Schrocke-Freak City

Der Erfolgsroman von Kathrin Schrocke aus 2010 wurde dieses Jahr wieder aufgelegt. Er handelt von dem 16-jährigen Mika, dessen Freundin Sandra mit ihm gebrochen hat und der er nachhängt - wie auch sie manchmal ihm. Auf einem Spaziergang mit Freunden laufen sie einem Mädchen nach, das unbeirrt beinahe in einen LKW läuft, und als er in dem Alternativlokal Freak City dieses Mädchen wiedertrifft, stellt sich heraus, dass sie taub ist. Aber Mika ist so fasziniert von ihr, dass er sogar einen Kurs für Gebärdensprache belegt.

Der Roman handelt hauptsächlich davon, wie Mika hin- und hergerissen ist. Sandra ist erfolgreiche Jungsängerin in einer erfolgreichen Band und plant, nach der Schule die Popakademie in Mannheim zu absolvieren. Musik in ihrer Beziehung war sehr wichtig. Lea ist diesbezüglich das Gegenteil, obwohl der Auftritt des gehörlosen finnischen Rappers Signmark einer der Höhepunkte ist. Gehörlose tanzen zu den extrem lauten Bässen, welche die Körper vibrieren lassen. Diesen gibt es wirklich: Wikipedia und ein Video:

Youtube: Signmark - Our Life (Deaf Rap)
Signmark - Our Life (Deaf Rap)
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Die Stimmungsschwankungen Leas sind manchmal schwer nachzuvollziehen, auch ist sie sich im Unklaren, ob sie mit einem Nicht-Gehörlosen zusammen sein will, da die kulturellen Welten weit auseinander liegen. Am Ende entscheidet sich Mika für Lea und nicht für Sandra. Der Text endet, dass beide vom Sozialarbeiter in Freak City den Schlüssel für eine Nacht erhalten. Am Dachboden steht ein bequemes Bett, eine Theaterrequisite.

Schrocke hat vor dem Schreiben dieses Romans sich in Gesellschaft von Gehörlosen bewegt, was sie in diesem Roman schreibt, scheint authentisch zu sein. Gelungen sind die Teile, wie zum Beispiel die Familie von Lea sich weigert, Gebärdensprache zu lernen und nur über Lippenlesen mit Tochter bzw. Schwester kommunizieren können. In Deutschland wurde lange Zeit aus pädagogischen Gründen Gebärdensprache auch an Schulen für Gehörlose abgelehnt. Im Gegensatz zu den USA. Mika ist derjenige, der die Sprache lernt, und in komplexeren Gesprächen auf die langwierigere Buchstabensprache zurückgreifen muss. Dennoch: Dies ist der Schlüssel zu einer Beziehung mit Lea, die er am Ende wirklich liebt. Und sie ihn.

Auch wenn so manche Jugendklischees verpackt sind, ist dies ein lesenswerter Roman.