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Die große Verdummung: Wie KI uns zu digitalen Zombies macht

8 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: KI, Dummheit, ChatGPT ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Die große Verdummung: Wie KI uns zu digitalen Zombies macht

07.07.2025 um 17:58
Es ist still geworden im Internet. Nicht im Sinne von weniger Lärm – im Gegenteil. Aber eine bestimmte Art von Stille hat sich ausgebreitet: die Stille des Nichtmehrdenkens. 60 Prozent aller Google-Suchen enden mittlerweile ohne einen einzigen Klick. Die Menschen bekommen ihre Antwort direkt serviert und gehen weiter. Fertig. Abgehakt. Verstanden.
Oder doch nicht?

Der Tod der Neugier
Was hier passiert, ist mehr als nur ein technischer Wandel. Es ist die systematische Abschaffung dessen, was Dietrich Bonhoeffer "innere Selbstständigkeit" nannte. Der Theologe, der 1943 im Gefängnis über das Wesen der Dummheit nachdachte, erkannte: "Die Macht der einen braucht die Dummheit der anderen." 80 Jahre später perfektionieren Algorithmen diesen Mechanismus.
Früher musste man suchen, vergleichen, bewerten. Man klickte sich durch verschiedene Websites, stieß auf widersprüchliche Informationen, musste selbst entscheiden, was glaubwürdig erschien. Das war anstrengend – aber es hielt das Gehirn wach. Heute liefert ChatGPT oder Google AI eine perfekt formulierte Antwort, gespickt mit scheinbaren Fakten und in nettem Ton vorgetragen. Warum sollte man weitersuchen? Die KI hat doch schon alles zusammengefasst. Sie klingt so kompetent, so sicher, so... richtig.

Die Illusion des Informiertseins
Genau das ist das Problem. KI-Systeme erzeugen die Illusion, informiert zu sein, ohne dass echte Informationsarbeit stattfindet. Sie sind wie Restaurants, die perfekt aussehende Plastikgerichte im Schaufenster präsentieren – alles sieht aus wie Nahrung, aber es nährt nicht. Die Schweizer Medien berichten von dramatischen Einbrüchen: Nachrichtenseiten verlieren 30 bis 70 Prozent ihrer Besucher, weil die Menschen sich mit KI-Zusammenfassungen zufriedengeben. Die Washington Post meldet, dass nur noch halb so viele Nutzer über Suchmaschinen auf ihre Artikel gelangen.

Das ist nicht nur ein Problem für Verlage. Es ist ein Problem für die Demokratie. Denn was passiert, wenn Menschen aufhören, Originalquellen zu lesen? Wenn sie nie mehr mit unbequemen Wahrheiten konfrontiert werden, die nicht in eine 200-Wörter-Zusammenfassung passen?

Der Algorithmus als Wahrheitsfilter
KI-Systeme sind nicht neutral. Sie sind trainiert auf Millionen von Texten – aber welche Texte? Mainstream-Medien, Wikipedia-Artikel, populäre Websites. Was als "vernünftig" gilt, prägt die Algorithmen. Was als "extrem" eingestuft wird, verschwindet aus den Trainingsdaten. Das Ergebnis: KI reproduziert herrschende Meinungen als objektive Wahrheit. Sie verstärkt Konsens, statt Vielfalt zu fördern. Sie glättet Widersprüche, statt sie sichtbar zu machen. Sie produziert jene "geistige Unfreiheit", vor der Bonhoeffer warnte.
Besonders perfide: Die KI präsentiert sich als objektiv, weil sie keine sichtbaren menschlichen Autoren hat. Niemand schreibt "Ich finde" oder "Meiner Meinung nach". Die Algorithmen sprechen im Ton absoluter Gewissheit – und genau das macht sie so gefährlich.

Medien als Rohstofflieferanten
Zeitungen, Magazine und Nachrichtenseiten werden zu bloßen Rohstofflieferanten degradiert. Ihre Artikel werden von KI-Systemen ausgeschlachtet, die Essenz extrahiert und neu verpackt serviert. Die Nutzer bekommen die Information, aber nie die Quelle zu Gesicht. Das zerstört nicht nur Geschäftsmodelle. Es zerstört auch die Möglichkeit, den Kontext zu verstehen, die Argumentationsweise zu bewerten, die Glaubwürdigkeit einzuschätzen. Ein Artikel der Tagesschau wird genauso behandelt wie ein Blogpost eines Hobbyanalysten – beide werden zu Datenpoints in der großen KI-Wissensdatenbank.

Die Entwöhnung vom Denken
Was wirklich beunruhigt: Menschen gewöhnen sich diese neue Passivität an. Sie verlernen, selbst zu recherchieren. Sie verlieren die Fähigkeit, mit Widersprüchen umzugehen. Sie werden abhängig von algorithmischen Filtern, die ihnen sagen, was sie wissen müssen.

Bonhoeffer beschrieb genau diesen Prozess: "Unter dem überwältigenden Eindruck der Machtentfaltung wird dem Menschen seine innere Selbstständigkeit geraubt und er verzichtet darauf, zu den sich ergebenden Lebenslagen ein eigenes Verhalten zu finden." Heute ist die "Machtentfaltung" digital: Algorithmen, die scheinbar alles wissen und perfekte Antworten liefern. Menschen verzichten auf eigenes Nachdenken, weil die KI das ja schon erledigt hat. Sie werden zu Konsumenten vorgefertigter Wahrheiten.

Der Verlust kritischer Medienkompetenz
Früher lernten Menschen zwangsläufig, verschiedene Quellen zu bewerten. Sie merkten, dass die Bild-Zeitung anders schreibt als die FAZ, dass Wikipedia andere Schwerpunkte setzt als Spiegel Online. Sie entwickelten ein Gefühl für Bias, für Perspektiven, für die Grenzen einzelner Quellen. Diese natürliche Medienerziehung findet nicht mehr statt. KI-Nutzer bekommen eine einzige, scheinbar objektive Antwort und denken, das sei die Wahrheit. Sie lernen nie, dass jede Information einen Kontext hat, dass jeder Text eine Perspektive transportiert, dass Wahrheit oft komplizierter ist als eine saubere Zusammenfassung.

Das Ende der Serendipität
Noch etwas geht verloren: die Zufallsentdeckung. Wer verschiedene Websites durchstöbert, stößt auf unerwartete Informationen, auf Zusammenhänge, die er nicht gesucht hatte. Er lernt durch Umwege, entwickelt ein Gefühl für die Komplexität der Welt. KI liefert präzise Antworten auf präzise Fragen. Sie ist effizient, aber sie ist auch steril. Sie vermittelt den Eindruck, als wäre Wissen ein Warenlager, aus dem man sich das Gewünschte abholt. Dabei entsteht Verständnis oft gerade durch die Irrwege, durch das Stolpern über Unerwartetes.

Widerstand gegen die Verdummung
Was tun? Bonhoeffer sah nur einen Ausweg: die Wiedergewinnung geistiger Selbstständigkeit. Das bedeutet heute: bewusst wieder selbst suchen, vergleichen, bewerten. Es bedeutet, KI-Antworten als ersten Hinweis zu verstehen, nicht als letzte Wahrheit. Es bedeutet auch, die Originalquellen aufzusuchen. Wer wissen will, was ein Politiker gesagt hat, sollte die Originalrede lesen, nicht die KI-Zusammenfassung. Wer ein komplexes Thema verstehen will, sollte verschiedene Perspektiven sammeln, nicht eine algorithmische Synthese konsumieren.
Medien müssen sich neu erfinden – nicht als Rohstofflieferanten für KI-Systeme, sondern als Orte direkter Kommunikation, als Plattformen für Diskussion und Debatte. Sie müssen wieder zu dem werden, was sie in der Demokratie sein sollen: Foren für gesellschaftliche Auseinandersetzung.

Die Entscheidung liegt bei uns
Die große Verdummung ist nicht unvermeidlich. Sie ist das Ergebnis von Entscheidungen – von Nutzern, die Bequemlichkeit über Wahrheit stellen, von Unternehmen, die Effizienz über Aufklärung priorisieren, von Gesellschaften, die Konsens über Kontroverse setzen.

Bonhoeffers Warnung war zeitlos: "Gegen die Dummheit sind wir wehrlos. Weder mit Protesten noch durch Gewalt lässt sich hier etwas ausrichten." Aber er sah auch einen Ausweg: die bewusste Entscheidung für geistige Selbstständigkeit. Heute bedeutet das: Den Mut haben, die bequeme KI-Antwort zu hinterfragen. Die Mühe auf sich nehmen, selbst zu recherchieren. Die Unsicherheit aushalten, wenn Quellen sich widersprechen. Die Komplexität der Welt akzeptieren, statt sich mit simplen Antworten zufriedenzugeben. Die Alternative ist eine Gesellschaft digitaler Zombies, die perfekt informiert und völlig ahnungslos sind. Menschen, die alles wissen und nichts verstehen. Eine Demokratie ohne Demokraten. Die Wahl liegt bei jedem Einzelnen – bei jedem Klick, bei jeder Suche, bei jeder Frage.

Bonhoeffer würde heute sagen: Lasst euch nicht dumm machen. Denkt selbst!


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Die große Verdummung: Wie KI uns zu digitalen Zombies macht

17.07.2025 um 14:58
Kein Kommentar hier?

Finde es gut was du schreibst und wir alle sollen uns gedanken machen.

Ich kaufe auch noch die Zeitung. oder gute magazine. Gute Journalismus ist mir was wert.
Informiere mich auch aus dem netz, aber befürchte nicht zu erkennen zu können im nächst, was ist fake und was nicht.


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Die große Verdummung: Wie KI uns zu digitalen Zombies macht

17.07.2025 um 18:17
@klompje1

Guter Journalismus von Menschen vor Ort wird bald nur noch für Wenige erschwinglich sein. Die Auflagen sinken rapide, die Anzeigenkunden wandern ab, und die verbleibenden Leser können die steigenden Preise nicht mehr lange tragen. Ein Jahresabo der Süddeutschen kostet inzwischen fast 1000€ - wer soll das noch bezahlen? Schon jetzt liefern wenige große Nachrichtenagenturen den Content der meisten Tageszeitungen. Die berichten zwar aus aller Welt, sehen die Ereignisse aber durch die Brille ihrer Auftraggeber - der oberen Zehntausend. Lokale Redaktionen haben weder Zeit noch Ressourcen, das zu hinterfragen. Sie übernehmen, kürzen, formatieren - fertig.

Unsere 'Medienvielfalt' entsteht durch Aufmachung, nicht durch Inhalte. Während Investigativjournalisten ihren Job verlieren, übernehmen KIs die Nachrichtenproduktion. Denen ist egal, ob systematisch eine Seite ausgeblendet wurde. Das macht viele News zu rundgelutschten Halbwahrheiten, die mehr verschweigen als erzählen. Ist eine derartige Lückenpresse nicht auch eine Form von Lügenpresse? Was dadurch verloren geht ist nicht nur objektive Information; es ist die Fähigkeit der Gesellschaft, sich selbst zu reflektieren, sich selbst zu verstehen. Ohne lokale Berichterstattung verschwimmen die Zusammenhänge vor der eigenen Haustür. Ohne unabhängige Recherche verschwinden unbequeme Tatsachen aus dem öffentlichen Bewusstsein. Die werden dann ersetzt durch einen automatisch generierten und gefilterten Extrakt aus den gerade trendenden Hashtags der sozialen Medien. Schöne neue Welt!


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Die große Verdummung: Wie KI uns zu digitalen Zombies macht

18.07.2025 um 13:17
Kennst du diese doku?

Youtube: Das Ende von Film, Kunst und vielleicht der Menschheit
Das Ende von Film, Kunst und vielleicht der Menschheit
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Naja. Ich zweifel sehr. Und habe viele fragen.
kann nicht alles beantworten.

Sah auch viel elend auf meine arbeit, wo ich wünschte es wäre weniger.
Manche traff es meine meinung zu hart.

Ich weiß den umgang nicht genau damit.
Bin auch nicht so technik begeistert wie viele.

Aber nehme mir vor wieder mehr filme zu schauen.


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Die große Verdummung: Wie KI uns zu digitalen Zombies macht

19.07.2025 um 11:05
@klompje1
Zitat von klompje1klompje1 schrieb:Kennst du diese doku?
Ich hatte sie schon mal überflogen, fand aber zwischen den vielen Filmschnipseln immer nur den Vorwurf, daß durch eine KI die Schöpfer ihrer Trainingsdaten quasi enteignet wurden. Das war aber nicht neu. Nun habe ich mir die 50 Minuten am Stück angetan und bin auch nicht viel schlauer, was Josh uns da eigentlich vermitteln will. Ich denke, es wird auch künftig Menschen geben, die Bilder malen, Bücher schreiben, Lieder singen und Filme drehen. Ob und wie sich diese von den rein KI-generierten unterscheiden wird sich zeigen, aber da KI eben nur das verwurstet, womit sie gefüttert wurde, wird für wirklich Innovatives auch weiterhin die menschliche Schöpferkraft sorgen.
Die heutige KI - und da widerspreche ich Josh - ist ein reines Werkzeug, sie kann den Menschen nicht ersetzen, sie kann ihn nur anhand gespeicherter Wahrscheinlichkeiten imitieren. Eine künftige AGI ist noch nicht in Sicht, auch wenn die Entwicklung der letzten Jahre solche Erwartungen beflügelt hat. Sie müsste selbstreflektiv sein, was mMn Bewusstsein voraussetzt - etwas, das sich auch mit noch so vielen, noch so schnellen GPUs nicht simulieren lässt.
Möglicherweise sind Quantencomputer oder Hirnorganoide ein Schritt in diese Richtung?


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Die große Verdummung: Wie KI uns zu digitalen Zombies macht

gestern um 04:40
Zitat von geekygeeky schrieb am 19.07.2025:Eine künftige AGI ist noch nicht in Sicht, auch wenn die Entwicklung der letzten Jahre solche Erwartungen beflügelt hat. Sie müsste selbstreflektiv sein, was mMn Bewusstsein voraussetzt - etwas, das sich auch mit noch so vielen, noch so schnellen GPUs nicht simulieren lässt.
Was genau soll das sein, was Du da als Bewusstsein bezeichnest?

Kannst Du es messen, nachweisen, belegen, zeigen, da ist eines und da nicht?

Ist nicht möglich, hatten wir in den anderen Threads schon, kann man bei Menschen nicht nachweisen, Du kannst Dir eventuell Deinem Bewusstsein sicher sein, einer Wahrnehmung, mehr aber auch nicht ob ein KI also ein Bewusstsein hat oder nicht, wird man nie nachweisen können.


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Die große Verdummung: Wie KI uns zu digitalen Zombies macht

gestern um 12:59
@nocheinPoet
Zitat von nocheinPoetnocheinPoet schrieb:Was genau soll das sein, was Du da als Bewusstsein bezeichnest?
Das, was auch andere als Bewusstsein bezeichnen. Wenn es schon bei Menschen nach deinen Maßstäben nicht nachweisbar ist, dann löst sich die Frage nach dem einer AGI ohnehin in Wohlgefallen auf. Außerdem ist es in diesem Blogbeitrag ohnehin schwer OT.


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gestern um 13:12
Zitat von geekygeeky schrieb am 07.07.2025:die Stille des Nichtmehrdenkens
Leider. Der Lernprozess erfordert Eigenleistung.


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