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Deine Weisheiten und weise Geschichten zum Nachdenken

1.135 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Geschichte, Nachdenken, Weise ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Deine Weisheiten und weise Geschichten zum Nachdenken

04.12.2010 um 12:43
Gar nicht so unwahr, oder ?

Aus dem Tagebuch einer Bibel


Januar
Es ist eine sehr arbeitsreiche Zeit für mich. Die meisten aus der Familie haben beschlossen, mich im Laufe des Jahres einmal durchzulesen. In den ersten beiden Wochen war ich sehr beschäftigt, doch jetzt haben sie mich vergessen.

Februar
Frühjahrsputz...ich wurde gestern abgestaubt und wieder an meinen Platz gestellt. Mein Besitzer hat mich letzte Woche einmal für ein paar Minuten gebraucht. Er hatte mit jemandem einen Streit gehabt und hat ein paar Stellen nachgeschlagen, um zu beweisen, dass er Recht hatte.

März
Am Ersten des Monats hatte ich einen sehr arbeitsreichen Tag. Mein Besitzer wurde zum Vorsitzenden der Industrie- und Handelskammer gewählt und hat mich gebraucht, um eine Rede vorzubereiten.

April
Großvater hat uns diesen Monat besucht. Er hat mich eine Stunde lang auf seinem Schoß gehabt und aus 1. Petrus 5:5-7 vorgelesen. Er scheint mehr von mir zu halten als einige Leute aus meinem eigenen Haushalt.

Mai
Ich habe ein paar grüne Flecken auf meinen Seiten. Einige Frühlingsblumen wurden zwischen meinen Seiten gepresst.

Juni
Ich sehe aus wie ein Sammelalbum. Sie haben mich mit Zeitungsausschnitten voll gestopft – eines der Mädchen hat geheiratet.

Juli
Heute haben sie mich in den Koffer gepackt. Anscheinend fahren wir in Urlaub. Ich wünschte, ich könnte zu Hause bleiben. Ich kann mir schon vorstellen, dass ich jetzt mindestens zwei Wochen lang hier eingeschlossen bin.

August
Ich bin immer noch im Koffer.

September
Endlich wieder zu Hause und an meinem alten, gewohnten Platz. Ich habe eine Menge Gesellschaft. Zwei Frauenzeitschriften und vier Comic-Hefte wurden auf mich gestapelt. Ich wünschte, ich würde so oft gelesen wie sie.

Oktober
Heute haben sie ein bisschen in mir gelesen. Jemand im Haus ist sehr krank. Gerade jetzt liege ich mitten auf dem Kaffeetisch. Ich glaube, der Pastor kommt zu Besuch.

November
Zurück an meinem alten Platz. Jemand hat heute gefragt, ob ich ein Sammelalbum sei.

Dezember
Die Familie macht sich für die Ferien bereit. Ich schätze mal, dass ich wieder unter Geschenkpapier und Paketen verschwinden werde ... so wie jedes Jahr um die Weihnachtszeit. Aber zumindest werde ich nächsten Monat wieder für ein paar Wochen gelesen.

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06.12.2010 um 13:12
WIL HEUTE NIKOLAUS IST:

Nun mehr zur Nikolausgeschichte:

Heute am 6. Dezember wird der Nikolaustag zum Andenken an Bischof Niklaus gefeiert der am genannten Tag im Jahr 352 gestorben ist.

Der heilige Nikolaus wurde in der reichen Stadt Patara geboren, wo er schon in seinen frühen Jugendjahren seine Eltern auf Grund einer Krankheit verlor.

Sie hinterließen ihn aber nicht in Armut, sondern vererbten ihm großen Reichtum: Gold, Silber, Edelsteine, Paläste, Schlösser, Tiere und vieles mehr. Dieser Reichtum machte den kleinen Knaben aber nicht glücklich.

Eines Tages las er in einer alten Schriftrolle eine Geschichte über einen reichen und einen armen Mann. Der reiche Mann war sehr geizig; er gönnte dem armen Bettler nicht mal die übrigen Brotkrümel nach einem ausgiebigen Mahl. Nachdem beide Männer starben kam der arme Bettler im Gegensatz zum reichen Mann in den Himmel. Das gab dem jungen Nikolaus ordentlich zu denken, da er sich mit dem reichen Mann verglichen hatte.

Daraufhin schlich er in den frühen Morgenstunden aus seinem Palast und übergab den Ärmsten Ketten, Schmuck und Gewand. Dann stopfte er in die Taschen seines großen roten Mantels Mandarinen, Nüsse und Süßigkeiten und verteilte diese unter den Bettlern vor seinen Toren.

Als er 12 Jahre alt war, wurde ihm in der Schule die Heilige Schrift gelehrt, worin er die Not und das Elend sah. Das verleitete ihn dazu im Überfluss zu schenken – aber stets im Verborgenen. In einem Gottesdienst hörte er den Prediger die Worte des Christus wiederholen: „Willst du mir angehören, so verschenke alles was dir gehört an die Armen.“ Dies überzeugte den Nikolaus schlussendlich sein ganzes Hab und Gut zu verschenken. Während seiner zahlreichen Pilgerwanderungen litt er zwar an Hunger und Durst – aber dies ließ ihn nie an seiner Entscheidung zweifeln. Seine Taten und seine Großzügigkeit wurden ihm schlussendlich in Myra gedankt, als man ihn zum Bischof ernannte.

An seinen Geburtstagen zog er sich seinen großen roten Mantel an, belud seinen Esel mit Geschenken und Essen und lief durch die Straßen wo er die Gaben an die Bewohner, speziell an Kinder, verteilte.


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06.12.2010 um 17:47
@Samnang
schöne Geschichte über den Nikolaus, die wahrscheinlich einige nicht kennen. :)
Hier ein kleines Gedichtchen über den Nikolaus.


Mich deucht, ich sah
Albert Sergel (1876-1946)


Mich deucht, ich sah einen güldenen Schein:
Guckt da nicht Sankt Niklas zum Fenster herein?
Glocken erklingen in weiter Ferne.
Bratäpfelduft aus dem Ofen quoll.
Am nachtklaren Himmel schimmern die Sterne verheißungsvoll
und schauen das Treiben und freuen sich mit
bei der eilenden Menschen frohklingendem Schritt.
Friedvolles Hasten weit und breit:
Weihnacht ist nahe! O heimliche Zeit!


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roska Diskussionsleiter
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06.12.2010 um 17:51
mal was lustiges für die Mädels: ;)

Nikolaus und Nikola
von Rita Fehling


Alle Jahre wieder im Dezember. Ein Blick auf den Kalender sagt mir, dass das Fest der Feste nicht mehr fern ist. Ich hätte es eigentlich wissen müssen, trotzdem kommt es mir wie in jedem Jahr so vor, als ob ausgerechnet dieses Mal Weihnachten wieder sehr plötzlich kommt. Auf einmal steht die zur Verfügung stehende Zeit in einem äußerst ungünstigen Verhältnis zu den noch zu erledigenden Aufgaben. Die alljährliche Hetze kann beginnen. Eins, zwei, drei, vier... neun Personen müssen mit Geschenken versehen und eine dreifache Anzahl mit Weihnachtskarten beglückt werden. (Wo ist bloß die Liste, damit ich nicht wieder Onkel Alfred vergesse?). Das ganze Fest vom Heiligabend angefangen bis zum Abend des zweiten Weihnachtstages muss organisiert und geplant werden. Schließlich wollen meine Lieben sowohl kulinarisch als auch geschenkemäßig versorgt und verwöhnt werden.
Meine beiden Männer (Sohne- und Ehemann) sehen meinem munteren Treiben zu und machen sich keinen Kopf drum. Advent, Advent, die Mutti rennt... Dieser Spruch ist zwar nicht neu, aber hat leider seine Gültigkeit nicht verloren. Der Herr des Hauses glaubt, mit dem Aussuchen eines neuen Parfums (wahlweise auch Pullover, Pralinen oder Prosecco) und dem heiligabendlichen Aufstellen der Hallelujastaude seine Pflicht und Schuldigkeit getan zu haben. Weihnachten ist (und bleibt es wohl auch noch eine Zeit lang) Frauensache. Warum eigentlich? Wer kann mir diese Frage beantworten? Dabei ist es doch der Weihnachts-Mann, der an diesem Fest eine Hauptrolle spielt. Mir ist aufgefallen, dass es neuerdings auch Weihnachts-Frauen gibt. Allerdings sind die wasserstoffblond, haben eine atemberaubende Figur, für Männeraugen zumindest, tragen einen roten Supermini und sind aus Schokolade. Komisch, der Schoko-Weihnachtsmann oder -Nikolaus dagegen ist ein seriöser, älterer, untersetzter Herr mit Rauschebart - sein weibliches Gegenstück, die Nikola ist eine niedliche Kleine, die nicht den leisesten Anschein von Seriosität ausstrahlt. Warum nicht mal einen Nikolaus mit Waschbrettbauch, sexy Po und Kleiderschrankkreuz? Was wollen uns die Hersteller der weihnachtlichen Schokofiguren damit sagen? Dass Frauen sich nicht von attraktiven (Weihnachts-)Männern ablenken lassen sollen, weil sie verdammt noch mal andere Pflichten in dieser Zeit haben? Oder wollen sie damit beweisen, dass sie an die Gleichberechtigung gedacht haben?
Puh, von wegen Gleichberechtigung! Die meiste Arbeit, die das Fest mit sich bringt, bleibt ja doch wieder an uns Frauen hängen. Dieses Jahr habe ich mich allerdings geweigert, die so beliebten wie arbeitsaufwendigen Kekse zu backen. Ich habe meine beiden unmissverständlich wissen lassen, dass ich nicht bereit sei, mehrere Stunden in der Küche zuzubringen, nur damit sie an einem, ich betone an einem Abend Kekse naschen können. Die Erfahrung der vergangenen Jahre hat mich gelehrt, dass die Kekse nur dann interessant sind, wenn sie gerade gebacken sind, danach wird den gekauften Dominosteinen, Lebkuchenherzen und dergleichen den Vorrang gegeben. Warum weiß ich auch nicht, vielleicht weil meine Backkünste doch zu wünschen übrig lassen. Egal warum, ich backe dieses Jahr nicht! Und ich bleibe hart. Mann und Sohn gucken mich an, als hätte ich ihnen soeben den bevorstehenden Weltuntergang prophezeit. "Aber das riecht doch so schön im Haus," murren sie. Sollen sie doch selber Plätzchenduft produzieren! Ich weiß ganz sicher, dass Männer das auch können. Ich habe ihnen schon mal die Zutaten und das Backbuch herausgestellt. Und die Weihnachtskeksdose. Darin befanden sich noch die Kekse vom letzten Jahr, die, die am Backtag nicht alle gewor-den sind.
Ich werde mich an dem Abend, an dem meine beiden Plätzchen backen, mit meiner Freundin auf ein lauschiges Plätzchen zurückziehen - beim Italiener vielleicht - und werde mal für einen Tag die Hektik vergessen. Vielleicht unterhalten wir uns über Weihnachtsmänner. Sie wissen schon, über solche mit Waschbrettbauch - aber nicht aus Schokolade.


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06.12.2010 um 17:56
@roska
Gefällt mir :D


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06.12.2010 um 20:29
@roska
MIr auch...ist auch so niedlich...mir deucht.... wenn man sich ein wenig umsieht gibts gar manch schönes Gschichterl*

Weil die zeit wieder da ist...es immerwichtig ist und mich vor Jahren schon so beeindruckte, möchte ich es hier nochmal einfügen...

Gedicht einer 13 jährigen israelischen Pfadfinderin aus Beer Sheva
Ich hatte eine Schachtel mit bunter Kreide
glänzend, schön und neu.
Ich hatte eine Schachtel mit bunter Kreide,
auch warme und kalte Farben waren dabei.
Ich hatte kein Rot für die Wunden,
kein Schwarz für weinende Kinder,
kein Weiß für die Toten,
kein Gelb für den heißen Sand.
Ich hatte Orange für die Lebensfreude,
Grün für Knospen und Ströme.
Ich hatte Blau für den leuchtenden Himmel
und Rosa für friedliche Träume.
Ich setzte mich hin und malte


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08.12.2010 um 19:28
Es war einmal ein kleines Eselchen....
von Anja Wörner


...das lebte auf einem Bauernhof mitten auf dem Lande zusammen mit einer Kuh, einem Schaf, einem Hahn und einem Schwein in einem gemütlichen Stall.
Jedes Jahr um die gleiche Zeit, stellte Eselchen fest, dass die Bauernleute geschäftig hin und her liefen. Der Hof wurde sauber gemacht, die Fenster festlich geschmückt, der Bauer holte einen Tannenbaum aus dem Wald.
Für die Gans Frieda war es auch jedes Mal ein Stress. Sie wurde zuerst gejagt, dann auf einen Holzpfosten gesetzt. Dann kamen die Bauernkinder und heulten und dann brachte der Bauer Frieda wieder zurück in ihren Stall. Das geschah jedes mal so, schon seit vielen, vielen Wintern. An einem ganz bestimmten Abend kamen dann viele Freunde, Verwandte und andere Gäste und brachten lustig verpackte Päckchen mit.
Als Eselchen feststellte, dass es wohl mal wieder soweit war und dieses geschäftige Treiben auf dem Hof wieder einsetzte, sagte es zu seinen Freunden im Stall: "Ich würde auch so gerne einmal so viele Freunde haben und so viele Geschenke bekommen - und vor allem einen riesengroßen Sack Mohrrüben."

Die Freunde, die Eselchen sehr mochten, weil es eigentlich die härteste Arbeit am Hof verrichten musste - nämlich die schweren Karren mit dem Futter in den Stall zu fahren - berieten sich, als Eselchen einmal unterwegs war und beschlossen, ihm in diesem Jahr eine große Freude zu machen. Jeder überlegte, was er Eselchen schenken könnte und stob dann davon, um es zu besorgen.
Es war wieder einmal Abend, die Lichter im Bauernhaus wirkten vom Schnee auf dem Hof noch heller. Viele Gäste kamen, und brachten, wie in jedem Jahr viele schöne Sachen mit. Seufzend stand Eselchen an der Stalltüre und sah dem lustigen und bunten Treiben zu.

Ein Tränchen kullerte über das struppige Fell und gefror gleich, als es in den Schnee fiel.

Plötzlich hörte es, wie im Stall heftig gescharrt und gewispert wurde und als es sich umdrehte, standen seine Freunde alle um einen großen Berg Geschenke herum und strahlten. "Die sind alle für Dich, Eselchen. Weil Du uns das ganze Jahr über immer unser Futter in den Stall bringst und so lieb zu uns bist."
Eselchen war überwältigt. "Alles für mich?" fragte es und fing schon an, die Geschenke auszupacken. Da gab es einen Kamm vom Schwein, einen Schlitten vom Schaf, eine Dose mit Linsen von der Kuh und einen Sack Morrüben vom Hahn. Sie hatten alles auf dem Hof gefunden und für Eselchen schön verpackt in Säcken mit Schleifchen versehen.
Eselchen freute sich riesig und konnte gar nicht genug "Danke" sagen.
Danach saßen Sie alle beisammen und hörten dem Gesang aus dem Bauernhaus zu.
Dabei dachte Eselchen so für sich: "Was soll ich mit einem Kamm, ein Eselchen kämmt sich doch nicht. Und was soll ich mit einem Schlitten, ich kann doch gar nicht Schlitten fahren. Was mache ich mit der Dose Linsen, schmecken würde es mir vielleicht schon, doch wie soll ich die Dose aufbekommen. Und wenn ich so die ganzen Morrüben auf einmal esse, wird mir schlecht.
Etwas nachdenklich und auch ein bisschen traurig ging Eselchen schlafen.

Mitten in der Nacht kam die Gans Frieda in den Stall und legte sich neben Eselchen zum schlafen. "Du, Frieda, ich habe heute viele Geschenke bekommen, aber irgendwie so richtig froh und glücklich bin ich trotzdem nicht. Was kann das bloss sein?"
Frieda, die sehr klug und erfahren war sagte daraufhin: "Eselchen, Du hast dich blenden lassen und dabei das allerwichtigste am Weihnachtsfest vergessen".

"Was denn?" fragte Eselchen. "Dass Du gute Freunde hast, die Dich lieben und die alles für Dich tun würden. Und Liebe, Liebe, Eselchen, das ist der Sinn des Weihnachtsfestes!" erwiderte Frieda.


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10.12.2010 um 08:44
Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern
Hans Christian Andersen


Es war so gräßlich kalt; es schneite und es begann dunkler Abend zu werden. Es war auch der letzte Abend des Jahres, Silvesterabend. In dieser Kälte und in dieser Dunkelheit ging auf der Straße ein kleines, armes Mädchen mit bloßem Kopf und nackten Füßen; ja, sie hatte zwar Pantoffeln angehabt, als sie von Hause wegging, aber was nützte das schon! Es waren sehr große Pantoffeln, ihre Mutter hatte sie zuletzt benutzt, so groß waren sie, und die verlor die Kleine, als sie über die Straße eilte, während zwei Wagen so erschreckend schnell vorbeifuhren. Der eine Pantoffel war nicht zu finden, und mit dem andern lief ein Knabe davon; er sagte, den könne er als Wiege brauchen, wenn er selbst einmal Kinder bekomme.

Da ging nun das kleine Mädchen auf den nackten, kleinen Füßen, die vor Kälte rot und blau waren. In einer alten Schürze trug sie eine Menge Schwefelhölzer, und ein Bund hielt sie in der Hand. Niemand hatte ihr den ganzen Tag hindurch etwas abgekauft; niemand hatte ihr einen kleinen Schilling gegeben. Hungrig und verfroren ging sie dahin und sah so eingeschüchtert aus, die arme Kleine! Die Schneeflocken fielen in ihr langes, blondes Haar, das sich so schon um den Nacken ringelte, aber an diese Pracht dachte sie wahrlich nicht. Aus allen Fenstern glänzten die Lichter, und dann roch es auf der Straße so herrlich nach Gänsebraten; es war ja Silvester- abend, ja, daran dachte sie!

Drüben in einem Winkel zwischen zwei Häusern, von denen das eine etwas mehr vorsprang als das andere, dort setzte sie sich hin und kauerte sich zusammen. Die kleinen Beine hatte sie unter sich hochgezogen; aber es fror sie noch mehr, und nach Hause zu gehen, wagte sie nicht. Sie hatte ja keine Schwefelhölzer verkauft, nicht einen einzigen Schilling bekommen. Ihr Vater würde sie schlagen, und kalt war es zu Hause, sie hatten nur eben das Dach über sich, und da pfiff der Wind herein, obwohl in die größten Spalten Stroh und Lumpen gestopft waren. Ihre kleinen Hände waren beinahe ganz abgestorben vor Kälte. Ach! Ein kleines Schwefelhölzchen könnte guttun. Wenn sie es nur wagen würde, eines aus dem Bund zu ziehen, es gegen die Wand zu streichen und die Finger zu erwärmen! Sie zog eins heraus, ritsch! Wie es sprühte, wie es brannte! Es war eine warme, helle Flamme, wie ein kleines Licht, als sie, es mit der Hand umschirmte. Es war ein seltsames Licht: dem kleinen Mädchen war es, als säße es vor einem großen, eisernen Ofen mit blanken Messingkugeln und einem Messingrohr. Das Feuer brannte so herrlich, wärmte so gut; nein, was war das! Die Kleine streckte schon die Füße aus, um auch diese zu wärmen - da erlosch die Flamme. Der Ofen verschwand, sie saß mit einem kleinen Stück des abgebrannten Schwefelhölzchens in der Hand.

Ein neues wurde angestrichen, es brannte, es leuchtete, und wo der Schein auf die Mauer fiel, wurde diese durch- sichtig wie ein Schleier; sie sah gerade in die Stube hinein, wo der Tisch gedeckt stand mit einem blendendweißen Tischtuch, mit feinem Porzellan, und herrlich dampfte die gebratene Gans, gefüllt mit Zwetschgen und Äpfeln; und was noch prächtiger war: die Gans sprang von der Schüssel herunter, watschelte durch die Stube, mit Messer und Gabel im Rücken; gerade auf das arme Mädchen kam sie zu. Da erlosch das Schwefelholz, und es war nur die dicke, kalte Mauer zu sehen.

Die Kleine zündete ein neues an. Da saß sie unter dem schönsten Weihnachtsbaum; er war noch größer und schöner geschmückt als der, den sie bei der letzten Weihnacht durch die Glastür bei dem Kaufmann gesehen hatte. An den grünen Zweigen brannten tausend Kerzen, und bunte Bilder, gleich denen, welche die Schaufenster schmückten, sahen auf sie herab. Die Kleine streckte beide Hände in die Höhe - da erlosch das Schwefelholz; die vielen Weihnachtslichter stiegen höher und höher. Sie sah, jetzt waren sie zu den hellen Sternen geworden, einer von ihnen fiel und hinterließ einen langen Feuerstreifen am Himmel. »Jetzt stirbt jemand«, sagte die Kleine, denn die alte Großmutter, die einzige, die gut zu ihr gewesen, aber nun tot war, hatte gesagt: wenn ein Stern fällt, geht eine Seele hinauf zu Gott.

Sie strich wieder ein Schwefelhölzchen gegen die Mauer, es leuchtete ringsumher, und in dem Glanz stand die alte Großmutter, so klar, so schimmernd, so mild und lieblich.

»Großmutter«, rief die Kleine, »oh, nimm mich mit! Ich weiß, du bist fort, wenn das Schwefelhölzchen ausgeht, fort, ebenso wie der warme Ofen, der herrliche Gänsebraten und der große, gesegnete Weihnachtsbaum!«

Und sie strich hastig den ganzen Rest von Schwefelhölzern an, die im Bund waren. Sie wollte Großmutter recht festhalten; und die Schwefelhölzer leuchteten mit einem solchen Glanz,
daß es heller war als der lichte Tag. Großmutter war früher nie so schön, so groß gewesen; sie hob das kleine Mädchen auf ihren Arm, und sie flogen in Glanz und Freude so hoch, so hoch dahin; und dort war keine Kälte, kein Hunger, keine Angst, sie waren bei Gott.

Aber im Winkel beim Hause saß in der kalten Morgenstunde das kleine Mädchen mit roten Wangen, mit einem Lächeln um den Mund - tot, erfroren am letzten Abend des alten Jahres. Der Neujahrsmorgen ging über der kleinen Leiche auf die mit den Schwefelhölzern dasaß, von denen ein Bund fast abgebrannt war. Sie hatte sich wärmen wollen, sagte man. Niemand wußte, was sie Schönes gesehen hatte und in welchem Glanz sie mit der alten Großmutter eingegangen war zur Neujahrsfreude.


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10.12.2010 um 13:17
Keine Geschichte, aber zum Nachdenken...ich finde es eine sehr schöne Idee, das zu tun

ist ein wenig schwer den passenden Platz zu finden...aber ich versuchs eben an paar stellen.
Am Sonntag ist ein besonderer Gedenktag...wäre schön, wenn der/die eine oder Andere auch eine Kerze ins Fenster stellet...Dankeschön SAM

Weltgedenktag für verstorbene Kinder dieses Mal am 12.12 10

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Unter dem Motto "Worldwide Candle Lighting" – weltumspannendes Kerzenleuchten – findet jedes Jahr am zweiten Sonntag im Dezember der Gedenktag für verstorbene Kinder statt. Aus diesem Anlass stellen Trauernde um 19 Uhr eine brennende Kerze ins Fenster. Wäh­rend die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so dass eine Lichterwelle 24 Stunden die ganze Welt umringt. Die Idee dazu entstand vor dreizehn Jahren in den USA. Allein in Deutschland sterben jedes Jahr 20.000 Kinder und junge Er­wachsene.


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Deine Weisheiten und weise Geschichten zum Nachdenken

10.12.2010 um 16:35
@Samnang

Super Idee und schöne Sache. Ich bin dabei. :) Danke daß Du es hier gepostet hast, denke es ist der richtige Platz dafür.

So mal wieder was von mir, zum nachdenken:

(Gem)Einsame Weihnacht
von Arnold Kirchner


Ein alter Mann mit weißem Haar,
verbringt Advent auch dieses Jahr
voll Hoffnung auf die Weihnachtszeit
und seine Kinder, die sooo weit.
In seiner stillen, alten Klause
hofft er auf Trubel dann im Hause.


Er hofft auf Enkel, Tochter, Sohn,
die nun seit vielen Jahren schon
nur selten auf Besuch erscheinen,
um die Familie zu vereinen.
Er hofft auf frohes Kinderlachen,
will selber ihnen Freude machen,
er hofft auf eine Weihnachtstanne,
auf Lichterglanz und Teepunschkanne.

Da kommt ein Brief: "Wir kommen nicht!
Die weite Fahrt -- aus unsrer Sicht --
die lohnt sich nicht.


Doch wünschen wir Dir alles Gute.
Das Hänschen kriegt diesmal die Rute,
weil es so oft die Ruhe stört
und nicht auf unsre Worte hört."


----Am Heiligabend, so um zwei,
sagt Hans bei Tisch ganz nebenbei:
"Was mag denn wohl der Opa machen?
Der hat doch sicher nichts zum Lachen!
Der wird heut' Abend einsam sein....
Seid Ihr im Alter auch allein?"


Der Vater sieht die Mutter an.
Die nickt ihm zu, steht auf ....und dann...
sagt Vater zu dem kleinen Hans:
"Den Stollen und die Weihnachtsgans
gibt's diesmal, wo der Opa wohnt....
ich meine, daß die Fahrt doch lohnt."


Der alte Mann mit weißem Haar
hört's draußen klopfen: "Ist das wahr?!
Kann ich mich heute doch noch freu'n
und brauche nicht allein zu sein?"


Der Weihnachtsbaum ist schnell geschmückt
und drunter, aus der Krippe, blickt
am Abend froh das Christuskind:
Es sieht, daß alle glücklich sind


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Deine Weisheiten und weise Geschichten zum Nachdenken

10.12.2010 um 16:53
@roska
och schön...weißt du da bin ich ja der total (freu) Kindskopf...mir gefällt die Vorstellung das da jemand mit Schlitten und so durch die Luft schebt, Geschenke bringt-ach einfach so eben und leise rieselt der Schnee....ich finde das einfach total super schön... ist mir auch völlig wurscht was da andere sagen.... lächel


Ja die Lichterkette ist schön....mache ich schon länger..und ich denke jeder hat ja auch so jemand an den man denkt und wenn man die Augen zu macht und sich das Bild vorstellt-ist das doch schön.... und macht auf JEDER SEITE ein bisschen heller...


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Deine Weisheiten und weise Geschichten zum Nachdenken

10.12.2010 um 22:57
Ist doch eh alles sinnlos !

Alles leben jener Tod ist sinnlos.


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roska Diskussionsleiter
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10.12.2010 um 23:06
@Beria2
Klingt ja ganz schön depri!
Nichts ist sinnlos, ALLES hat einen Sinn...auch Du! :)


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10.12.2010 um 23:48
Oh nein das ist ja ganz falsch ! aber OK also "ist doch eh alles sinnlos"


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11.12.2010 um 14:57
Das Christkind
Stijn Streuvels

Über der ganzen Ebene, soweit sie reichte, lag der Schnee glänzend im Mondschein da. Das erste, was Veva tat, war, daß sie zum Himmel aufblickte, den großen Stern wiederzufinden, und aufgeregt erzählte sie Trese, wie der große Stern gerade über dem Häuschen zu sehen gewesen war, wo das Christkind aufs neue zur Welt kam. Aber nun sah der Himmel ganz anders aus: alle Sterne hatten ihr Licht angesteckt! Am schwarz-blauen Himmelszelt wimmelte es von großen und kleinen Sternen, wirr durcheinander und dicht gesät; sie funkelten und tanzten wie zitternde Feuerfünkchen, wie schelmische Augen, die fortwährend zwinkerten und blinzelten. Und mitten zwischen ihnen hing der schöne runde Vollmond, der die ganze Welt mit silbrigem Glanz übergoß und den Schnee erglitzern ließ, so weit das Auge reichte. Der Wind hatte sich gelegt, und es war ganz still in dieser Nacht. Der Schnee krachte, er knirschte unter jedem Schritt; an anderen Stellen war er pulverig wie leckeres Backmehl, das unter dem Fuß aufstäubt.

Veva fand jetzt alles noch viel einsamer und stiller als am Abend. Es beängstigte und erfreute sie zugleich, wenn sie daran dachte, daß es nun Nacht war, die echte heilige Christnacht, und daß sie sich aufgemacht hatte, das Jesuskind zu schauen; es war zu überwältigend, um es zu glauben. Sie stapfte zwischen Trese und der Mutter einher, und das war ihr das einzig Sichere, daran sie sich überzeugen konnte, daß es kein Traum war, was sie hier draußen auf dem Feld erlebte. Und doch, es kam noch die Kälte dazu! Die Kälte, die überall hinkniff, wo sie bloße Haut vorfand, und den ganzen Körper des Kindes wie mit tausend Nadeln stach, so daß es tüchtig wehtat. Zu Hause am Herd war es so warm gewesen, daß sie es nun draußen schwer aushalten konnte - der Unterschied war gar zu groß. Aber als sie so mit den Zähnen klapperte, daß Mutter es hörte, warf diese ihr ihren Mantel über den Kopf, und nun wurde es wirklich lustig. Veva lief wie in einem Kapellchen, im dunkeln, aber warm eingemummt, und nun wußte sie selbst nicht mehr recht, ob sie vorwärtsging oder an Ort und Stelle trippelte; sie ließ sich nur führen, hielt Mutters Hand fest und fing an, von ihrem unsagbaren Glück zu träumen. Die Pächtersfrau und die Magd plauderten leise miteinander. Veva aber wollte oder konnte es nicht hören, weil sie sich mit ihren eigenen Gedanken beschäftigte.

Nach einer Weile öffnete Veva den Mantel einen Spalt breit, und als sie mit einem Auge durchguckte, sah sie vorn Trese, die alte Magd, die mit beiden Bündeln am Arm unter dem weit offenstehenden Mantel einem wandelnden Fuder Heu glich. Nun wagte Veva noch einen Blick, um in die Ferne auszuschauen, und wahrhaftig; „Sieh, Mutter“, rief das Kind, „siehst du es! Das Licht brennt noch! da ist's!“ „Ja, das ist das Kätnerhaus, wir sind bald da...“

„Und was willst du nun zu dem Kindlein sagen?“ Veva wußte nicht, was sie antworten solle; sie hatte nicht daran gedacht, dort etwas zu sagen - das würde sie sich nie getrauen -, sie wollte nur das Kindlein still bewundern. „Ich will es ansehen, Mutter“, sagte sie.

„Und hast du das Kindlein nichts zu fragen? Das ist aber wenig.“

Veva überlegte, aber sie konnte es sich nicht denken, sonst noch irgend etwas zu tun als das göttliche Kind anzuschauen. Sie war voll schaudernder Ehrfurcht vor dem, was sie erleben sollte, und schätzte diese Gunst allein so hoch, daß kein anderes Verlangen in ihr aufkommen konnte. Sie fühlte sich unwürdig, wie die dürftigste unter den Hirtinnen, die voll Glückseligkeit, aber voll Furcht sich leise nahen und niederknien und kaum aufzuschauen wagen zu dem göttlichen Kind, das wirklich aus dem Himmel auf die Erde herabgestiegen ist. Sie konnte es sich nicht anders vorstellen; sie kam nur, anzubeten, und schon das war ein großes Glück für sie. Aber nun erfüllte Mutters Vorschlag, der sie wie eine große Überraschung traf, ihr Herz mit neuer Freude.

„Du mußt das Christkind bitten, daß es nächstes Jahr auch einmal zu uns auf den Hof kommt“, sagte Mutter.

„Ach ja!“ Daß sie daran nicht gedacht hatte! Dies war die passende Gelegenheit, sich diese Gunst für das nächste Jahr auszubitten.

„Ach, wenn das geschehen könnte!“, sagte Trese. Keine von den dreien wußte noch etwas hinzuzufügen; sie schwiegen, als geschähe es aus Ehrfurcht, weil sie sich jetzt dem Häuschen näherten. Das Licht, das sie aus weiter Ferne hatten blinzeln sehen, war nun ganz nah, und wirklich, nun traten sie leiser auf und hielten inne, um die Ruhe nicht zu stören; denn hier war es stiller als selbst auf der weiten Fläche, wo sich nichts bewegte. Vor der Tür zauderten sie noch ein wenig, dann klopfte Trese mit dem Knöchel sacht an das Fensterchen und flüsterte, das Gesicht gegen den Spalt gedrückt: „Meetje, mach auf, Trese ist da und hat gute Begleitung mit...“ Veva hielt den Atem an, so ergriffen und scheu war sie. Sie fürchtete, daß nun nach all dem langen Warten am Ende noch etwas dazwischenkommen könnte: daß sie nicht eingelassen würden, daß sie das Kindlein nicht zu sehen bekämen oder daß es vielleicht schon fort wäre... Aber Meetje öffnete hastig die Tür. „Womit kann ich euch dienen?“ fragte das Frauchen, verwundert über diesen späten Besuch. „Die Pächterin vom Gutshof und ihr Töchterchen würden jetzt gern das Christkind sehen“, antwortete Trese in dem gleichen gewollt feierlichen Ton. Aber nun tat er seine Wirkung: „Ei, ei!“ rief das Frauchen mit verhaltenem Atem und gedämpfter Stimme. „Wer ist da? Ist's wirklich wahr? Die Herrin selbst? Wie kommen wir zu dieser Ehre? Und Trese, die alte Trese, noch so spät... Gott, was für Sachen! Und in der Christnacht noch dazu! Kommt doch herein! Und ich laß euch da in der Kälte stehen, wo es so friert!“ Das Frauchen hatte ganz den Kopf verloren; sie stotterte und stammelte vor Verwunderung. Sie könnten nichts dafür, daß es hier so dunkel sei, weil sie nur ein Lämpchen hatten, und das müßte in der Webkammer brennen bei der Wöchnerin... Veva schlüpfte an Mutters Rock mit herein, blieb bestürzt stehen und blickte bebend in die Dunkelheit. „Kommt nur, ihr Leute“, flüsterte Meetje und drückte leise die Tür der Kammer auf, wo das Lämpchen brannte.

Eine warme muffige Treibhausluft schlug ihnen entgegen, aber weder die Pächterin noch die Magd sahen, wie man da hineinkommen könnte. Mit Mühe mußten sie sich alle vorwärtsschieben und sich zwischen Kamin und Stühlen durchquetschen; die Kammer war so klein, daß beinahe kein Platz mehr übrigblieb, weil der Webstuhl und das Bett den ganzen Raum in der Mitte ausfüllten. Der Mann war von dem Flachsfaserfeuerchen aufgesprungen und schaute erschrocken, wer da nun so unerwartet hereinkäme. Er suchte Platz zu schaffen und schob die Stühle aus dem Weg und stellte sich selbst in den äußersten Winkel. Die Frau im Bett öffnete ihre großen Augen und richtete sich halb auf, um sehen zu können; da verklärte ein leises glückliches Lächeln ihre Züge. So voll und so durcheinander stand hier alles unter der Balkendecke zwischen den weißgekalkten Lehmwänden, daß man das Ganze nicht recht übersehen konnte. Aber Veva hatte es doch schnell entdeckt: vor dem Bett, in dem die Frau lag, stand auf vier plumpen Beinen eine hölzerne Mulde, und darin lag etwas, das mit Webabfall und Lumpen umwickelt war, und ganz in der Ecke hinter diesem wirklichen Krippchen standen Lenchen und Trinchen! Die erschrockenen Gesichter der beiden Mädchen blickten verwundert auf, und Veva sah, daß die beiden die Krippe bewachten, in der das Kindlein liegen müßte. Das Mädchen wußte nicht, wie sie dort hinkommen sollte, aber sie wagte nicht sich zu rühren, noch zu sprechen.

„Dicht bei dicht macht warm“, sagte Meetje Moeie freundlich, „es ist hier zwar etwas eng, wir sitzen alle in ein und demselben Nest, da spart man Feuerung... Wir wärmen uns gegenseitig, seht...“ Und sie wies auf eine dunkle Höhlung auf dem Boden zwischen dem Fußende des Bettes und der Mauer: „Da liegen schon zwei Schläfer, und die beiden ältesten müssen gleich noch mit hinein - das ist die Schlafstelle für die Mädchen.“ Dann zeigte sie auf das ausgetretene Loch unter dem Webstuhl: „Das ist das Bett der beiden Jungen, sie liegen auch schon drin.“

Es war zu dunkel, als daß man etwas unterscheiden hätte können, und es mußte der Pächterin allmählich zum Bewußtsein kommen, wie es hier von Kindern wimmelte und wie die untergebracht waren. „Schlafen die Würmchen auch nur so auf der Erde?“, fragte sie teilnehmend.

„Ach da liegen sie warm, sie haben zusammengeballte Säcke und ein paar Lumpen in ihrer Kuhle, und sie wärmen sich aneinander“, sagte Meetje Moeie.

„Still, daß sie nicht wach werden! flüsterte die Bäuerin, denn sie fürchtete, es möchte jeden Augenblick ein tüchtiges Geschrei losbrechen, wenn das Kroppzeug munter würde. Gott, wie war es möglich, hier so aufeinandergepackt zu hausen? Jetzt merkte sie, daß es hier noch an anderem als an Kinderwindeln und leinenen Lappen fehlte. Sie wußte nicht, was sie tun oder sagen sollte, so beschämt war sie, hier als behäbige Bäuerin zu stehen, und es tat ihr leid, daß sie nicht viel mehr mitgebracht hatte, was diesen Leuten dienen könnte. Diesen Weihnachtsbesuch hatte sie als reine Freundlichkeit aufgefaßt, um einer Laune ihres Kindes zu genügen, aber nun sah sie den Ernst der Lage, und ein grenzenloses Mitleid erfüllte ihr Gemüt. Als sie sich nach Veva umsah, merkte sie, daß das Kind - Gott weiß wie - durch den engen Raum zwischen den Stützen des Kamins und dem Webstuhl zu der Krippe geklettert war und an die beiden andern geschmiegt dastand. Die Arme eins um des andern Schulter geschlungen, beugten sie sich über die hölzerne Krippe und verharrten in starrer Bewunderung. Das älteste Mädchen hatte ein Tuch zurückgeschoben, und nun lag das Gesichtchen des Neugeborenen frei. Sobald sie es gesehen hatte, wußte Veva nicht mehr, was rund um sie her vorging, sie sah das Kindlein: ein ganz kleines Kindlein, Äuglein und Mündchen zugekniffen, ein Gesichtchen, nicht größer als eine kleine Faust... Sie sah es an und konnte sich nicht satt sehen daran. Noch niemals hatte sie solch einen kleinen, kleinen Säugling gesehen, und sie wagte erst nicht zu glauben, daß er lebte.

Die Pächterin kümmerte sich um die Frau, die im Bett lag; sie murmelte ganz leise, während Trese und Meetje Moeie die Bündel aufmachten. Aber Veva sah und hörte nichts von alledem; sie fühlte sich in dem Besitze dessen, was ihr höchstes Verlangen darstellte: nun war sie überzeugt, daß sie wirklich vor der Krippe stand und das Jesuskind anschauen durfte; sie dachte keinen Augenblick daran, daß es so ganz anders war, als sie es sich früher vorgestellt hatte. Von der übernatürlichen Klarheit war hier nichts, nichts von dem Glanze und dem Leuchten, die das göttliche Kind ausstrahlen müßte, keine schwebenden Engel, kein himmlischer Gesang; aber dies alles vermißte Veva nicht einmal, denn eine wunderbare Klarheit strahlte aus ihrem eigenen Innern und erleuchtete alles, was sie sah; und die ungewöhnliche Armut und Dürftigkeit der vollgestellten muffigen Webkammer ließ sie unbewußt an den armen kleinen Stall zu Bethlehem denken, wo der Wind frei durch die Löcher blies. Die äußerst alltäglichen Dinge erschienen ihr alle so wunderbar, daß sie noch immer Mühe hatte, sich zu überzeugen, daß es kein Traum war, aber sie spürte zu deutlich die Haarlocken an ihren Wangen, und gegen ihre Schultern stießen von beiden Seiten die Schultern ihrer beiden kleinen Gespielinnen Lenchen und Trinchen, die ebenso entzückt schienen wie sie selbst und in stummer Verwunderung vor der Krippe standen.

Trotz ihrer eigenen Verzückung fühlte Veva dennoch, wieviel reicher und köstlicher der Besitz für Lenchen und Trinchen war, denn diese vom Schicksal bevorzugten Kinder hatten diesen heiligen Schatz ins Haus bekommen, indessen sie sich mit einem Christbaum und ein wenig Tand hatte bescheiden müssen. Veva beneidete die armen Mädchen jetzt nicht mehr; sie mußte ihnen unsäglich dankbar sein dafür, daß sie sie an der Gnade, das göttliche Kind hier sehen zu dürfen, teilhaben ließen.

Die drei hatten noch kein Wort miteinander gesprochen, als die Pächterin mit halber Stimme fragte: „Veva, was hast du nun für die artigen Kinder mitgebracht?“ Da stand die Kleine beschämt; sie erschrak und wußte nichts zu tun als traurig aufzublicken, da Mutter sie bei dieser hartherzigen Nachlässigkeit ertappte. Alle ihre Gedanken waren vom Christkind eingenommen; was ihr die Engel aus dem Himmel mitgebracht hatten, galt ihr so wenig, daß ihr nicht einmal der Gedanke gekommen war, etwas davon an diese armen Kinder zu verschenken. Wie gern hätte sie ihnen alle ihre Schätze abgetreten, ihnen ihre Dankbarkeit zu zeigen für die große Wohltat, die ihr zuteil wurde! „Nun, bleibst du noch hier, oder gehst du mit Trese nach Hause?“ fragte die Pächterin. Veva rührte sich nicht. Sie stand wie ein Bildstöckchen da und sah ihrer Mutter flehend ins Auge. Sie wollte so gern hier bleiben! „Gut, dann gehen wir in die Kirche und lassen dich hier, bis wir wiederkommen.“ Veva konnte es nicht erwarten, bis Mutter weg war, damit sie sicher sei, daß sie bleiben dürfte.

Der Mann und das alte Frauchen gaben der Pächterin und Trese bis vor die Haustür das Geleit, dann wurde es vollkommen still im Kämmerlein. Veva bekam einen Stuhl zum Sitzen, und nun standen die Mädchen zu beiden Seiten der Krippe; sie strengten sich an, als hätten sie Nachtwache beim Christkind zu halten. Meetje Moeie schlurfte auf Strümpfen hin und her, legte Flachsfasern auf Feuer und rührte in der Pfanne. Der Mann war nicht zurückgekommen und war sicher auch zur Christmette gegangen. Lenchen und Trinchen wagten noch immer nicht zu sprechen, aus Ehrerbietung oder aus Furcht, daß das Kindlein aufwachen könnte. Im stillen war es Vevas innigstes Verlangen, das Kindlein wach zu sehen, oder daß es doch einmal eines von seinen Äuglein öffnen möchte; es schien aber ruhig weiterschlafen zu wollen. Wenn es geschah, daß Veva flüchtig aufschaute, sah sie jedesmal in da bleiche Gesicht und die sanften Augen der mageren Frau mit dem nie weichenden Lächeln, die so glücklich schien und fortwährend ihren Blick auf die drei Mädchen und die Krippe heftete.

Veva wußte eigentlich nicht, ob es sehr lange oder sehr kurz gedauert hatte, aber es wunderte sie und sie erschrak, als sie an der Haustür ein Geräusch hörte und Mutter schon zurückgekehrt war. „Komm nun, Kind, die Leute wollen schlafen gehen und wir auch“, sagte die Pächtersfrau. Veva stand wie angewachsen da; sie hatte die beiden Händchen auf den Rand der Krippe gelegt, weil sie es nicht wagte, das Kind selbst anzurühren, es fiel ihr schwer, die Hände wegzuziehen und Abschied zu nehmen. Vor dem Fortgehen sah sie noch zum letztenmal zum Krippchen, und siehe da: nun bewegte sich etwas und das Christkind schien aufwachen zu wollen; es öffnete die Äuglein und lächelte! Veva schoß das Blut zum Herzen, daß es heftig zu klopfen begann und sie keinen Schritt vorwärts zu tun wagte. Aber Mutter drängte: „Komm nur, es wird spät, die Leute werden schon daheim sein!“

„Mutter, Mutter!“ Veva wollte erklären, daß nun etwas Wichtiges bevorstehe, aber die Pächterin begriff nicht, was ihr Töchterchen sagen wolle. „Morgen darfst du noch einmal wiederkommen, wenn du dich ausgeschlafen hast!“

Veva mußte mit, Trese legte ihr das Tuch um die Schultern und nahm sie an der Hand. „Sag guten Abend, oder besser, guten Tag!“ Und plötzlich fiel ihr etwas ein, und sie nahm den Faden wieder auf: „Schau, es ist wahr: Gesegnete Weihnachten! Ich hatte vergessen, daß es schon Christtag ist!“

„Gesegnete Weihnachten!“ wünschten nun sie alle einander. Der Mann und Meetje Moeie kamen bis zur Tür mit, um der Pächtersfrau zu danken; die Wöchnerin rief vom Bett aus auch noch ihren Dank, worauf die junge Bäuerin sich entschuldigte und versprach, am Tage noch das eine oder andere zu schicken und alles für das Kindchen zu tun, was nötig war... „Ihr werdet sehen!“ rief die alte Trese Meetje Moeie zu, „dies Christkind bringt noch Glück ins Haus!“

Vevachen ging an Treses Hand; sie hatte nicht gewagt, sich noch einmal nach der Krippe umzusehen; auch fehlte ihr der Mut, Lenchen und Trinchen ihr Vorhaben mitzuteilen; aber sie war fest entschlossen, alles, was sie zu Weihnachten bekommen hatte, mit den Kindern zu teilen. Aber da erschrak sie auf einmal: sie hatte vergessen, das Kindlein zu fragen, ob es im nächsten Jahr zu ihnen auf den Hof kommen wolle! Sie wagte nicht zu bekennen, daß sie das versäumt hatte, und es quälte sie wie ein großes Unglück...

In der nächtigen Weite war es ganz still; noch immer überflutete eine seltsame Klarheit die weiten weißen Felder, aber auf dem Schnee liefen schwarze Menschengestalten, die aus der Kirche heimkehrten. „Mutter, darf ich den Kindern morgen meine Weihnachtssachen bringen?“

„Ja, Kind.!

„Die Kinder haben nichts bekommen, nicht wahr, Mutter?“

„Nein, nichts, Veva!“

„Aber sie haben das Christkindchen, Mutter!“

„Ja, sie haben das Christkindchen“, sagte die Pächtersfrau, und es war Veva, als hätte die Mutter bei diesem Worte schwer geseufzt. Und warum ließ Trese ein mitleidiges „Ach Gott, das Kind!“ darauf folgen? Keins von den dreien sprach ein Wort, wie sie so über den Schnee gingen, der fortwährend unter den Füßen knirschte. Veva schaute aufwärts zu den Sternen, die immer noch mächtig funkelten; ihr Herz war voll Freude und Angst, ihr Gemüt gerührt von dem, was sie gesehen hatte. Das Geheimnisvolle des Geschehens rund um sie her verstand sie nicht, und vielem, woran sie dachte, vermochte sie weder einen Sinn noch eine Erklärung zu geben. Es verlangte sie aber, sobald sie ausgeschlafen hätte, ihre Geschenke nach dem Kätnerhaus zu bringen und die Freude all der Kinder mitansehen zu dürfen.

In der großen Diele des Gutshofes war wieder Geräusch, Bewegung, Licht, Wärme und üppige Geselligkeit in Fülle, wie am hellichten Tag. Der Kaffee duftete, die mit Butter gestrichenen Schnitten vom Weihnachtsstollen lagen hochgestapelt auf den Zinnschüsseln. Jedem Neueintretenden wurden „Gesegnete Weihnachten“ gewünscht, und jeder nahm an der großen Tafel Platz. Dann wurde die Flasche wieder hergeholt und die Gläser wurden vollgeschenkt. Veva stand verlegen da wie in einem fremden Haus; sie fühlte keine Lust, jemand etwas von dem mitzuteilen, was sie geschaut hatte: immerfort guckte sie zur Mutter und Trese und hatte Angst, daß eine von ihnen etwas davon erzählen könnte; sie wollte ihr Glück verborgen halten. Als das Kind aus der kalten Luft plötzlich in die Wärme kam, wurde es bald vom Schlaf überwältigt, und unwillkürlich war es mit einem Stück Weihnachtsstollen in der Hand bei Tisch vor Schlaf zusammengesunken; ohne daß sie es gewahrte, wurde sie aufgepackt, ins Bett getragen und zugedeckt. Da lag das Kind in tiefem Schlaf.

Aber was Veva an jenem Weihnachtsmorgen träumte, war noch tausendmal schöner, als was sie in der Nacht in Wirklichkeit erfahren und erlebt hatte. Als Engel schwebte sie auf Flügeln über dem Schneefeld durch die Luft und trug den Christbaum mit allem, was daran hing, federleicht auf ihrer Handfläche. Der schöne große Stern mit den sieben feurigen Strahlen funkelte hoch über dem Häuschen.

Mit rauschendem Flügelschlag schwebte Veva geradewegs durch den Schornstein hinunter, ohne irgendwo anzustoßen. Nun war das Häuschen voll von Licht und hellem Glanz. Sie brachte den Christbaum hinein, an dem die Lichtlein brannten. Im Krippchen lag rosig das Christkind mit einem Apfel in der Hand, selbst wie ein Äpfelchen auf einem goldgelben Bettchen von Haferstroh. Es hatte ein schneeweißes Hemdchen an, und seine blauen Äuglein waren offen und lachten Veva freundlich an. Es schüttelte seine schönen Ringellöckchen und streckte ihr die molligen Händchen entgegen. Lenchen und Trinchen waren auch dabei und alle die anderen Kinder und Hirten und Hirtinnen, die mit himmlischer Stimme sangen:

Ihr Hirten, laßt eure Schafe im Feld!
Der große Herr, der Schöpfer der Welt,

Er ist euch geboren, die ihr wart verloren,
Und liegt in der Krippe im kleinen Stall,

Euch zu erlösen nach Adams Fall.
Da wird er gefunden, in Windeln gebunden,

Eine Jungfrau ist Mutter dem Knaben klein,
Sein Vater ist Gott Vater allein.

Macht euch auf die Beine, ihr Hirten, schnell!
Lauft, Hirten, lauft! Lauft Hirten, lauft!

Lauft, Hirten, lauft! Lauft, Hirten, lauft!
Doch laßt mir schlafen das heilige Kind!

Seid leise, leise! Doch lauft geschwind!

Der Christbaum stand mitten in der Kammer, so groß, daß er sie ganz ausfüllte, und nun tanzten die Hirten und Hirtinnen rundherum, und Veva tanzte auch mit zwischen Lenchen und Trinchen. Als sie sich müde getanzt hatten, ging Veva ohne Zagen an die Krippe, sah das strahlende Kindlein an und beugte sich mit all der Lust ihres kindlichen zarten Gemüts tief zu ihm hinunter und flüsterte ganz leise, sagte es sogar zweimal: „Christkind, Mutter bittet dich, du sollst nächstes Jahr zu uns kommen!“ Und Veva sah deutlich, daß das Kindlein freundlich nickte und lächelte.


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Deine Weisheiten und weise Geschichten zum Nachdenken

12.12.2010 um 10:17
Jeder von uns besitzt alles, was er braucht,
um sein tiefstes Wesen zu erforschen...
in der ganzen Menschheit gibt es niemanden,
der das für uns tun könnte.
Die Verantwortung und die Möglichkeit,
uns unser wahres Wesen bewusst zu machen und es
mit anderen zu teilen, liegt letztlich bei uns.

Roger Walsh und Dean Sharpio


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12.12.2010 um 10:27
@Samnang sehr lang, diese Geschichte, aber ich hab sie gelesen und finde sie sehr schön. THX :)
@roska die mit dem Eselchen kannte ich noch gar nicht- hat mir sehr gut gefallen so wie die anderen Geschichten und Gedichte, die von euch beiden hier gebracht werden. :)


Das Engelein und die Weihnacht

Eines schönen Wintertags - die Helligkeit verschwand nach und nach - stahl sich eines der Engelein vom Himmel fort. Es wollte unbedingt in die festlich erleuchteten Fenster der Menschenhäuser sehen. Denn es war Adventszeit und das Engelein hatte schon so viel schönes darüber gehört.

Im Sturzflug raste es gen Erde und stieß prompt mit einem Uhu zusammen, der gerade zur Jagd auszog, „Potzblitz, kannst Du nicht aufpassen?“ schimpfte der gefiederte Geselle, bevor diesem die Sinne schwanden.

Beide trudelten zwischen den Bäumen nach unten und landeten in einer Schneewehe. Trotz der abgefederten Landung spürte das Engelein, es hieß Flock, einen Schmerz im linken Flügel. „Oh weh, ich glaube, ich habe mir einen Flügel angebrochen.“ Es machte ein paar Versuche, zu flattern. „Das tut zu weh. Ich kann nicht fliegen.“

Die Uhu-Dame war inzwischen wieder auf den Beinen. „Das hätte nicht sein müssen. Man muss jederzeit damit rechnen, dass andere auch unterwegs sind. Also: Augen auf im Flugverkehr!“ Sie schimpfte aber nur kurz mit Flock und besah sich dann seinen Flügel.

"Sieht nicht gut aus. Komm mit. Du kannst ja noch laufen. Ich fliege vor.“ Und so bahnte sich das ungleiche Paar einen Weg durch den verschneiten Wald.

Eine kleine Höhle war ihr Ziel - das Wald-Lazarett. Hierher kamen alle verletzten Tiere. Flock sah ein Reh, einen Dachs, ein Eichkätzchen, einen Fuchs und zahlreiche Vögel verschiedenster Gattungen.

Versorgt wurden alle von einem Engel. „Das ist Hildegard. Sie pflegt alle kranken Tiere des Waldes. Egal, welche Gattung, alle finden sie hier Unterschlupf. Es ist bei Todesstrafe verboten, sich hier gegenseitig anzugreifen. Daher kommt es auch, dass das Reh ganz ruhig neben der Füchsin liegt. Bis gestern hatten wir auch einen Wolf hier. Aber den haben wir heute entlassen.“

Flocks Flügel wurde von Hildegard untersucht. „Flugunfähig bis auf weiteres“ hieß die Diagnose. Aber der Verletzte Himmelsbewohner half Hildegard. Gehen konnte er ja und untätig herumsitzen ist für einen Engel nichts.

Er ließ sich von den Tieren deren Erlebnisse mit Menschen erzählen. Die Füchsin wusste sogar über die Weihnachtszeit Bescheid. „An einem bestimmten Abend im Winter gehen alle Menschen in die Kirchen. Alles ist festlich beleuchtet und geschmückt. Die Menschen singen Lieder und sind ganz friedlich. An den beiden folgenden Tagen müssen wir keinen Jäger fürchten. Ein alter Kauz bestätigte die Geschichte. „Ja, das sind die einzigen wirklich friedlichen Tage im Jahr. Der Kirchen- Abend kommt bald. Wenn Du dann noch hier bist, kannst du es selbst beobachten.“

Flock's Flügel wurde bald besser. Hildegard meinte, in ein paar Tagen wäre er wieder flugfähig. Am Heiligen Abend waren die meisten Tiere wieder fit und beschlossen, gemeinsam zum nächsten Ort zu gehen. Das Rehlein nahm das Eichhörnchen auf seinen Rücken und die Füchsin und der Dachs hatten je eine Maus als Reiterin. Ein paar der Vögel konnten selbst fliegen, und den Rest trugen Hildegard und Flock.

So zog die eigenartige Prozession los. In Kirchen-Nähe beobachteten die Tiere die Menschen. Während der Messe kamen sie näher und lauschten den schönen Gesängen.

Auch nach der Messe waren die beiden Engel mit den Tieren noch lange unterwegs. Sie entdeckten in den Stuben der Häuser geschmückte Tannenbäume und Lichter. Sie sahen Geschenke unter den Bäumen liegen und alles gefiel ihnen wunderbar.

In derselben Nacht noch machte sich Flock wieder auf den Rückweg in den Himmel. Es hatte ihm sehr gut gefallen auf der Erde und vor allem die Vögel wollte er bald wieder besuchen.

Am nächsten Morgen war der Pfarrer ganz erstaunt, als er die verschiedenen Fährten vor seiner Kirche sah. Er war sicher: Dies war eine heilige Nacht, in der sogar die Tiere friedlich zusammen lebten.


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Deine Weisheiten und weise Geschichten zum Nachdenken

12.12.2010 um 14:59
@roska
danke ,lebe Grüße, jamanchmal bedarf es etwas mehr Text..schön wenn man sich die Mühe macht-trotzdem zu lesen...alles Gute und dnket bitte an das Kerzchen 10:00 Uhr*

Die Mulattin
Eine Weihnachtsgeschichte

In der Schule riefen sie einfach "Muli", obwohl sie eigentlich Margot hieß. Sie hörte es ganz gern. Es klang ein wenig zärtlich, fast wie ein Kosename. In der Klasse fiel sie nicht besonders auf. Sie gehörte dazu, so wie sie war, mit ihren schwarzen Augen, der dunkel getönten Haut und dem dichten schwarzen Haar. Muli hatte herrliche weiße Zähne, und wenn sie lachte, lachten alle mit – und sie lachte gern. Sie konnte lustig sein, auch frech. Sie konnte es genießen, anders zu sein als die andern und aufzufallen, wohin sie immer kam. Sie hatte sich längst daran gewöhnt, dass sich viele Augenpaare auf sie richteten, wenn sie irgendwo zum ersten Mal hinkam. Es machte ihr nichts aus, dass sie ihren Vater nicht kannte. Nur manchmal, wenn es dunkel war, dachte sie, wie es wäre, wenn er da wäre und sie beschützte, wie andere Väter ihre Kinder beschützen. Einmal hatte sie sich das Bild eines Schwarzen aus einer Zeitschrift ausgeschnitten und an die Wand gehängt, gerade über ihr Bett. "Du bist mein Vater", sagte sie zu dem Mann auf dem Bild, "mein schwarzer Vater". Ihre Mutter sprach nicht viel darüber. Sie sagte eigentlich nur einen Satz: "Wir haben uns geliebt". Und dann nahm sie Muli in den Arm und küsste sie, so als wollte sie sagen: "Wie schön, dass du aus dieser Liebe hervorgegangen bist." Muli liebte ihre Mutter und fand, dass das alles so in Ordnung sei, und dass es gegen die Liebe nichts einzuwenden gibt.

Es kam die Weihnachtszeit heran. Muli gehörte zu den Schülerinnen, die besonders gut aufsagen und vortragen konnten. Eines Tages hieß es: "Wir machen ein Krippenspiel. Wer macht mit?" Eine ganze Schar meldete sich, darunter Muli. Nun wurde eingeteilt: Hirten, Könige, Engel, Wirtsleute und wer noch so in einem Krippenspiel vorkommt. Aber wer sollte Maria spielen? Für diese Rolle gab es viel zu lernen. Es war nämlich keine gewöhnliche Maria, die im blauen Gewand ihr Kindchen wiegte und huldvoll die Geschenke entgegennahm, sondern ihr ganzer Weg war im Spiel geschildert. Sie muss fortgehen aus Nazareth, muss über einen hohen Berg wandern, der viele Hinder­nisse im Weg hat, schließlich wird sie überfallen und ausgeraubt und kommt als Bettlerin in Bethlehem an. Von Herberge zu Herberge geht sie suchend und bittet um ein Quartier für sich und das Kind, bis sie bei Ochs und Esel in einem Stall um Mitternacht ihr Kind gebären darf.

Muli war von dieser Geschichte so ergriffen, dass sie aufstand und laut sagte: "Ich möchte die Maria spielen." Die Klasse wurde verlegen. Sie zögerten. "Warum gerade du?" fragte eine. Da war noch ein anderes Mädchen, das hatte blonde Haare, blaue Augen in einem kleinen braven Gesicht. Sie hieß Maria. Plötzlich wollten alle, dass Maria die Maria spielen sollte. "Warum darf ich nicht die Maria spielen?" fragte Muli. "Nur dies eine Mal, bitte, lasst mir die Rolle." Schweigen – eine lacht hinter der Hand, schließlich platzt eine heraus: "Du bist eine Mulattin. Dein Vater war ein Neger. Du kannst nicht die Maria spielen. Maria war weiß und schön. Gott hat sie geliebt."

Muli rennt aus der Klasse. Sie möchte schreien, so groß ist der Schmerz, den sie irgendwo in der Tiefe ihres Körpers spürt. Sie rennt und rennt und denkt immer nur, fort, fort. Hinter ihr ruft eine Freundin: "Muli, warte doch". Aber sie läuft nur schneller und begreift, dass 'Muli' kein Kosename, sondern ein Spottname ist. "Mulus", denkt sie, "heißt Maulesel. Ja, das bin ich."

Heimlich lernte Muli zu Hause dennoch die Rolle der Maria und nahm sich vor, am Heiligen Abend die Geschichte dieser Frau, ihren schweren Weg, der Mutter vorzuspielen. Sie übte ihre Rolle wieder und wieder und übte sie, stolz wie eine Königin und demütig wie eine Magd, und noch der erbärmliche Stall, in dem sie als Bettelweib niederkam, wurde vom Glanz dieser Liebe hell.

Es kam der Tag der Aufführung. Ein festlicher Tag. Lehrer, Schüler, Eltern hatten sich versammelt und warteten gespannt auf das Spiel. Muli stand bei ihrer Klasse. Es war in all der Aufregung gar nicht aufgefallen, dass Maria noch nicht da war, bis der Anruf kam. Maria war auf dem Weg mit dem Fahrrad gestürzt und hatte sich ihr Bein gebrochen. Sie war im Krankenhaus.

"Ich kann die Rolle, ich habe sie für meine Mutter gelernt", sagt Muli. Weiter kommt sie nicht. Es ist keine Frage, in diesem Falle, sozusagen stellvertretend, darf Maria dunkel sein. Eine erinnert sich, mal ein Kruzifix gesehen zu haben, an dem ein Neger hing. Christus könnte auch schwarz gewesen sein – und Gott, wer sagt denn, dass er weiß ist? Es gibt auch schwarze Väter. Alle reden durcheinander – und Gott wird immer menschlicher.

Muli aber spielt eine Maria, wie sie die kleine Stadt noch nie gesehen hat. Stark und leidenschaftlich, getragen von dem einen Wunsch, das Kind zur Welt zu bringen, geht sie ihren Weg, erträgt alle Niederlagen und, als das Kind geboren ist, tanzt sie im Stall einen Freudentanz. Muli spielte die Rolle der Maria, die Gott liebte, und zugleich die Rolle ihrer Mutter, die einen Schwarzen liebte und den Mut hatte, das Kind von ihm zur Welt zu bringen.

Eine Stunde lang, solange das Spiel währte, glaubten alle, die zusahen, dass das eine vom anderen nicht zu trennen ist.
gef bei peter becker/Fundgrube


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roska Diskussionsleiter
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Deine Weisheiten und weise Geschichten zum Nachdenken

12.12.2010 um 15:03
@Samnang

super schöne Geschichte, kannte sie noch nicht. Danke daß Du sie reingestellt hast. :)
Schönen Sonntag noch und...ich denke dran. :) glg, Roska


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Deine Weisheiten und weise Geschichten zum Nachdenken

12.12.2010 um 15:13
@roska
Lieb....wünch ich dir auch..und tue auch ma was für DICH*

Wiedergefunden und hat mirwiederein Lächeln ins Gesicht euapet....
Advent im Bayrischen Wald

Eine kleine Weihnachtsgeschichte vom Huber Seppi, einem 10-jährigen Jungen aus dem Unterland Bayerns.

Der Adpfend ist de schönste Zeit im Winta.

De meisten Leit habm im Winta a Grippe. De is mit Fieber.

Mir hom a oane, owa de is mit Beleichtung und man schreibst mit ´K´.

Drei Wocha bevor´s Christkindl kimmt, stellt da Pappa de Kripp´m im Wohnzimma auf und mei kloane Schwesta und i derma mithelfa.

Kripp´m san langweile.

Owa de unser ned, wei mia habm mordstolle Figurn drin. I hob amoi an Josef und s´Christkindl auf´n Ofa g´stellt, dass ses sche warm habm - und des war eahna z´hoass. S´Christkindl is schwarz worn und an Josef hats in lauta Trümma zrissn. Oa Fuaß vo eahm is bis in Platzldoag g´flogn und des war koa schöna Anblick. Mei Mamma hat mi g´schimpft und g´sogt, das ned amoi de Heiligen vor meiner Bledheit sicha sand. Wenn d´Maria ohne Mo und ohne Kind herumsteht, schaugst ned guat aus.

Owa i hob Gott seidank vej Figurn in meina Spuikistn - und da Josef is jetzt da Donald Duck. Ois Chistkindl woit i an Asterix nehma, wai der so kloa is, daß er in den Fuadertrog paßt.

Owa da hot d´Mama g´sogt, ma ko doch ois Chistkindl koan Asterix hernehma, do is ja no as verbrennte Christkindl bessa. Es is zwar schwarz, owa immerhin no a Christkindl.

Hintan Christkindl stehnan zwoa Oxn, a Esl, a Nilpferd und a Brontosaurier. Des Nilpferd und den Saurier hob i hig´stellt, wei da Ox und da Esl warn ma z´langweili.

Links neba den Stoi kemman grod de heilign drei König daher. Oa König is an Papa im letzten Adpfend beim Putzn owe g´foin und er war total hi. Jetzt hama nur mehr zwoa heilige Könige und an heiligen Batman als Ersatz.

Normal homand de heiligen Könige an haufa Zeig für´s Christkindl dabei, nämlich Gold, Weihrauch und Pürree - oda so ähnlich ... Vo de unsan hod oana anstatt Goid a Kaugummipapierl dabei, des glänzt so schö. Da anda hot a Marlboro in da Hand, wei ma koan Weihrauch ham. Owa de Marlboro raucht a schö, wenn mas ozündt. Da heilige Batman hat a Pistoin dabei. Des is zwar koa G´schenk füa a Christkindl, owa damit konn er´s vom Saurier beschütz´n.

Hinta dene drei Heilige san a por rotheitige Indiana und a kaasiga Engl. Den Engl is a Fuaß obbrocha, drum haman auf a Motorradl g´setzt, daß er si leichta tuat. Mit´n Motorradl kann er fahrn, wenn er grod net fliagt.

Rechts neban Stoi habma a Rotkäppchen hig´stellt. Si hod a Pizza und drei Weißbier füa d´Oma dabei. An Woif hama ned, drum lurt unta am Baam a Bummerl ois Ersatzwoif viara.

Mehr steht in unsara Kripp´m ned drin, owa des reicht a. Auf d´Nacht schoit mas Liacht ei und dann is unsa Kripp´m erscht so richte schö. Mia sitz ma olle do und sing ma Liarda vom Adpfend. Manche gfoinma, owa de meistn san ma z´luasat.

Mei Opa hot ma amoi a Gedicht vom Adpfend glernt, du des geht so:

Adpfend, Adpfend, da Bärwurz brennt,

erscht dringst oan, dann zwoa, drei, vier,

dann hauts´te mit dem Hirn an d´Tür.

Obwohl des Gedicht recht sche is, hot d´Muata gsogt, das i mir´s ned merka deaf.

Bis ma schaut, is da Adpfend voabei und d´Weihnacht a und mit dem Johr geht´s dahi. D´Gschenk san auspackt und man griagt vor Ostern nixmehr, höx´tns an Geburtstag

Owa oans is gwiß - da Adpfend kimmt olawei wieda !!!




also einen schönen 3. ADPFEND*


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