Falsche Dinge in der Schule lernen

Raspelbeere schrieb:Es geht hier nicht um falsch gedruckte Schulbücher oder Arbeitsblätter.

Aber dies ist nun mal eine zentrale Quelle für die Lehrer.

Raspelbeere schrieb:sondern ein Schüler (ich) wollte mischen und es wurde von Lehrerseite gesagt dass es nicht möglich sei.

Dies lässt sich ja ganz schnell nachweisen, indem man es einfach ausprobiert. Kein großes Drama.

Aniara schrieb:Aber dies ist nun mal eine zentrale Quelle für die Lehrer.

Eine zentrale, aber nicht einzige Quelle.

Wie gesagt: Nie Schulausflüge und Schülerfragen? Nie neugierige Schülerfragen? Nie Schülerfragen die über den Stoff hinausgehen?
Nie Buchvorstellungs-Referate die eine gewisse Bandbreite an Büchern erlauben und Schüler haben Fragen zu den Büchern?

Wir hatten all das selbstverständlich, an staatlichen Schulen und sogar bei älteren, als ziemlich streng geltenden Lehrern.

Falls du dir Lehrpläne und Schulbücher mal angesehen hast: So detailliert sind diese häufig nicht. Schulbücher decken zudem bei weitem nicht die typischen Fragen im Grundschul- und Unterstufenalter ab wenn Lehrer z.B. durchaus mal gefragt werden wie dieses Tier, diese Pflanze heißt, warum man durch manche Edelsteine durchgucken kann, was bei einem Gewitter passiert und so weiter.

Je nach Fach nutzt die Schule auch keine Schulbücher. In Fächern wie Kunst und Musik habe ich diese erst relativ spät gesehen. Auffällig war auch der Unterschied im Kunstunterricht eines Lehrers der offensichtlich nicht malte und der eines Lehrers der viel malte und regelmäßig Ausstellungen hatte (brachte uns spezifische Techniken bei, angefangen vom blasenfreien Anrühren von Malkastenfarbe bis hin zum Malen realistischer Bäume). Gleiches Schuljahr.

Ein Schulbuch kann ferner nicht Inhalte abdecken die sehr regionsspezifisch sind und wie sie gerade im Grundschulunterricht vorkommen (wo im Sachkunde-/Heimat-und-Sachkunde-Unterricht der eigene Ort, die eigene Stadt Thema sind). Auch vieles andere deckt ein Schulbuch nicht detailliert ab; hier denke ich u.a. an Nachmittags-AGs, an auch an staatlichen Schulen zu findende Projekte (wir hatten z.B. mal im Biologieunterricht Imkern, war kein vorgeschriebener Inhalt; wir hatten anfänglich im Geschichtsunterricht mal eine Stunde in der man alte Spielsachen oder Schulsachen aus der Großelternzeit mitbringen sollte, da ist sicherlich auch nicht jeder mögliche Gegenstand und schon gar nicht jede mögliche Hintergrundgeschichte verzeichnet).

Kurzum: Dass Schulbücher und Lehrpläne einen Rahmen vorgeben ist gut und wichtig. Fehler vermeiden sie aber nicht - das ginge höchstens durch (bitte nicht!) vorgefertigte Stundenskripte und die Anweisung an Lehrer ja keine neugierigen Schülerfragen zu beantworten.

Aniara schrieb:Dies lässt sich ja ganz schnell nachweisen, indem man es einfach ausprobiert. Kein großes Drama.

Natürlich. Besagter Lehrer wollte das nicht - ich habe einfach trotzdem gemischt. (Habe immer gerne und viel gemalt und wusste dass rote und grüne Farbe einen braunen Ton ergibt.)

Wir haben in der Grundschule im Englischunterricht die Aussprache des "th" falsch gelernt!

Marfrank schrieb:Wir haben in der Grundschule im Englischunterricht die Aussprache des "th" falsch gelernt!

Dabei könnte das so einfach sein, wie dieser Lehrfilm beweist:

Pepe Nietnagel Brathering

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Ich weiß!

Marfrank schrieb:Wir haben in der Grundschule im Englischunterricht die Aussprache des "th" falsch gelernt!

Wir hatten zwar in der Grundschule (geht in Bayern bis zur 4. Klasse) keinen Englischunterricht. Englisch wurde aber in der 5. Klasse durch eine Lehrkraft unterrichtet die rückblickend wohl kein Englischlehrer war (war der Direktor einer kleinen dörflichen Grund- und Teilhauptschule bis Klasse 6, unterrichtete mal dieses, mal jenes).
Hier wurde eindeutig das "th" als "ß" beigebracht (wie in "heiße"), die Aussprache von "I'm a" wie "Eimer" und dergleichen. Aufgeklärt hat sich das - im Umfeld sprach keiner englisch, auch die Eltern nicht - in der nächsten Schule.

Marfrank schrieb:Wir haben in der Grundschule im Englischunterricht die Aussprache des "th" falsch gelernt!

Englisch im Grundschulalter ist durchaus ambitioniert und das "th" hat einen durchaus speziellen Laut. Das ist auch in späteren Jahren nicht leicht und es gibt viele Leute, die keine "native speaker" sind, ist das "th" schwierig.

Einer Bekannte wollte ihren Vater und mich mal darüber aufklären das wir das Wort “Soccer“ falsch aussprechen. Stellte sich raus das ihnen die Lehrerin lehrte es wie “Sucker“ auszusprechen. Anstatt also was von Fussball, erzählte die Lehrerin im Unterricht was vom lutschen.

Aniara schrieb:Das ist auch in späteren Jahren nicht leicht und es gibt viele Leute, die keine "native speaker" sind, ist das "th" schwierig.

Dem mag so sein - das macht das falsche Beibringen aber nicht weniger gewichtig. Sogar im Gegenteil: Wird es einem falsch beigebracht hat man (erstmal) gar keine Chance es richtig zu lernen.

Wenn jemand etwas unterrichtet würde ich die entsprechenden Kenntnisse und ein gewisses Interesse am Fach voraussetzen. Nicht jedem liegt alles, auch mir liegt nicht alles. Kein Problem diesbezüglich. Aus gutem Grund bin ich aber auch z.B. nicht Musik- oder Sportlehrer geworden: liegt mir nicht, also unterrichte ich derartiges besser nicht. Genau das ist der Knackpunkt.

Aniara schrieb:Das ist auch in späteren Jahren nicht leicht und es gibt viele Leute, die keine "native speaker" sind, ist das "th" schwierig.

Die Erfahrung, dass auch MuttersprachlerInnen ihre Muttersprache nicht beherrschen, habe ich in mehreren englischsprachigen Ländern gemacht. Daher gibt es in einigen Läden auf den britischen Inseln auch das Hinweisschild: Most Englishes understood!

"Wu dunn wunna wukk on sunde!" erklärte mir mal ein Vertreter der Gewerkschaft der "Miner" (Bergleute) in Yorkshire. "Wir wollen Sonntags nicht arbeiten!"

Auch schön die Antwort in Wales auf der Suche nach einer Adresse: "Dats uppa hill!" "Das ist oben auf dem Hügel!"

Von dem, was IrInnen aus der Sprache Shakespeares gemacht haben, mal ganz zu schweigen.

Aber es ist hierzulande ja nicht anders. Da lernen MigrantInnen mühsam die deutsche Sprache - und dann geraten sie an Menschen aus Sachsen oder Bayern.

Schubiack schrieb am 10.10.2023:Habt ihr vielleicht ein paar Beispiele? Und wie steht ihr dazu?

Zu viele. Mein Lieblingsthema, die Neurowissenschaft hat auch solche Mythen zu bieten, die erst mit besseren Screenings widerlegt werden konnten. Der Mythos zum Beispiel, unser Gehirn sei auf Grund seiner außergewöhnlichen Proportion zur Körpergröße und einer großen Zahl an Neuronen so einzigartig, was jedoch nicht stimmt, wenn genauer hingeschaut wird.

Es ist, um ein paar Beispiele zu nennen uA der zerebrale Kortex, dessen überproportionale Größe im Vergleich zum Gehirn als überdimensioniertes "Getriebe" heraussticht; der beschleunigte Energiestoffwechsel, der auch die Geschwindigkeit mit der neue Gehirnzellen entstehen beeinflusst oder auch die komplexe Verknüpfung über sowohl sehr kurze, lokale bzw benachbarte als auch sehr lange, globale Strecken, die verschiedene Areale in einer Form verbindet, die es so kein zweites Mal gibt.

Aniara schrieb:Aber dies ist nun mal eine zentrale Quelle für die Lehrer.

Ein Schulbuch ist eine zentrale Quelle für einen Lehrer? Vielleicht verstehe ich dich auch falsch, aber Lehrer haben das Fach, das sie unterrichten, im Regelfall studiert. Ihr Wissensstand sollte also weit über das hinausgehen, was für die Schüler in Buchform aufbereitet wurde.

Ich hatte selbst genug Lehrer in der Schulzeit, welche während des Schuljahrs keinen einzigen Blick in das Schulbuch geworfen haben. Die haben alles selbst vorbereitet und aufbereitet.

Meine Großnichte ist jetzt in der zweiten Klasse (Bayern). In der ersten Klasse haben sie tatsächlich gelernt, dass es keine Minuszahlen gibt. Das heißt 2 minus 4 ist gleich Null!!!
Ich kann mich nicht erinnern dass wir in der ersten Klasse (1991) überhaupt im Minusbereich gerechnet haben.
Warum steht das in Bayern so auf dem Lehrplan? Und dann noch falsch? Das hat mich echt schockiert.

katerstrophe schrieb:In der ersten Klasse haben sie tatsächlich gelernt, dass es keine Minuszahlen gibt. Das heißt 2 minus 4 ist gleich Null!!!

Negative Zahlen kommen auch erst in späteren Jahren. Da gibt es andere Bereiche, die man erstmal abdecken muss, bevor man mit den negativen Zahlen anfängt.

Ich fand das, was wir in Religion lernten, totalen Mist!

"Es sei eine Sünde, keine Kinder zu wollen!"

Oder wie sieht die Hölle aus?

"Man wird in einen dunklen Raum gesperrt, der total finster ist! Die Tür wird sich schließen und nie mehr aufgehen!"

Machten mir Angst, solche Aussagen!

katerstrophe schrieb:Meine Großnichte ist jetzt in der zweiten Klasse (Bayern). In der ersten Klasse haben sie tatsächlich gelernt, dass es keine Minuszahlen gibt. Das heißt 2 minus 4 ist gleich Null!!!
Ich kann mich nicht erinnern dass wir in der ersten Klasse (1991) überhaupt im Minusbereich gerechnet haben.
Warum steht das in Bayern so auf dem Lehrplan? Und dann noch falsch? Das hat mich echt schockiert.

Das ist doch völlig normal, dass man in der Grundschule (vor allem erst in der zweiten Klasse!) erst einmal
nur die positiven Zahlen lernt.

Es geht darum erst einmal die Zahlenraum zu lernen und erst einmal mit den positiven, natürlichen
Zahlen zu addieren und subtrahieren.

Also ich habe in der Grundschule auch erst einmal nur den Raum der positiven Zahlen gelernt
und kenne es persönlich auch gar nicht anders und ich bin 1994 eingeschult worden.

Die negativen Zahlen kommen erst so ab der 6.Klasse oder 7.Klasse auf dem Gymnasium und
auf anderen Schulformen auch manchmal noch später.
Bis dahin gibt es nur die positiven Zahlen.

Finde ich auch völlig richtig so, um die Kinder nicht zu verwirren oder zu überfordern.

@josie321
Ja, bei uns Ähnliches: 1. oder 2. Klasse Grundschule: Die Religionslehrerin behauptete, Jesus sei der Mensch gewesen, der am meisten jemals gelitten habe. Furchtbar.

@Schubiack

So ein Blödsinn! Natürlich litt Jesus aber es gibt viel mehr Menschen, die noch mehr leiden müssen und mussten!

Gestern schon wieder auf die Fresse gefallen beim Versuch Schulwissen anzuwenden, sogar hier im Forum.

In dieser Diskussion mit Doors behauptet, dass das Wort "Überfremdung" von der NPD eingeführt wurde. Das weiß ich noch genau, allerdings die Jahrgangsstufe nicht mehr, es war 10. oder 11. Klasse. Ich seh den Lehrer noch vor mir, wie er behauptete, dass "Überfremdung" ein Neologismus der Rechten und der NPD gewesen sei, bevor es schließlich zum Unwort des Jahres 1993 gekürt wurde. Ich weiß das deshalb so genau, weil wir zu der Zeit auch Stilmittel hatten und er speziell nach dem Wort "Neologismus" gefragt hatte.

Aber auch hier bin ich mit dem, was ich in der Schule gelernt hatte mal wieder schön dumm dagestanden und genau um sowas solls in diesem Thread gehen.

Danke, @Doors , dass Du das mit diesem Artikel richtiggestellt hast. ;)

josie321 schrieb:So ein Blödsinn! Natürlich litt Jesus aber es gibt viel mehr Menschen, die noch mehr leiden müssen und mussten!

Ja, wir wussten damals noch nichts vom Holocaust, aber spätestens unter diesem Gesichtspunkt ist es natürlich ein Hohn, selbst wenn man die Inquisition jetzt mal ausblendet.