt, der ihm erzählt, wie nach der Niederschlagung der Opposition immer mehr Mitglieder unterschiedlichster Berufsgruppen ins Lager gesteckt worden sind, damit dieses sich selbst versorgen kann, um nicht den Steuerzahlern auf der Tasche zu liegen. In der Nacht plane er, die derzeitige Regierung zu verhaften.

Am nächsten Morgen wird er vom General wieder zu dem Rasen geführt. Der Schreibtisch und der goldene Sessel des Tyrannen ist vom Zaun des Lagers umgeben. Das ganze Land ist nun Lager und die Freiheit des Tyrannen hat nicht mal die Größe eines Schrebergartens und ist noch dazu eingezäunt. Udalow pfeift auf den Tyrannen, der sein freies Gebiet sich nicht zu verlassen getraut, geht und kauft das von einer Prostituierten besorgte Kerosin. Wütend bleibt der einsame Tyrann in seinem Käfig zurück.

Was für eine großartige Metapher auf ein tyrannisches System, aber auch auf die Sowjetunion, die drei Jahre später aufgelöst wird.