FischerWG-11

Mit dem 41-jährigen Jacques Le Goff konnte der Fischer-Verlag für diesen Band aus dem Jahr 1965 einen der renommiertesten Mittelalterhistoriker gewinnen, der ein Jahr zuvor mit La Civilisation de l’Occident médiéval ein bahnbrechendes Werk veröffentlichte (1970 auf Deutsch Die Kultur des Mittelalters). Der Band umfasst das europäische Mittelalter von der lateinisch-griechischen Kirchenspaltung 1054 bis zum Beginn der Krise des 14. Jahrhunderts.

Die Kirchenspaltung zwischen lateinischer und griechischer Kirche hatte zwar einen skurril anmutenden Anlass, nämlich der Streit, ob für die Zubereitung von Hostien gesäuerte Brote (griechische Kirche) oder Oblaten (lateinische Kirche) verwendet werden sollen, die Auswirkungen sind jedoch bis in die Gegenwart vor allem für die slawisch dominierten Staaten relevant: Russland, Bulgarien und Serbien werden in den byzantinischen Umkreis gezogen. Aber auch im Mittelalter ist diese Spaltung beinahe traumatisch: eine verarmte lateinische Welt blickt voller Neid auf das reiche Byzanz, 1204 eroberten und plünderten venezianische Kreuzfahrer Byzanz und errichteten bis 1261 ein lateinisches Kaiserreich am Bosporus. Demographisch ist dieser Zeitraum von einem Bevölkerungswachstum gekennzeichnet. Die geschätzte Einwohnerzahl Europas stieg von 42 Millionen (1000) auf 73 Millionen (1300).

Geprägt ist der Westen zunächst von Waldgebieten und Dörfern, Baumaterial war Holz. Das in der Landwirtschaft verwendete Werkzeug ist unzureichend und aus Holz. Der Räderpflug ist unbekannt, Dünger ein Mangel, man behilft sich mit Asche aus verbranntem Stroh und Gras. Das Verhältnis zwischen Aussaat und Ernte lag um 1200 bei etwa 1:3 (Anfang des 18. Jahrhunderts bei 1:10, heutzutage im Durchschnitt bei 1:30). Die Regel war die Zweifelderwirtschaft, das heißt, dass die Hälfte des anbaufähigen Bodens brach lag. Die Ernte war ständig durch Regenfälle, Hagel, Trockenheit, Pflanzenkrankheiten oder Insekteneinfälle bedroht, ein Ernteausfall führte zu Hungersnöten. Allgemeine überregionale Hungersnöte sind für das 11. Jahrhundert in folgenden Jahren zu verzeichnen: 1005/06, 1043 bis 1045 und 1090-1095. Die Bevölkerung war chronisch unterernährt, Mangelkrankheiten und Tuberkolose grassierten. Geld spielte in dieser Naturalwirtschaft keine Rolle. Der burgundische Benediktinermönch Raoul Glaber schrieb nach der Hungersnot von 1032/33:
Nachdem sie wilde Tiere und Vögel gegessen hatten, unter der Herrschaft eines verheerenden Hungers alles mögliche Aas und andere, kaum auszusprechende schreckliche Dinge auf, um sie zu essen. Einige nahmen, um dem Tod zu entgehen, ihre Zuflucht zum Wurzelwerk des Waldes und zum Grün der Blumen. Wütender Hunger ließ die Menschen selbst menschliches Fleisch verschlingen. Reisende wurden von Stärkeren verschleppt, ihre Glieder abgeschnitten, gekocht und verzehrt. Manche Leute, die aufgebrochen waren, um dem Hunger zu entfliehen, und unterwegs Gastfreundschaft fanden, wurden des nachts ermordet und dienten jenen als Nahrung, die sie aufgenommen hatten. Viele zeigten Kindern eine Frucht oder ein Ei, lockten sie damit an abgelegene Orte, brachten sie um und verschlangen sie. Anderswo wurden Tote ausgegraben, um den Hunger zu stillen. In der Gegend von Mâcon entnahmen einige Leute dem Boden eine weiße, dem Ton ähnliche Erde, mischten sie mit dem, was sie noch hatten, Mehl oder Kleie, und machten aus dieser Mischung Brot, wodurch sie hofften, nicht an Hunger zu sterben; dieses Verfahren brachte aber nur trügerische Hoffnung und Erleichterung. Man sah nur bleiche und abgezehrte Gesichter. Viele zeigten eine durch Aufblähungen gedehnte Haut; die menschliche Stimme wurde spitz, den kurzen Schreien sterbender Vögel vergleichbar.
Die Gesellschaft war dreigeteilt in Klerus (Kirchenadel), Ritter und Bauern. Dass nur Letztere produktiv sind, erkannte 1025 bereits der Bischof der französischen Abtei von Laon, Aldaberon:
Geld, Kleidung, Nahrung: die Leibeigenen liefern alles an jedermann; nicht ein Freier könnte ohne sie bestehen. Gilt es eine Arbeit zu verrichten? Will man etwas bieten? Wir sehen Könige und Prälaten sich zu Sklaven ihrer Leibeigenen machen. Der Herr, der vorgibt, den Leibeigenen zu ernähren, wird in Wahrheit von ihm ernährt.
Le Goff konstatiert, dass die Grundherren nur das Saatgut beiseite legen, ansonsten nicht inverstieren, sondern alles verzehren und vergeuden. Sämtliche Zinseinkünfte flössen in Luxus und nicht in Investitionen. Und falls das Geld ausgeht, werden neue Steuern erhoben: Zölle für Märkte und Messen, Wegegelder und Warensteuern.

Was also bewirkte ab Mitte des 12. Jahrhunderts das Bevölkerungswachstum? Wie gelang es, die Hungersnöte zu überwinden? Aus welchem Grund begann die Produktion den Verbrauch zu übersteigen? Le Goff schreibt von einer Argrarrevolution, welche die Nahrung quantitativ und qualitativ verbessert:

  • Arbeitsgeräte werden verbessert (Räderpflug, Eisengeräte)
  • Mehr Anbauflächen (Dreifelderwirtschaft, Waldrodungen)
  • Erhöhung der tierischen Arbeitskraft (Pferde statt Ochsen, effektivere Spannsysteme)


Durch die Überproduktion konnten sich Verbraucherzentren und somit Städte entwickeln, in denen wiederum das Handwerk arbeitsteilig arbeiten konnte. Geld wurde wieder zu einem Wirtschaftsfaktor. Durch den Verkauf ihrer Produkte konnten Bauern wiederum für sie wichtige Waren einkaufen. Zentren dieses frühkapitalistischen Aufstiegs waren vor allem Flandern und Nieder-Lothringen im Norden sowie Mailand, Genua, Venedig, Pisa und Amalfi im Süden. Künstlerischer Ausdruck dieses neuen Wohlstands war der Architekturstil der Romanik.

Innerhalb der kleinen herrschenden Klasse des Adels wird in diesem Zeitraum die Verbindung zwischen Vasallität (Treueschwur) und Lehen (Pachtland) enger. Der Lehensvertrag bindet Herr und Vasall aneinander. Gleichzeitig wird das Lehen oft erblich, die Vasallen werden Eigentümer und können Lehen an Untervasallen weiter verpachten, so konnte jemand gleichzeitig Vasall und Herr sein. Damit wurde aber auch die Grundlage einer selbstbewussten Aristokratie gelegt, welche auch gegen Monarchen ihre Standesrechte versuchen werden durchzusetzen.

Beobachtet kann auch werden, dass die Frondienstleistungen der Bauern immer mehr durch Abgabe- oder Geldleistungen ersetzt werden. Dies gibt den Bauern mehr Zeit und vor allem die witterungsbedingte wichtige Zeit zu notwendigen Tätigkeiten auf dem eigenen Hof. Bevölkerungswachstum und höhere Produktivität gibt auch die Möglichkeit der (eigentlich illegalen) Abwanderung in Städte und in diesen wurden Leibeigene nach einem Jahr frei. Aber auch die Besiedelung und Bearbeitung neu gerodeten Gebiets führte zu Freiheit, ein vielfach genutztes Privileg, wie auch an den noch heute gebräuchlichen Siedlungsnamen in Frankreich und Deutschland sichtbar ist.

Dennoch ist die Lage der unfreien Bauern immer noch von Gewalt und Willkür ihrer Herren geprägt, wie Le Goff anhand eines Textes eines für mich nicht erschließbaren Gottfried von Troyes aus dem 12. Jahrhunderts belegt:
Die Bauern, die für alle arbeiten, die sich jederzeit abplacken und das ganze Jahr über die von ihren Herrn verachteten Dienstleistungen ausführen, werden unaufhörlich belästigt, und zwar, um den anderen Leben, Kleidung und Vergnügen zu ermöglichen. Man verfolgt sie mit Brand, Plünderung und Schwert; man wirft sie in Gefängnisse und Eisen und zwingt sie dann, sich loszukaufen, oder man tötet sie gewalttätig durch Hunger und liefert sie allen möglichen Arten der Folter aus ... Die Armen schreien, die Witwen weinen, die Waisen seufzen, die Gefolterten vergießen ihr Blut!
In den Städten schlossen sich die reichen Händler und Kaufleute zu Gilden zusammen, überregionale Zusammenschlüsse werden im Norden Hansen genannt, ein Name, den die bedeutendste überregionale Gilde im Ostseeraum für sich annahm. Mitglieder der Gilden wie auch der Stadträte waren jedoch nicht alle Stadtbürger, sondern nur die reichsten.

Politisch konzentriert sich Le Goff auf den Zugriff der deutschen Könige auf Italien. Deren Ursache sieht er darin, dass den deutschen Königen eigenes Königsland fehlte und dieses Manko durch eine aggressive Außenpolitik behoben werden sollte. Aus Italien soll Reichtum in die Königskasse fließen. Auf dieser Grundlage entwickelte sich nach dem Dictatus Papae aus 1075, in dem Papst Gregor VII. mehr oder weniger die Weltherrschaft beanspruchte, was ihn in direkten Konflikt mit Kaiser Heinrich IV. brachte, ein Streit zwischen dem deutschen Kaiser und dem Papst um die Vorherrschaft. Heinrichs demütigenden Gang nach Canossa (1077), um die Exkommunizierung aufzuheben und nicht von Thronprätendenten gestürzt zu werden, nennt Le Goff eine Narretei, einen bewussten politischen Akt und keine Unterwerfung. Bei der nächsten Entkommunizierung jagt Heinrich Papst Gregor militärisch aus Rom.

Die Ursachen der Kreuzzüge sieht Le Goff auch in der steigenden Bevölkerungszahl. Konkurrenten der Erbschaft konnten nicht aus dem Weg geschafft werden, so wird mit dem Seelenheil auch Landgewinn versprochen. Dies war nicht nur für spätgeborene Adelige, sondern auch für Bauernsöhne eine attraktive Aussicht, wenn auch eine trügerische. Bilanzierend, schreibt Le Goff, habe der Westen keinen Reichtum lukriert, sondern die Kreuzzüge selbst bezahlt. Die Kreuzfahrer seien - wenn überhaupt - nicht reich, sondern zerrüttet zurückgekehrt. Einzig Händler und Transportunternehmen seien auf der Seite der westlichen Gewinner zu finden, aber auch nicht alle, da die Kreuzzüge den lukrativen Osthandel nachhaltig gestört haben.

Insgesamt sei im 13. Jahrhundert mit der Verstädterung auch ein Absinken der Wirtschaftsmacht des Adels zu beobachten. Einerseits sei dies auf eigene Standesbeschränkungen (selbstauferlegtes Verbot zu arbeiten und Handel zu treiben) zurückzuführen, aber auch auf die Notwendigkeit, den aufwendigen Lebenswandel in einer Geldwirtschaft finanzieren zu müssen. Geld, das nicht immer ausreichend vorhanden war. So ist im 13. Jahrhundert ein Aussterben vieler Adelsfamilien zu sehen.

Aber auch intern ist im 13. Jahrhundert eine zum Teil gewaltsame Kirchenpolitik zu verzeichnen. Der Aufruf des Papstes zu einem Kreuzzug gegen Ketzer (Albigenser) führte 1209 dazu, dass in der Stadt Béziers 7.000 Frauen, Kinder und Alte in einer Kirche abgeschlachtet und verbrannt wurden, die Stadt selbst wurde ebenso niedergebrannt. Die Einrichtung von Inquisitionstribunalen lässt sich ins Jahr 1184 zurückverfolgen, beim Vierten Laterankonzil (1215) wurden die Gläubigen verpflichtet, der Häresie verdächtigte Personen anzuzeigen. Das Denunziantentum wurde institutionalisiert. Die wildesten Inquisitoren waren Mitglieder des Dominikanerordens.

Zu beobachten ist in der Westkirche auch eine Abwendung vom Luxus und der Ausbeutung. Es entstehen Bettelorden (Franziskaner, Minoriten, anfänglich auch die Dominikaner), die sich der Predigt zuwenden und sich von Spenden finanzieren. Die Bettelpraxis wird von Wilhelm von Saint-Amour, einem Theologen an der Universität Paris, beinahe modern wirkend kritisiert: die freiwillige Armut sei eine Beleidigung der Arbeit und eine Schmähung des von den Armen wider Willen ertragenen Elends. Auch ist mit Mystikern, Beginen und Spiritualen ein sehr individueller Zugang zu Gott verstärkt gewählt worden.

Die Bildung verlagert sich im 13. Jahrhundert von den Klöstern in die Städte zu den Universitäten, die sehr bald Privilegien der Selbstverwaltung und der Eigengerichtsbarkeit erhielten. Ihre Regeln wurden in Statuten festgelegt und in Bologna führen sogar die Studenten die Universität. Universitäten sind in maximal fünf Fakultäten gegliedert (Grundstudium, Theologie, Medizin, kanonisches Recht, bürgerliches Recht). Die Studien dauern lange, der Doktortitel kann frühestens mit dem 35. Lebensjahr erworben werden. Die Ausstiegsquote ist hoch, sodass Universitäten einen elitären Zirkel hochbebildeter Intellektueller bilden. Die Lehrenden erheben ein Anrecht auf Bezahlung. Es sei zwar nicht das Wissen, das bezahlt werden solle, das gehöre Gott (ein Argument, das sich heute in der Commons-Idee wiederfindet), jedoch die Arbeit, die im Wissenserwerb und der Wissensvermittlung stecke. So wurde erreicht, dass die Universitäten entweder von der öffentlichen Hand oder von der Kirche finanziert wurde.

Die erste wissenschaftliche Methode, welche im 13. Jahrhundert entwickelt wurde, war die Scholastik mit ihren vier Schritten:


  1. lectio (Informationssammlung)
  2. quaestio (Forschungsfrage)
  3. disputatio (argumentative Diskussion des Themas)
  4. determinatio (Schlussfolgerung und Beantwortung der Frage)


Damit geht die Wissenschaft des Westens endgültig über das Kommentieren und Interpretieren von Texten hinaus. Zwei bedeutende und umstrittene Wissenschafter aus Oxford führen weitere Methoden in die Wissenschaft ein. Roger Bacon erkennt im Experiment eine Quelle der Wissensfindung, Robert Grosseteste sieht in der Mathematik die Grundlage der Naturwissenschaften und wendet diese Methode im Bereich der Optik an. Er war der Urahn der Entwicklung von Vergrößerungsgläsern und Brillen (die ersten stammen aus dem 13. Jahrhundert).

Die neue Wissenschaft ist jedoch auch heftigen Widerständen seitens der Kirche ausgesetzt. 1277 verdammt der Pariser Erzbischof Etienne Tempier viele neue Leitsätze der Wissenschaft. Roger Bacon (ein Franziskaner) wird gefangengesetzt. Damit ist eine kirchliche Praxis eingeleitet, die auch noch Galileo Galilei zu spüren bekommt und einen Giordano Bruno verbrennen wird.

Die Architekturform des 13. Jahrhunderts war die Gotik mit ihren nach oben strebenden Prinzipien und der Ablösung der Wandmalereien (Fresken) durch Glasmalereien, die häufig in dunklem Rot und dunklem Blau gehalten sind. Aber wie die gesamte Wirtschaft stoppte der Bau dieser gigantischen Kirchen im 14. Jahrhundert (siehe Köln).

Der Zusammenbruch der Wirtschaft Anfang des 14. Jahrhunderts wird mit mehreren Faktoren begründet.

Die Dreifelderwirtschaft war eine Zeit lang sehr effektiv, laugte aber die Böden stärker aus als die Zweifelderwirtschaft. Die effektiven Zugtiere (Pferde) waren bald für Bauern unerschwinglich teuer und wurden nicht eingesetzt. Eine verstärkte Tierhaltung scheiterte daran, dass diese oft nicht ernährt werden konnten. Die Rodung führte zu Problemen der Entforstung: Ackerböden sind nicht mehr von schützenden Wäldern umgeben, die obere Humusschicht wird ausgewaschen, gerodeter Boden wird unfruchtbar. Aber auch eine räuberische Politik von adeligen Grundherrn, die Gemeindeböden (Allmende) an sich rissen, einzäunten und somit der Dorfgemeinschaft entzogen, trug zur Verschlechterung des Ertrags bei.

Neue Technologien wie Spinnrad oder Walkmühle führten vor allem bei der Erzeugung von Tuch zu einer Überproduktion und einem Preisverfall. Um dem entgegenzuwirken, wurden immer wieder Technologieverbote verhängt.

Die räumliche Ausdehnung des Siedlungsgebiets geriet ebenso ins Stocken. So fanden die Könige von Aragonien und Kastilien nicht mehr ausreichend Siedler für die im Zuge der Reconquista von den Arabern und Mauren zurückeroberten Gebiete in Spanien. Die deutsche Ostbesiedelung geriet an ukrainischen und russischen Grenzen ins Stocken. Das jagiellonische Ostpolen wird nach der Evangelisierung Litauens die Ostgrenze festigen. 1291 ist mit dem Fall Akkons einer westlichen Eroberung und Besiedelung Palästinas ein Ende gesetzt.

Dem internationalen Handel des Westens sind durch fehlende Produkte Grenzen aufgezeigt worden. Aus dem Orient sollen Gewürze und Seide importiert werden, aber womit soll getauscht werden? Der Okzident hat keine Luxuswaren, die für den Orient interessant sind. Vereinzelt wird es mit dem Handel von Brunnenautomaten oder Uhren versucht, dies sind jedoch keine Produkte, mit denen sich ein nachhaltiger Handel aufziehen lässt. Geld oder Edelmetalle sind weiterhin Mangelware, die begehrten Produkte konnten also auch nicht einfach durch Bezahlung gekauft werden. In Siena bricht das Bankhaus Rothschild zusammen. Hinzu kommen Geldmanipulationen von Fürsten, mit denen sie ihre Schulden verringern wollen, die aber (sei es inflationär oder deflationär) eine Katastrophe für Handelsbeziehungen wie auch für Menschen, die auf ein Einkommen angewiesen sind (Grundrentner, Lohnempfänger), bedeuten.

Der Abstand zwischen Arm und Reich vergrößert sich im Laufe des 13. Jahrhunderts. Ab 1260 sind eine Reihe von Streiks, Revolten und Meutereien überliefert. Sie betrafen vor allem Städte in den reichsten Gebieten des Nordwestens des Festlands: Brügge, Douai, Tournai, Provins, Rouen, Caen, Orleans und Béziers.

1315 kommt mit einer Klimaabkühlung und verheerenden Regenfällen der Hunger nach Europa zurück. Die Preise landwirtschaftlicher Produkte steigen, die Sterblichkeit erhöht sich. Dennoch konstatiert Le Goff, dass die Krise im Westen Europas mit ihren zum Teil gewaltsamen Konflikten ab Ende des 13. Jahrhunderts dem Mittelalter ein Ende bereitet und die Grundlagen einer modernen Welt legt. Im Osten Europas werde die Refeudalisierung friedlich ablaufen, wobei jedoch die Schwächen des Feudalismus verewigt wurden.

Ein dicht gedrängter, aber hochinformativer Band.