Grass-Mein Jahrhundert

1999 hat Günter Grass in Miniaturen jedes Jahr des 20. Jahrhunderts durch eine Erzählfigur Revue passieren lassen. Manchmal ist diese Erzählfigur er selbst. Einige Geschichten sind überzeugend, andere wirken gestelzt. Die Themen sind nicht extravagant, es wird zumeist historisch Bekanntes personalisiert. Zumeist wird eine zeitgenössische Perspektive gewählt. Die beiden Weltkriege jedoch präsentiert er in Rückschau. Über den Ersten Weltkrieg lässt er Ernst Jünger und Erich Maria Remarque bei Wein reflektieren, über den Zweiten Weltkrieg sprechen hochrangige Redakteure der Bundesrepublik, die als Kriegskorrespondenten an der Ostfront waren - manche sind immer noch überzeugte Nationalsozialisten.

Sprachlich ist nichts auszusetzen, Grass kann schreiben, die Themenwahl selbst ist aber nicht prickelnd. Und die 90er Jahre mit ihrem Hedonismus sind nicht so Seines. Auch war es letztlich nicht so anregend, dass ich mir zu jeder Vignette eine Kurznotiz gemacht hätte. Nachlesen lässt sich so einiges aus einer Kritik von Roland Kroemer auf literaturkritik.de. Ein Verriss.