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Aischylos - Die Schutzflehenden
31.03.2025 um 23:07
Dieses Stück mit einer Uraufführung vermutlich im Jahr 466 v. Chr. ist vermutlich das älteste überlieferte Theaterstück des antiken Griechenland. 50 Töchter des Danaos fliehen aus Ägypten, um nicht zwangsverheiratet zu werden, nach Argos. Der dortige König Pelasgos, dem die Frauen im Aussehen sehr fremd erscheinen, lässt sie außerhalb der Stadt in einem Götterhain warten, bis die Stadtversammlung einen Entscheid trifft, ob ihnen Schutz gewährt werden soll. Besonders hat er Angst davor, in einen Krieg hineingezogen zu werden. Die Stadtversammlung entscheidet, unter Vermittlung des greisen Danaos, dass der Schutz gewährt werden soll, und so werden sie, als die ägyptischen Verfolger anlanden, in die Stadt gelassen. Damit bricht das Stück ab.
Wie sehr die Frauen anders aussehen, drückt Pelasgos so aus:
Unglaublich klingt es meinem Ohr, ihr fremden Frau'n,Dass er kein König gegen sein Volk sein will, drückt Pelasgos gegenüber den Frauen, die im Stück den Chor bilden, sehr deutlich aus, wobei er sehr modern, beinahe populistisch klingt:
Daß euer Stamm hier Argos' Blut entsprossen sei.
Denn eher gleicht ihr Frauen, die in Libya,
Nicht solchen, die in diesem Lande heimisch sind.
...
Auch gleicht ihr Inderfrauen
Nie soll das Volk mir sagen, wenn's nicht glücklich geht:Danaos hingegen tritt sehr fordernd auf:
»Den Fremdling schützend, gabest du die Deinen preis!«
»Wir sollen frei in diesem Lande wohnen, freiNicht nur formal, da der Chor nicht außerhalb der Handlung steht, sondern auch thematisch ist es ein Stück, das an Aktualität wieder gewinnt: Wie sollen Flüchtige aufgenommen werden? So sieht es auch die österreichische Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, die auf Basis dieses Werks 2013 ihr Stück Die Schutzbefohlenen über die Flüchtlingspolitik Österreichs geschrieben hat.
Vor jedem Anspruch, unverletzlich aller Welt,
Und Fremde weder dürfen uns, noch Heimische,
Von hinnen führen; wird Gewalt an uns geübt,
So soll der Bürger, welcher uns nicht Hülfe leiht,
Ehrlos erklärt sein und verbannt durch Volkesschluß.«