Kafka-Urteil

Diesen von Kafka in einer Nacht im September 2012 geschriebenen Text habe ich schon mehrfach gelesen. Er ist ein erzählerischer Partnertext zu seinem Brief an den Vater. Gregor Bendemann führt als Sohn erfolgreich das Geschäft seines Vaters weiter, steht vor der Verehelichung und schreibt an einen Freund in St. Petersburg, der wegen der Aufstände in Russland eine nicht so leichte Zeit durchlebt. Der Vater ist gebrechlich, sieht schlecht und wurde in ein kleines Zimmer im Haus abgeschoben. Gregor betreut ihn wie einen Siechen, doch beim Besuch steht der Vater in seinem Bett wie ein "Riese" auf, hält Gregor vor, dass er nur aus sexueller Lust heiraten wolle und der Freund in St. Petersburg eigentlich ein Sohn nach seinem Wunsche wäre, mit dem er in stetigem Kontakt stehe. Der Vater verurteilt seinen Sohn zum Tod durch Ertrinken, Gregor geht zu einer Brücke und stürzt sich hinab, während der Verker auf der Brücke lebhaft weitergeht. Es ist also völlig egal, ob Gregor lebt oder nicht.

Durchaus ein zugänglicher Einstiegstext in Kafkas Auseinandersetzung mit seinem Vater.