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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

236 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mantrailer, Diensthunde, Lawinensuchhunde ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Carietta Diskussionsleiter
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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

18.11.2016 um 13:52
Da es in vielfachen Threads in dieser Rubrik immer mal wieder um das Thema Hunde und ihre feinen Nasen geht, aber auch darum, dass diesen nicht immer getraut wird, möchte ich diesen Thread eröffnen um darüber zu diskutieren.

Oftmals wird in einzelnen Fällen nicht unterschieden zwischen Suchhunden, Mantrailern, Leichenspürhunden etc. Die Frage ist ja oft, was können diese Hunde leisten und was nicht. Was erschwert die Arbeit, sind es Umwelteinflüsse wie das Wetter, der Hundeführer der seinen Hund richtig "lesen" muss oder anderes.

Viele von uns sind Laien auf dem Gebiet, es gibt aber auch User die sich gut damit auskennen und ihre Erfahrungen in den jeweiligen Threads einbringen. Nur leider gehen diese Erfahrungen irgendwann unter, denn es liest ja nicht jeder in allen Threads permanent mit. Ich spreche hier mal @Evil-Eve an, da sie/er schon in einigen Threads sehr anschaulich erklärt hat, wie das so funktioniert mit den Hunden.

Vielleicht könnte man hier eine Art Sammelbecken errichten mit fundierten Aussagen zu den Eigenschaften der verschiedensten Spürhundearten, den Ausbildungen dazu und ihrem Können oder Nichtkönnen. Dann wäre es möglich, wenn in irgendeinem Vermissten- oder Mordfall wieder die Frage nach der Zuverlässigkeit von Spürhunden aufkommt, auf diesen Thread zu verlinken und hier Antworten zu finden.

Ich spreche jetzt gezielt User an die Erfahrung damit haben, vielleicht selber Hunde ausbilden oder sonstwie involviert sind. Aber auch User die Fragen haben, weil sie sich einiges einfach nicht vorstellen können.

Z.B. (Ich schreibe jetzt nur Hund, da ich nicht weiß, was die vielfältigen Ausbildungsarten leisten können, da geht es ja vom Mantrailer über den Leichenspürhund bis zum Lawinensuchhund)

* Kann ein Hund eine Spur weiter verfolgen, wenn die Spur (oder das mutmaßliche Opfer) von der Straße weg in ein Auto verbracht wurde?

* Kann ein Hund riechen ob es sich um eine alte oder neue Spur handelt?

* Kann ein Hund erkennen ob die Spur in eine Richtung frischer ist, als in die andere Richtung?

* Riecht ein Hund eine Spur anhand von Hautpartikeln oder gibt es auch andere Geruchsstoffe die ein Mensch ausscheidet?

usw.

Stellt eure Fragen diesbezüglich und wenn ihr etwas näher mit dem Thema vertraut seid, dann gebt euer Wissen hier preis. Ich könnte mir vorstellen, dass dies eine Bereicherung sein könnte für diese Rubrik. Mich zumindest interessiert das Thema sehr. Also dann, auf eine anregende und bereichernde Diskussion. :)

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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

18.11.2016 um 14:05
Auch @Maine-Coon hatte die Idee zu einem Extra-Thread schon einmal per PN an mich herangetragen. Interresse scheint also durchaus da zu sein...

Dann fragt mal los 😊


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

18.11.2016 um 14:41
Nehmen wir zum Beispiel den Fall Nadine Ertugrul. Ihr Mann behauptete sie hätte das Haus verlassen um Brot einzukaufen. Hätte er von einem Mantrailer als Lügner entlarvt werden können wenn der Hund partout keine Spur aus dem Haus finden kann? Die frischeste Spur führte ja schliesslich ins Haus.


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

18.11.2016 um 17:31
Was ich mich frage, ist, wenn der Hund die Geruchsspur bis zum Hörsaal erschnüffelte? Wäre es ihm dann nicht auch möglich gewesen - falls der Täter unter den Anwesenden zu finden ist -, die gesuchte Person dort zu erschnüffeln?

Maria L. in Freiburg ermordet (Seite 62) (Beitrag von Töpfchenhexe)
Diese Frage stellt sich mir in diesem Fall auch?


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

18.11.2016 um 21:33
@HerculePoirot
Zu Nadine E.:
Da die Vermisste ja hier gewohnt hat und permanent ein und aus ging, glaube ich dass eine Spürhundesuche in diesem Fall und mit der von dir formulierten Fragestellung nicht realistisch gewesen wäre.

Ohne den Fall genauer zu kennen, aber wäre an much und meine Hunde eine solche Suche herangetragen worden - ich hätte abgelehnt. Ich möchte verlässliche Arbeit liefern, keine hundegestütze Spekulation.


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

18.11.2016 um 21:41
@HerculePoirot
Zu Maria L.:

Die Täter (wenn es sich denn hoffentlich um die richtig zugeordnete Duftspur handelt) muss vom Tatort in Richtung Hörsaal gegangen sein, nicht umgekehrt, denn wie erwähnt wird ja i.d.R. nicht "rückwärts" gesucht.

Ob der Hund die Person hätte ausfindig machen können liegt a) daran ob derjenige zu diesem Zeitpunkt überhaupt im Raum ist und b) am Hund selbst, inwiefern dieser mit Zielpersonenkontakt/-differenzierung Erfahrung hat

Theoretisch ginge das. Ich denke hier aber eher an eine polizeiliche Taktikmassnahme.


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

18.11.2016 um 22:59
Ein Urteil, was die gerichtliche Verwertbarkeit von Mantrailer hinterfragt, ist hier zu finden:

http://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/Y-300-Z-BECKRS-B-2013-N-13022?hl=true&AspxAutoDetectCookieSupport=1

Aus diesem ergeben sich auch ein Teil der gestellten Fragen, welche Prüfungen und deren Inhalt die Hunde abzuleisten haben.

Hier auch eine Seite, die auf die Problematik der beeinflussenden Faktoren eingeht:

https://eddiesuperdog.wordpress.com/2016/03/25/forschung-menschengemacht-warum-spuerhunde-falsch-liegen-koennen/

Und hier kommt es sehr darauf an, dass nicht der Mensch den Hund führt, sondern umgekehrt. Das dort erwähnte Experiment zeigt wie massiv der Mensch Einfluss auf das Ergebnis hat. Wenn dem Hundeführer das Ergebnis gesagt wird (aber dort in Wirklichkeit nicht zu finden ist) liegt die Erfolgsquote nur bei geringen 15%.

Eigentlich braucht man bei Kenntnis solcher Experimente nicht mehr viel diskutieren. Das dumme ist, bei keinem Hundeführer wird man mit ausreichender Sicherheit ausschließen können, dass ihm ein Ziel vorschwebt und die Gefahr ist groß, damit auch das Ergebnis zu verändern. Er denkt eben mit. Schwierig wird es immer, wenn man das Ergebnis nicht verifizieren kann.

Hunde sind für das Aufspüren geeignet und wenn dass das Ergebnis durch den Fund bestätigt wurde, alles o.k. Aber ohne Verifikation und wenn es keine anderen bestätigenden Indizien gibt, sollte man es nicht hernehmen.

Das Problem ist auch, dass wir viel zu wenig wissen. Wir wissen nichtmal auf was für einen Geruchsträger der Hund anspricht. Manche behaupten, dass es die Gerüche sind, welche bei dem Verwesen von Hautzellen entstehen, andere sagen, das kann es nicht sein, denn Hautzellen benötigen eine lange Zeit zu verwessen, aber Hunde können im Vergleich dazu nur deutlich kürzer diese identifizieren.

Aktuell läuft einen Studie, die sich diesen Problemen angenommen hat, mal sehen, ob sie Licht ins Dunkel bringen kann.


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

19.11.2016 um 19:40
Ich finde das Thema auch sehr interessant und speziell das Thema Leichenspürhunde. Ich habe schon mehrfach versucht, mich dazu zu informieren und bin nie sehr weit gekommen. Viellicht weiß da jemand mehr an Fakten.
Was können Leichenspürhunde riechen und was nicht? Wie lange muss die Person tot sein, damit der Hund sie riechen kann? Wie lange muss eine Leiche an einem Ort gelegen haben und was kann deren Geruch für die Hunde verzerren? Wie lange nach dem Abtransport der Leiche kann ein Leichenspürhund die Leiche noch wahrnehmen? Kann ein Leichenspürhund einem Auto folgen, in dem eine Leiche Transport wird/wurde (nach wie viel Zeit)?

Solche Fragen gehen mit durch den Kopf. Gibt es dazu gesicherte Erkenntnisse? Danke!


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

21.11.2016 um 10:17
@SCMP77
Ich möchte gar nicht in aller Einzelheit auf jede deiner Aussagen eingehen, das würde den Rahmen des Threads sprengen, aber dennoch zwei Dinge kommentieren.

Deine oben ersichtliche Meinung zur Spürhundearbeit sei dir gegönnt, zumal kritische Anmerkungen oft mehr weiterbringen als ewige Jubler. Dennoch fände ich es angemessen, wenn man dies auch als persönliche Meinung deklariert, und nicht als allgemeingültigen Fakt. Ich denke da vor allem an "Eigentlich braucht man bei Kenntnis solcher Experimente nicht mehr viel diskutieren." und "Aber ohne Verifikation und wenn es keine anderen bestätigenden Indizien gibt, sollte man es nicht hernehmen." Bitte bedenke auch, dass sich die Studie lediglich auf einen kleinen Teilbereich der Spürhundearbeit bezieht.

Mein zweites Statement bezieht sich auf die von dir aufgestellte Aussage zu den Geruchsträgern und unserem Wissen dazu. Mir scheint, du arbeitest nicht in diesem Fachbereich, denn dann wären dir die umfangreichen Studien hierzu vertraut. Ich werde seit vielen Jahren immer wieder von Fachstellen, zumeist Universitäten im In- und Ausland, zu Studienteilnahmen gebeten und ich kann dir versichern, das Wissen ist enorm und gerade in den letzten Jahren präziser geworden.


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

21.11.2016 um 10:21
@darkstar69
Deine Fragen sind gut und es gibt - das zeigen mir einige PNs - wohl eine Menge Leute mit den gleichen Fragen. Ich möchte das gerne ausführlich beantworzen, nicht mit einem Dreizeiler - deshalb bitte noch etwas Geduld.


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

21.11.2016 um 10:36
@Evil-Eve
Könnte mir vorstellen, dass Spürhunde wie Menschen auch abhängig sind von Tagesform, Befindlichkeiten usw? Sie sind ja keine Roboter.
Sind eigentlich Spürhunde immer nur Rüden?

Von einem Bekannten wurde sein Spürhund in Pension geschickt, nun hält er ihn als Haustier. Kosten für Verpflegung übernahm der Bund. Und er nimmt ihn immer noch täglich mit zur Arbeit/Bürotätigkeit.


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

21.11.2016 um 10:48
@AgathaChristo
Selbstverständlich sind auch Hunde tagesformabhängig. Die Aufgabe des Hundeführers ist es, die Tagesform möglichst hoch zu halten und im Bedarfsfall auch mal zu sagen:"Nein, mein Hund ist heute nicht in Topform."

Spürhunde sind nach meiner Erfahrung genausooft Rüden wie Hündinnen. Gebrauchshunde im Personenschutz sind öfter Rüden, da hier oft ein höheres Aggressionspotenzial gepaart mit Furchtlosigkeit gewünscht ist. Das haben zumeist Männer...äh Rüden.


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

21.11.2016 um 11:33
@Evil-Eve
Sicherlich weiß man heute mehr als. Gestern. Aber nur eine Frage, wie kann ein Hund die Richtung in der der oder die Gesuchte gefangen ist?

Ich denke die Antwort wirst Du mir nicht geben können. Was also weiß man wirklich. Kennt man inzwischen den wirklichen Geruchsträger?

Und es kommt eben, wie der von mir verlinkte Artikel zeigt, extremst auf den Menschen an. Der kluge Hans Effekt dürfte gerade bei Hunden, egal welche Art von Spürhund es ist, nicht vernachlässigt werden. Gerade Hunde dürften da noch stärker von betroffen sein als Pferde, das liegt in der Natur der Sache. Und mit meiner Ansicht stehe ich nicht ganz allein da, auch das Gericht hat betont, dass zwei unabhängige Teams die gleiche Spur verfolgen müssten. Und dann kommt es auch sehr auf die Güte der Geruchsprobe an.


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

21.11.2016 um 13:15
@SCMP77
Aufgrund der schlechten Rechtschreibung und Grammatik muss ich jetzt einfach mal raten, was du meinst. Du möchtest wissen, wieso ein Hund weiss in welche Richtung ein gesuchter Mensch gegangen ist, richtig?

Das kann ich dir selbstverständlich beantworten, aber vorher sei mir auch eine Frage an dich erlaubt, damit ich weiss, wie weit ich mit meiner Erklärung ausholen muss:
Was hast du mit der Spürhundearbeit zu tun, wie darf ich mir dein Fachwissen oder deine Praxiserfahrung vorstellen?


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

21.11.2016 um 20:05
Zitat von Evil-EveEvil-Eve schrieb:Spürhunde sind nach meiner Erfahrung genausooft Rüden wie Hündinnen.
...
Gebrauchshunde im Personenschutz sind öfter Rüden, da hier oft ein höheres Aggressionspotenzial gepaart mit Furchtlosigkeit gewünscht ist. Das haben zumeist Männer...äh Rüden.
Stimmt. Aber in bestimmten Ausleseverfahren der Zucht, gibt es Hündinnen, die den Rüden in NICHTS, aber auch gar nichts nachstehen. Siehe KNPV u.a. Ich habe selbst solch eine Hündin (aus KNPV Zucht), obwohl ich immer nur ausschließlich Rüden hatte und wollte. Aber diese Hündin agiert wie ein Rüde. Perfekt.
Das wollte ich nur kurz anmerken, ohne die Grundaussage anzuzweifeln.


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

22.11.2016 um 00:27
@Evil-Eve
Du kennst Dich ja echt aus :thumbsup:
Ein Mantrailer verfolgt doch immer eine Spur vom Ausgangspunkt X aus und dann soweit wie er sie verfolgen kann, bis zum Endpunkt Y - nachdem er eine spezifische Geruchsprobe mit dem Geruch der gesuchten Person beschnüffeln durfte.

Kann er auch erst die Geruchsprobe bekommen und dann nach dem Beginn der Spur suchen?

Ich frag das im Zusammenhang mit Maria L in Freiburg.

Es wird ja gemutmasst, dass der Mantrailer da die Täter-Spur nicht vom Tatort aus verfolgte, sondern irgendwo aus der Innenstadt heraus. Dann müsste er aber den Beginn der Spur nach Trial&Error bzw einfach per Zufall gesucht und gefunden haben.

Ist sowas möglich und vor allem üblich?


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

22.11.2016 um 04:10
@SLOGEEK
Ja, ein Szenario wie du es beschreibst - Hund bekommt Geruchsprobe und sucht dann nach einem möglichen Startpunkt des Trails - ist grundsätzlich möglich. Es gibt sogar spezielle Verfahren ("Jump Track" und "Leap Frog") für solche Suchen auf hohem Niveau.

Das hat aber auch seine Grenzen, sprich dem Hund eine Geruchsprobe zu servieren und dann einfach mal auf gut Glück durch die Innenstadt zu traben ist absolut unrealistisch.

Deshalb, und weil die Presse immer wieder kommuniziert, dass der Startpunkt der Tatort war (siehe z.b hier: http://rtlnext.rtl.de/cms/nach-mord-an-studentin-maria-l-19-erste-ermittlungen-fuehren-zur-universitaet-freiburg-4037559.html (Archiv-Version vom 22.11.2016)) gehe ich mit grosser Sicherheit davon aus, dass nicht ab Innenstadt gesucht wurde.

Auch ist laut Presse in keinster Weise klar, ob die verfolgte Spur zum Täter, zum Opfer oder gar zu Freunden des Opfers gehört. Wie schon erwähnt, für mich klingt das nach einer Alibisuche zum Zweck der DNA-Abgabe. ( https://www.baden.fm/nachrichten/getoetete-studentin-in-freiburg-spuerhunde-fuehren-zum-uni-campus-140122/ )


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

22.11.2016 um 05:10
@darkstar69
So, nun endlich deine Antwort. Entschuldige das lange Warten.

Zunächst einmal eine Erklärung dazu, warum du über die professionelle Ausbildung der Leichenspürhunde so wenig Info findest. Während nämlich andere Diensthunde wie Rauschgift- und Sprengstoffspürhunde, Mantrailer oder Fährtenhunde möglichst schnell an einen Einsatzort herangebracht werden müssen, spielt der zeitliche Aspekt für den Einsatz der Leichenspürhunde nur eine untergeordnete Rolle. Sie werden deshalb nicht dezentral, sondern für das Land zentral von der Landespolizeischule für Diensthundführer ausgebildet und eingesetzt. Da es weltweit relativ wenige Leichenspürhunde gibt, sind Einsatzanforderungen des Auslandes im Rahmen vom Kriminal- oder Unglücksfällen keine Ausnahme. Typische Einsatzanlässe sind Flächensuchlagen, welche einen besonders großen Zeitaufwand erfordern. Da Spürhunde ihre Nase grundsätzlich nur über eine grenzte Dauer intensiv einsetzen können, werden zwei Leichenspürhunde jeweils von einem Diensthundführer geführt und nacheinander eingesetzt. Heisst im Klartext: es gibt nur wenige Leichenspürhunde und noch weniger Leichenspürhundeführer, ergo auch wenig Infos.

Nun zuerst zu deiner letzte Frage: nein, ein Leichenspürhund verfolgt kein Auto, in welchem ein Toter lag. Warum?

Es gibt zwei Kategorien von Diensthunden. Zur ersten zählen Mantrailer, Fährtenhunde und Bluthunde. Diese Suchhunde folgen einer Spur, einem Trail. Der Weg ist also das Ziel. Zur zweiten gehören Sprengstoffspürhunde, Brandmittelspürhunde, Rauschgiftspürhunde, Geruchsmittelvergleichshunde und eben Leichenspürhunde. Diese folgen keinem Trial, sondern suchen gezielt einen bestimmten Ort. Das Ziel ist das Ziel.

Deshalb wird ein Leichenspürhund kein Auto verfolgen - wohl aber zeigt er an, ob in einem Auto eine Leiche gelegen hat.

Zu dem, was Hunde in Bezug auf Leichen riechen, darf ich einen Teil meiner PN an einen anderen User einkopieren:
Wenn ein Mensch stirbt, dann beginnen bereits vor dem Tod einige Abläufe - wenn er eines natürlichen Todes stirbt dauern die Abläufe länger, wird er getötet geht es schneller, aber die Abläufe bleiben gleich. Der Körper schüttet Adrenalin aus, schwitzt, stellt nach und nach Funktionen ein, Zellen zerfallen, Ammoniakgeruch strömt langsam aus usw...alles bereits vor dem eigentlichen Tod.

Hunde riechen deshalb auch, wenn jemand gerade im Sterben ist oder bald stirbt. Ist der Tod dann eingetreten, nässt sich der Tote ein, Fäkalien treten aus...der Tote lässt quasi "alles los". Allein das ist schon eine enorme Geruchsspur - auch ohne Hund.

Hat nun jemand Versterbendes oder frisch Totes in einem Auto gelegen, riecht das ein Leichenspürhund meiner Meinung nach SOFORT. Weil aber nicht jede Leiche in für die Hundenase idealen Umgebungsgegebenheiten liegt, geht man davon aus, dass ein Hund ab einer Verweildauer von 2-4 Stunden absolut zuverlässig erkennt. Aber: in der Regel werden Leichen eingepackt, in Decken die später weggeworfen werden, in Säcke oder Kisten. Ist der Hund dann quasi ausschliesslich auf einen Duftkanal, also eine Duftwolke, angewiesen, rechnet man nochmals einige Stunden Mindestverweildauer, weil Moleküle so lange brauchen um sich in der Luft zu entfalten. Es kommt also wie immer auf die Umstände an.

Auch bei der Frage "Wie lange kann ein Hund eine Leiche riechen" tue ich mich schwer. In günstigen Fällen bis zu mehreren Jahren, in ungünstigen nur eine kurze Zeit. Was genau günstig bedeutet und was nicht, möchte ich nicht öffentlich preisgeben, denn dieser Text soll keine Anleitung dazu sein, wie man es Spürhunden schwer macht, ihre Arbeit zu tun.

Ich hoffe, das hilft dir - ansonsten frag gerne weiter.


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

22.11.2016 um 10:18
@Evil-Eve
Mir ist aufgefallen, dass der pensionierte Leichenspürhund meines Bekannten ziemlich unnahbar ist. Also streicheln und mit ihm reden, mag er nicht. Total fixiert auf sein Herrchen. Darum vermute ich auch, dass diese Hunde, wenn sie ausgedient haben, bei ihren Führern bleiben sollten und nicht ins Tierheim oder anderweitig abgeschoben werden sollten.
Wie sind da deine Erfahrungen?


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

22.11.2016 um 20:38
@Evil-Eve
Danke! Deine Ausführungen sind toll!
Ich kann mir nun ein noch viel besseres Bild machen und kann vermutlich mit Infos aus Medien ganz anders umgehen.

Eine Frage habe ich tatsächlich noch. Wie können Leichenspürhunde den Geruch toter Menschen und Tiere auseinanderhalten (wie trainiert man das mit ihnen)? Und noch eine: Aus welcher Entfernung, beispielsweise in Wald unf Flur, können sie eine Leiche wittern?

Nochmals Danke


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