Link: onnachrichten.t-online.de (extern) (Archiv-Version vom 05.11.2007)Dänen und Muslime reagieren betreten
Moslems verbrennen in Bagdad eine dänische Flagge
Der Schock sitzt tief: Die Dänen sehen im Fernsehen, wie ihre Nationalfahne "Dannebrog" im Fernsehen vor den Botschaften in Damaskus und Beirut brennt. Eigentlich waren sie es doch gewohnt, die rote Flagge mit weißem Kreuz immer und überall als harmlosen Schmuck zu Kindergeburtstagen auf Torten zu pflanzen oder vor dem Sommerhäuschen an der See im Wind flattern zu lassen.
Spätestens mit den gewaltsamen Protesten eines entfesselten Pöbels gegen die Mohammed-Karikaturen in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" dürfte diese Unschuld endgültig der Vergangenheit angehören.
"Imame sprechen nicht für uns"
Kurz zuvor hatten sich im Kopenhagener Parlamentsgebäude 200 Zuwanderer zur Gründung eines Netzwerkes moderater Muslime getroffen. "Diese Imame sprechen doch nur für eine ganz kleine Minderheit von dänischen Muslimen und ganz bestimmt nicht für uns", sagte der liberale Parlamentsabgeordnete Naser Khader. Der gebürtige Syrer ist zum Wortführer derjenigen geworden, die dem Wirken stark religiöser Imame einen erheblichen Teil der Verantwortung für die derzeitige Eskalation geben. Die Attacken in Damaskus konnte sich Khader nur als gezielte Aktion der syrischen Machthaber erklären: "In diesem Polizeistaat kann so etwas nicht passieren, ohne dass die Regierung das auch selbst will."
"Kollektive Heuchelei und Scheinheiligkeit"
Dänemarks führende Medien ließen sich am Sonntag auch durch die dramatischen Nachrichten aus Damaskus nicht davon abbringen, ihre seit Jahren extrem hart geführte innenpolitische Debatte in Sachen Zuwanderung und Islam fortzuführen.
"Jyllands-Posten", wo die zwölf Karikaturen mit dem Propheten Mohammed Ende September zuerst erschienen waren, drosch im Leitartikel förmlich auf die beiden anderen landesweiten Blätter "Politiken" und "Berlingske Tidende" ein, weil sie die Zeichnungen nicht aus Solidarität nachgedruckt hatten.
"Kollektive Heuchelei und Scheinheiligkeit" warf das Blatt den Kollegen vor und blieb damit in der betont aggressiven Tonlage, die Dänemarks Ausländerdebatte seit vielen Jahren zu einer Besonderheit in Europa gemacht hat.
"Kulturkriegerischer Sprengstoff"
"Politiken" schlug zurück und warf ihrerseits Politikern aus dem Regierungslager von Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen "komplette politische Taubheit" vor, weil sie die Ausweisung von Imamen als Anheizer beim Karikaturenstreit verlangt hatten. Das Blatt langte bei dieser Gelegenheit auch noch mal in Richtung "Jyllands- Posten" zu: "Ein kleines Happening in einem Land kann sich blitzschnell oder aber mit Verzögerung kreuz und quer über den Erdball ausbreiten, wenn nur der kulturkriegerische Sprengstoff ausreichend explosiv ist."
Quelle:
http://onnachrichten.t-online.de/c/68/93/60/6893604.html (Archiv-Version vom 05.11.2007)Credendo Vides
E nomine patre
et fili et spiritu sancti
Amen