Pressler-Bitterschokolade

Dies ist ein Jugendbuch von Mirjam Pressler aus 1980 und wohl eines der ersten, welches Dicksein und Bulimie thematisiert.

Eva ist eine genervte, dickliche 15-Jährige aus dem Raum München, die zuhause unter der Diktatur des Vaters leidet, der nicht will, dass sie abends ausgeht. In der Schule ist sie unsportliche Außenseiterin, aber sie ist eine gute Lernerin (zuhause lernt sie immer) und daher eine beliebte Klassenkollegin, die anderen hilft oder helfen soll. Von der Mutter lässt sie sich einen dunklen, konservativen Kleidungsstil aufschwatzen, der ihre Fettpölster nicht so betone. Ihr auch korpulente Vater meint, da hätten die Männer wenigstens was zum Anfassen. In ihrem Kummer verschlingt Eva immer wieder Süßes (das hat ihre Mutter schon gemacht, als Eva klein war: bei Kummer füttern) und nächtens hat sie Fressattacken, eine Diät kann sie nicht durchhalten.

Ihr erste Liebe ist ein Martin, der nicht wie Eva ans Gymnasium geht und der sich wundert, dass Eva sexuell so zurückhaltend ist. Bei einem Abendbesuch in einer Jugenddiskothek lernt sie eine andere Welt kennen: Als Martins Bruder Eva beleidigend anredet, schlägt Martin ihn mit einem Stuhl bewusstlos. Schließlich fährt Martin nach Ende seiner Schullaufbahn zu einem Onkel nach Hamburg, um dort eine Matrosenlaufbahn einzuschlagen. Eva beobachtet ihn heimlich am Bahnhof und ist wieder allein. Sie erhält nur mehr eine Karte von ihm.

Die Wende bringt eine gertenschlanke und den Schönheitsidealen entsprechende neue Mitschülerin aus Frankfurt namens Franziska. Eva hilft ihr in Mathematik und sie werden Freundinnen. Und als Franziska sie beim Kleidungskauf überzeugen kann, keine dunklen Röcke, sondern Jeans und Blusen in hellen Farben zu kaufen, gefällt sich Eva zum ersten Mal so, wie sie ist. Auch mit ihren Fettpölsterchen.

Damit hat Pressler eigentlich eine noch heute sehr aktuelle Diskussion aufgegriffen, nämlich sich selbst so akzeptieren zu können, wie man ist. Dass eine der Lösungen ist, auf sich selbst und nicht die Eltern zu hören, ist durchaus ein sympathischer Ansatz.