"Ein wirklich kritischer Zeitraum"
Seit acht Monaten sitzt Marco Weiss in einem türkischen Gefängnis - die deutsche Öffentlichkeit ist empört. Hierzulande wäre es nicht möglich, einem Jugendlichen eine derart lange Untersuchungshaft zuzumuten, sagt der Vorsitzende des Richterbundes, Christoph Frank.
Berlin - "Die Situation in Deutschland wäre deutlich anders", sagte Christoph Frank, Vorsitzender des Deutschen Richterbunds, im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. "Wenn man sich die Dauer der Untersuchungshaft vor Augen hält und sich überlegt, dass es sich um einen 17-Jährigen handelt, dann ist das aus deutscher Sicht ein wirklich kritischer Zeitraum."
Zudem müsste ein deutsches Gericht Alternativen zur Untersuchungshaft prüfen: "Bei Jugendlichen heißt das eine Unterbringung im Heim", auch eine Entlassung auf Kaution sei im Einzelfall möglich, so der Jurist weiter.
Seit April 2007 sitzt Marco Weiss in türkischer Haft. Als Grund für die lange Verzögerung verwies das Gericht in Antalya auch darauf, dass die Aussage der 13-jährigen Charlotte noch immer nicht in einer offiziellen Übersetzung vorliege. Dies würde in einem deutschen Verfahren als Verzögerungsgrund nicht anerkannt, erklärte Frank. "Hier müsste die Aussage sofort übersetzt werden, das dürfte nur wenige Tage dauern."....
Stichwort Fluchtgefahr: Hat die türkische Justitz Angst, dass sich Marco ein Fahrrad klaut und heim radelt?
Gericht lehnt Haftbeschwerde im Fall Marco abermals ab
Antalya (dpa) - Der in der Türkei angeklagte Schüler Marco muss weiter in Untersuchungshaft bleiben. Eine Beschwerde gegen die Inhaftierung sei erneut abgelehnt worden, sagte der Anwalt des 17-Jährigen, Michael Nagel. Die angekündigte Beschwerde vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg solle nun in Angriff genommen werden. Marco wird vorgeworfen, die 13-jährige Britin Charlotte in den Osterferien in der Türkei sexuell missbraucht zu haben. Er bestreitet die Vorwürfe.
Berlin kritisiert Inhaftierung Kasparows vor DumawahlWas ist einem näher, das Hemd oder die Hose. Wer sich ebenfalls beschweren will, schreibe an Frau Merkel: http://www.angela-merkel.de/page/46.htm (Archiv-Version vom 09.11.2007)
Berlin (dpa) - Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Günter Nooke, hat gegen die Festnahme führender Oppositionspolitiker eine Woche vor der Dumawahl in Russland protestiert. Der frühere Schachweltmeister Garri Kasparow, der zu fünf Tagen Gefängnis verurteilt wurde, müsse freigelassen werden. Ein Gericht hatte Kasparow wegen Verstoßes gegen das Versammlungsrecht verurteilt. Nooke berichtete, er habe Kontakt zur Mutter Kasparows gehabt und erfahren, dass diesem Kontakt zu Anwälten verwehrt worden sei.
enttäuscht bin ich ebenfalls, aber solang es dem jungen gut geht und er nicht in lebensgefahr schwebt, wird die deutsche regierung keinen finger krümmen.andi75 schrieb:Also ich bin extrem enttäuscht über das Nicht-Handeln unserer Bundesregierung im Fall Marco. Der arme Junge sitzt eine Gemeinheit nach der anderen aus im türkischen Knast und unsere Oberkasper machen nicht einen Mucks.
Gericht hat jetzt Charlottes Originalaussage
Im Prozess gegen den deutschen Schüler Marco W. liegt dem türkischen Gericht nun die Aussage des englischen Mädchens Charlotte vor, das der Schüler missbraucht haben soll. Der Anwalt des Schülers hofft nun, dass eine Übersetzung der Aussage bis zum nächsten Gerichtstermin vorliegt.
Marcos Anwalt Michael Nagel am Abend, er habe am Dienstag von seinen türkischen Kollegen die Nachricht bekommen, dass das englische Original der Aussage eingetroffen sei. Nun sei zu hoffen, dass am nächsten Verhandlungstag am 14. Dezember auch die Übersetzung vorliegen werde.
Das Gericht in Antalya hatte am 20. November erneut die Freilassung Marcos aus der schon mehr als sieben Monaten dauernden Untersuchungshaft mit der Begründung abgelehnt, dass ihm noch kein Originalprotokoll der Aussage Charlottes vorliege.
Marcos Anwälte haben Beschwerde vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte angekündigt. Marco W. wird beschuldigt, während eines Urlaubsaufenthalts in der Türkei die 13-jährige britische Schülerin sexuell misshandelt zu haben. Er spricht von Zärtlichkeiten in gegenseitigem Einvernehmen.
Hoffnung für Marco
Die Aussage Charlottes ist in Antalya eingetroffen – bis 14. Dezember soll sie übersetzt sein
Ende vergangener Woche traf im türkischen Justizministerium in Ankara ein ganz besonderes Dokument aus Großbritannien ein. Es war die Originalfassung der Aussage von Charlotte aus Manchester, in der es um den mutmaßlichen sexuellen Missbrauch des Mädchens durch den deutschen Jugendlichen Marco Weiss geht. Das Ministerium schickte Text und Bänder der per Video aufgenommenen Aussagen zum Schwurgericht nach Antalya weiter, wo sie jetzt ins Türkische übersetzt und dem Richter im Fall Marco vorgelegt werden sollen. Marcos Anwalt geht davon aus, dass damit die Chancen des 17-jährigen Jungen gestiegen sind, Weihnachten bei seiner Familie in Niedersachsen verbringen zu können. Sicher ist das aber nicht. Die Entscheidung fällt am nächsten Prozesstag am 14. Dezember. ....
