Unterschleichach - Tod einer Elfjährigen in der Silvesternacht

@E_M

E_M schrieb:An eine Gruppe glaube ich mittlerweile nicht mehr, würden da wirklich alle dicht halten? Immerhin ist jemand ums Leben gekommen.

Seit ich die Geschichte um den Kindesmissbraucher im Ort kenne, bin ich mir da nicht mehr sicher.
Ich meinte aber auch eher, wenn die Leute wüssten, wer so eine Waffe illegal besitzt, sie würden es vermutlich nicht sagen. Ich glaube so meinte das auch der Bürgermeister mit " wenn man sich nicht sicher ist, den Täter zu beschuldigen" sagt man nix.

@robix
Ich kenne mich mit Feuerwaffen überhaupt nicht aus. Ist diese benutzte Waffe denn stärker, die Reichweite größer, als bei einem Jagdgewehr?

@Frau.N.Zimmer

Ja, es kann schon sein, dass niemand jemand anschwärzen will, ohne genau zu wissen, ob er wirklich eine Waffe hat. Stellt sich das im Nachhinein als falsch heraus, bringt man am Ende den ganzen Ort gegen sich auf und hat nix mehr zu lachen dort.
Loyalität ist ja an sich eine feine Sache, falsche Loyalität aber nicht.
Mir tut die Mutter so leid, schrecklich. Lässt sie erstmals ihr Kind an Silvester allein los ziehen und dann sowas :-(
Ihr wäre es zu wünschen, dass der Täter sich stellt. Das macht ihr Kind zwar auch nicht wieder lebendig, aber so wüsste sie wenigstens, warum das passiert ist.

@E_M

Ja, das wäre der Mutter von ganzem Herzen zu wünschen. Den Schmerz nimmt ihr keiner mehr aber nicht zu wissen " warum" ist dann nochmal grausam. Mir tun die Eltern auch unendlich leid.

Frau.N.Zimmer schrieb:Ich kann das nicht glauben. Kennt sich von Euch jemand mit Reichweiten aus? Wenn ich denke, was da im Herbst, bei den Treibjagden geballert wird? Da müssten doch schon öfter Leute versehentlich erschossen worden sein. Und wäre sowas noch erlaubt, wenn man den Einschuß über einen ganzen Kilometer nicht kontrollieren kann?

Also bein einer Bekannten, die am Ortsrand wohnt, steckte kürzlich ein Profil des Revierförsters (stellte sich später heraus) im Kunststoffrahmen der Terrassentür. Zum Glück saß zu diesem Zeitpunkt niemand auf der Terrasse. Der Revierförster bekam nicht mal eine Strafe, absolut nichts. Es wurde so dargestellt, dass die Kugel irgendwo abgeprallt sein muss und auf die Terrasse umgeleitet wurde. Schöner Trost.

@Robin76

Konnte man feststellen wie weit er weg war als er den Schuss abgegeben hat? Du machst mir echt Angst. Bisher habe ich nur mit den Tieren gezittert, wenn hier zur Jagd geblasen wird. Die ballern ja auch auf freiem Feld, neben vielbefahrenen Strassen auf Hasen.

@Frau.N.Zimmer
Zu den Reichweiten hatte ich weiter vorne schon geschrieben. Je nach verwendeter Munition, es gibt verschiedene des gleichen Kalibers, kann man von einer Maximalreichweite von bis zu 1.5km ausgehen. Das heisst, so weit kann ein Geschoss maximal bei besten Bedingungen fliegen.

Das heisst aber nicht, dass es dann noch solche Verletzungen hervorrufen kann: Die Geschossenergie wird weniger, je weiter das Projektil fliegt. Und genau zielen kann man auf diese Entfernung mit KK auch nicht mehr.

Sportschützen schiessen mit Langwaffe KK selten weiter als 100m da danach kaum noch Zielgenauigkeit besteht.

Je nach Munition und Verletzungsmuster wird man annehmen können, dass die Geschossenergie hier etwa eine Entfernung zwischen 0-200m, eventuell noch 300m nahelegt, mehr vermutlich nicht. Da die Zeugen keinerlei Schützen in engster Nähe gesehen haben, denke ich mal irgendwo im Bereich von 100-200m vom Tatort hat er sich aufgehalten.

"Jagdgewehre" sind meistens übrigens etwas ganz anderes, die können auch grössere Reichweite bzw. Durchschlagskraft haben, je nach Kaliber und Munitionsart. KK Gewehre sind eher seltener.

@Frau.N.Zimmer
Wikipedia: Jagd#Gesellschaftsjagd

Gefahren für Menschen durch die Jagd[Bearbeiten]
Im Unterschied zum Wildunfall steht der Jagdunfall, der in Ausübung der Jagd entsteht. Für das Jahr 2009 registrierte die Bundesgemeinschaft der Landwirtschaftlichen Sozialversicherungen 854 Fälle, in denen sich Jäger, einschließlich Berufsjäger, verletzten. Ursache für über 350 Fälle davon sind Äste, Dornen, Baumstümpfe oder Unebenheiten des Bodens, die zu Prellungen, Stauchungen oder Brüchen führten. Rund achtzig mal passierten Unfälle mit Messern beim Verarbeiten des Wildes. Ein tödlicher Unfall mit einer Jagdwaffe ereignete sich nach Angaben des Spitzenverbandes 2009. 2008 gab es drei tödliche Unfälle mit Jagdwaffen bei 348.000 Jägern in Deutschland, 2011 zwei und 2010 ebenfalls zwei tödliche Unfälle mit Jagdwaffen bei rund 350.000 Jägern. In keinem dieser Fälle waren Außenstehende betroffen.

@Rick_Blaine

Da möchte ich dich etwas Korrigieren. Die durchschnittliche Reichweite bei KK-Munition beträgt ca. 1500 Meter. Bei spezieller Munition z.B. von Winchester kann man sogar von 2000 Metern ausgehen.
Ich halte den Radius von 1000 m als realistisch.

@Rick_Blaine

Rick_Blaine schrieb:Das heisst aber nicht, dass es dann noch solche Verletzungen hervorrufen kann: Die Geschossenergie wird weniger, je weiter das Projektil fliegt.

Gut, dass Du mich darauf hinweist. In meinem blinden Eifer vorhin, habe ich dieses wichtige Detail vergessen. Dieser Waffenexperte, wie er bezeichnet wurde, meinte natürlich, um so eine Verletzung zu verursachen, könnte der Schütze, einen Kilometer im Umkreis, weit weg gewesen sein.
Und das will mir nicht in den Kopf.

@Frau.N.Zimmer

Frau.N.Zimmer schrieb:Konnte man feststellen wie weit er weg war als er den Schuss abgegeben hat? Du machst mir echt Angst. Bisher habe ich nur mit den Tieren gezittert, wenn hier zur Jagd geblasen wird. Die ballern ja auch auf freiem Feld, neben vielbefahrenen Strassen auf Hasen.

Gut bis zum Wald ist es noch ca. 1 km. Aber wie du sagst, schießen Jäger auch auf freiem Feld. Ich muss mich mal nochmals schlau machen.

So schlimm es ist, aber absichtlich ist das bestimmt nicht gemacht worden.
Einfach sinnlos in die Luft geballert ohne darüber nachzudenken was passieren kann.
Ich hoffe sehr für die Hinterbliebenen dass der Schütze (vielleicht war es ja auch eine Gruppe) sich meldet.

@Frau.N.Zimmer
@Rick_Blaine

Aber wenn das Projektil in seiner Kraft massiv eingedämmt gewesen wäre, wäre es auch nicht in einen Kunststoffrahmen der Terrassentüre eingetreten. Dann wäre es abgeprallt.

Es könnte ja durchaus sein , dass die Person , die geschossen hat , sich erstmal garnicht mit dem Tod des Mädchens in Verbindung bringt , wenn diese Person nichts über die Reichweiten solcher Geschosse weiß

Das würde bedeuten , dass diese Person auch kein schlechtes Gewissen hätte und sich somit auch normal verhält ?!

@Ollie

Ollie schrieb:Es könnte ja durchaus sein , dass die Person , die geschossen hat , sich erstmal garnicht mit dem Tod des Mädchens in Verbindung bringt , wenn diese Person nichts über die Reichweiten solcher Geschosse weiß

Braucht man denn für eine Waffenbesitzkarte keinen " Sachkundenachweis" oder so? Schon beim Angelschein, gibt es eine Prüfung und was kann man mit einem Angelhaken groß anrichten?

@Ollie
Das glaube ich nicht. Jeder, der so eine Waffe in der Silvesternacht benutzt hat, muss sich fragen, ob er nicht der Schuldige gewesen sein kann. Zumindest melden müsste er sich, auch wenn sich im Nachhinein herausstellt, dass er nicht der Täter war.

@Frau.N.Zimmer
Ja, ganz so wild ist das alles nicht. Ich weiss nicht, ob dieser "Experte" nun wirklich das Obduktionsergebnis kennt, denn nur dann kann er beurteilen, ob eine solche Verletzung auf eine solche Entfernung möglich ist.

1000m halte ich in diesem Fall schon für zu weit, ich denke wenige hundert Meter sind hier realistischer. Interessanter wäre es, wenn wir wüssten, aus welcher Richtung ungefähr geschossen wurde. Das festzustellen wird aber vielleicht nicht einmal der Polizei gelingen, da vermutlich kein Zeuge mehr weiss, wie das Mädchen gerade in dem Moment stand, als sie getroffen wurde.

Zum nächsten Wald sind es vom Tatort aus ca. 800m. Zum Dorfkern ca 300m, zu den nächsten Häusern nur 100m. Das heisst, es gab nicht überall freies Schussfeld und der Täter wäre in bestimmten Bereichen, z.B. auf dem freien Feld neben dem Tatort auch sehr deutlich zu sehen gewesen.

@Frau.N.Zimmer
Beim Angelschein geht es in erster Linie auch um Schonzeiten, nicht nur um den Gebrauch der Angel und natürlich benötigt man je nach Waffe einen kleinen oder großen Waffenschein.

@Ollie
Insofern richtig, dass der Täter irgendwo gestanden haben kann, wo er gar nicht bemerkte, dass am Ortsausgang die kleine Gruppe mit dem Mädchen stand. Aber inzwischen wird ihm wohl klar sein, dass er die Tat verursacht hat, denn er wird wohl kaum davon ausgehen, dass noch mehr Personen in diesem Dorf illegal herumgeballert haben.

@Frau.N.Zimmer

Der Antragsteller muss über Sachkunde verfügen (§ 7 WaffG, §§ 1 bis 3 AWaffV). Die Sachkunde wird üblicherweise nach einem Lehrgang bei einer autorisierten Einrichtung durch das Ablegen einer Prüfung nachgewiesen. Bei Jägern gilt die Jägerprüfung als Sachkundenachweis, der eine Schießausbildung und Schießprüfung und Ausbildung in der Waffenhandhabung vorausgeht.

Wikipedia: Waffenbesitzkarte (Deutschland)#Sachkunde

@Rick_Blaine
Eine Frage: Woher beziehst Du dein Wissen wenn du die Glaubhaftigkeit des Experten anzweifelst?

@der_ungläubige

Ach je, unter anderem aus der Tatsache, dass ich beruflich und privat seit etwa 40 Jahren mit Waffen zu tun habe, selbst einige besitze, und vermutlich in meinem Leben schon einige tausend Schuss in verschiedenen Kalibern abgegeben habe. Ausserdem kann ich lesen, am Anfang des threads habe ich verschiedene Fachbücher verlinkt.