Haas-Tod

Das ist die dritte Kriminalkomödie von Wolf Haas mit Simon Brenner als Protagonisten aus 1998. Strukturell ist es ein klassischer Whodunnit, die Morde werden von dem ehemaligen Polizisten und ehemaligen Privatdetektiv, dem 47-jährigen Simon Brenner gelöst. Das Setting ist absurd: Die zwei Wiener Rettungsgesellschaften Kreuzretter (bei diesen arbeitet Brenner) und Rettungsbund befetzen sich um Einsatzfahrten, der Chef der Kreuzretter wird vor dem AKH mit seiner Freundin Irmi erschossen (die Kugel geht durch die Köpfe beider), ein Kreuzretterfahrer wird mit seinem Goldketterl erdrosselt. Brenner soll intern eigentlich nur ermitteln, ob die Konkurrenz ihren Funk abhört und ihnen Fahrten wegschnappt, doch er deckt dunkelste Machenschaften auf, die aber sowas von skurril sind.

Die Kreuzretter waren lange Zeit die Nummer Eins in Wien, aber der Rettungsbund holt mit politischer Unterstützung auf. Um an Spenden zu kommen, beginnen der Sohn des Chefs und Manfred Bimbo Groß, das ist der Fahrer mit dem Goldketterl, Testamente reicher, alter Patientinnen, die sie transportieren, zu manipulieren, damit die Kreuzretter als Erben eingesetzt werden. Da jedoch aufgrund der modernen Medizin immer weniger frühzeitig sterben, hilft Bimbo bei Zuckerkranken mit Zuckerinfusionen im Rettungswagen nach.

Einem Kollegen, der aussteigen will, rammt Bimbo einen Schraubenzieher durchs Auge, sodass er behindert ist, und dessen Freundin Irmi stellt weiter Nachforschungen an und wird von Bimbo erschossen (siehe oben). Dem Juniorchef, der mit Bimbo die Zuckermorde durchführt, wird dieser zu fordernd und erwürgt ihn mit dem Ketterl.

Showdown: Der Juniorchef will den behinderten Ex-Rettungsfahrer und Zeugen in einem kaputten Rettungswagen, dessen Abgase ins Innere des Krankenwagens strömen, ermorden. In einer Verfolgungsjagd rammt Brenner den Wagen vom Juniorchef, erstickt fast selbst in diesem kaputten Wagen, doch der Juniorchef wird von einem Abhörspezialisten (ehemaligen Spanner), der mit Brenner zusammenarbeitet, erschossen, womit der Fuß vom Gas geht.

Die Welt der Rettungsfahrer ist surreal. Viele spielen um hohe Beträge Poker. So wird Lanz, einem Fahrer, der bei Bimbo 1,5 Mio Schilling Spielschulden hat (heute ca. 200.000 Euro), der Mord angehängt und als Entschädigung überweist ihm nach dem Tod von Bimbo der Juniorchef inkognito diese Summe. Brenner, der den Job bei den Kreuzrettern einvernehmlich aufgibt, bekommt nach Lösung des Falls von Lanz ein Kuvert mit 50.000 Schilling (heute etwa 6.800 Euro).

Wie in Trivialromanen ist Vieles überzeichnet. Es gibt nicht nur Verfolgungsfahrten, sondern auch Schlägereien, sexuelle Anspielungen, derbe Sprache, auch der auktoriale Erzähler mischt sich mit Kommentaren und Leseransprachen (mit "du") ein. Zwischen Rettungsfahrern gibt es Wetten, wer bei einer Fahrt die meisten roten Ampeln überfährt. Der Einstieg in den Roman ist, dass Bimbo über einen Gehsteig brettert und eine Katze plättet (im Film wird es ein Hund sein).

Hier nun ein Textbeispiel, dass eine fahrlässige Tötung eines Patienten (hier eine offen gelassene Schiebetür) die gleichen Konsequenzen hat wie weiße Socken bei der dunklen Uniform:
Appell und Kommandoton und alles. Und wenn du zur Uniform keine schwarzen Socken angehabt hast: Todesstrafe.

Das ist so ein Ausdruck bei den Fahrern, wenn du strafweise für eine Woche zum Blutspendedienst aufs Land eingeteilt wirst.

Das ist heute noch die gefürchtete Todesstrafe. Aber heute kriegst du sie nur noch für schwere Vergehen, wie der Werkstättenchef, der vor ein paar Wochen beim 590er den kaputten Auspuff übersehen hat. Wo dann die Abgase zu dem Patienten in den Transportraum eingedrungen sind. Oder der Alkoholunfall vor zwei Jahren, wo der Hansi Munz einmal die Schiebetür nicht ordentlich zugemacht hat, und dann hat er bei der Autobahnauffahrt den Rollstuhl verloren, also samt Patient, aber der Munz hat es in seinem Dusel nicht bemerkt und ist weitergefahren. Der Patient Gott sei Dank auf der Stelle tot, aber der Hansi Munz natürlich ab ins Waldviertel und eine ganze Woche Blutspenden. Aber wie gesagt: Beim Alten hast du das schon für ein Paar helle Socken gekriegt.
Seit Kottan sind in Österreich Kriminalkomödien ein Renner, so ist auch dieser Roman im Jahr 2000 verfilmt worden. Hier der Trailer:

Youtube: Deutscher Trailer | Komm, süßer Tod | CANAL+
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