30% der Deutschen für rechts- oder linksextreme Parteien. Warum?

Laut aktuellen Wahlumfragen liegt die Quote für die AFD bei 18,5%. Die Linke liegt bei 11,5%. Zusammen also 30% oder etwa einer von drei Deutschen der eine äußerst rechte oder linke Partei wählen würde (rechts- bzw. linksextrem ist vielleicht übertrieben in Bezug auf diese Parteien, aber zumindest deutlich rechts bzw. deutlich links).

Die SPD ist inzwischen auf 16% und die CDU auf 26% gefallen. So könnte bald keine große Koalition mehr möglich sein.

Kann es sein, dass der Wähler genau dies möchte? Bzw. dass er dieses halbgare, langweilige, zu nichts führende Herumgehänge in der Mitte nicht mehr möchte?

jimmy82 schrieb:Laut aktuellen Wahlumfragen liegt die Quote für die AFD bei 18,5%

Quelle?

jimmy82 schrieb:Die Linke liegt bei 11,5%. Zusammen also 30%

Du hältst die Linke für linksextrem? Sorry, aber das ist die sozialdemokratische Partei, nachdem die SPD mit der Agenda 2010 ihren sozialdemokratischen Wesenskern und ihre Daseinsberechtigung verloren hatte. Von 40% auf 16% in so kurzer Zeit ist ein Novum in der deutschen Parteigeschichte.

Aber um auf deine Ursprungsfrage zurückzukommen: Das mit der "politischen Mitte" ist eine Fiktion; es gibt nur links und rechts, und in Krisenzeiten wie dieser werden die Gräben nun mal tiefer.

Um wieder etwas Gleichgewicht in die Parteienlandschaft zu bringen, sollten die 3 linken Parteien und die 4 rechten (wenn man CSU als eigenständige Partei auffasst) zu einer einfachen linken und rechten Partei fusionieren. Dann hätten wir Verhältnissen wie zwischen den Demokraten und Republikanern in den USA.

Natürlich dürfen dann gern auch neue Parteien wieder gegründet werden, aber der linke Block wäre das, was einst die SPD war, und der rechte das, wofür mal die CDU als Ganze stand. Da die FDP zwischen CDU und AfD liegt, aber auch wiederum schlecht mit der CSU vergleichbar ist, die ebenfalls zwischen diesen beiden Parteien liegt, passt die FDP schon bestens in den "rechten Block".

Eine der Voraussetzungen für so ein nie realisierbares Szenario wäre eben auch, dass die AfD koalieren dürfte, ebenso wie die Linke (auch auf Bundesebene). Jede demokratische, also nicht verbotene Partei, muss koalieren können dürfen.

Hallo @jimmy82 , hallo @alle !


Ich habe den Eindruck die Bürger suchen sich jemanden, der ihnen Visionen von einer "heilen Welt" anbietet oder "große Würfe" verspricht. Ob die auch können, was sie da versprechen, fragt keiner so genau.

Kleiner Seitenhieb : Die Grünen, die du in deiner Aufzählung vergessen hast, sind auf dem Gebiet die "ungeschlagen Meister".


Gruß, Gildonus

Ein Grund liegt meiner Meinung nach im ständigen Verkaufen von Alternativlosigkeit in Bezug auf das, was die fortdauernde GroKo tut.

Demokratie lebt von Alternativen, Demokratie BRAUCHT Alternativen. Wenn alles alternativlos ist und es keinen anderen Weg oder Angebot gibt, dann machen auch Wahlen keinen Sinn mehr. Und Menschen wählen dann aus purem Trotz und Lust an der Provokation die Extremen.
Einfach schon deshalb, um mal wieder was anderes zu wählen, was anderes zu erfahren.

Die GroKo der Volksparteien mit ihrer Alternativlosigkeit ist ,,tödlich langweilig" und sie vermittelt nicht den Eindruck, Herausforderungen lösen zu können, die die Bevölkerung bewegen.

Realo schrieb:Quelle

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/sonntagsfrage-umfragen-zu-bundestagswahl-landtagswahl-europawahl-a-944816.html

https://www.wahlrecht.de/umfragen/


Sollte als Quelle ausreichen.

@Ferraristo

Quelle 1: 17%
Quelle 2: ca. 17%

18,5% nur beim AfD-freundlichen Insa - eine Quelle, die ich als einzige der Meinungsforschungsinstitute nicht akzeptiere. da muss man immer
1-2% abziehen.

@Realo
Man muss immer den Durchschnitt aller nehmen. Ja auch Insa miteinbezogen.

Realo schrieb:18,5% nur beim AfD-freundlichen Insa

Und 18% je bei GMS und Infratest.

INSA und YouGov haben die beste Trefferquote wenn man Umfragen und Wahlergebnisse abgleicht.
Kannste für die letzte BT-Wahl selbst prüfen bei wahlrecht.de/umfragen.
Forsa, Froschgruppe Wahlen und Allensbach sind am weitesten von der Wahl-Realität entfernt.

Telefonumfragen, wie sie die anderen Umfrageinstitute durchführen, haben mittlerweile ein Problem mit Repräsentativität
weil die Teilnahmebereitschaft weitverbreitet stark eingebrochen ist.
INSA rechnet seine Verzerrungen durch die Access-Panels-Methodik wieder raus, offenbar recht exakt.

@alexm

Ich hab alle 7 Institute genommen: 118,5 : 7 = knapp 17 (%)

Die technische Methode, die du nennst, kenn ich nicht, ich weil sie aber mal glauben, doch die Nähe des Herrn Binkert zurt AfD hat sich ja selbst bis Wikipedia herumgesprochen. Aber solange die Prognosen zutreffen will ich da nichts sagen; es könnte auch sein, dass höhere Prognosen als der Rest eine Art self fulfilling prophecy auslösen, auch wenn der Wähler nicht bewusst daran denkt bei seiner Entscheidungsfindung.

Hallo @alle !


Forsa hin, Insa her !

Vor 10 Jahren wäre es für die Meisten kaum vorstellbar gewesen, das eine Partei wie die AFD praktisch von jetzt auf gleich in Bundes- und Landtage einzieht. Vor 20 - 30 Jahren hätte sich kaum einer vorstellen können, das man kaum noch zwischen SPD und Union unterscheiden kann. Viele "große Visionen" sind verpfuscht worden, keiner spricht das aus und alle sind da irgendwie einig.

Seltsamerweise nimmt man dieses Scheitern den Grünen, die ihren Anteil daran hatten, nicht übel. Die sind immer noch "Meister" im verkaufen von Visionen und darin sich aus der Verantwortung zu stehlen. Wie soll auch irgend eine Partei o.Ä. zur eigenen unangenehmen Verantwortung stehen, wenn sie von Niemanden zugewiesen und von Allen totgeschwiegen wird.

Der Bürger merkt doch das da was nicht stimmt, auch wenn er es nicht erfassen kann, und sucht nach Alternativen.


Gruß, Gildonus

Gildonus schrieb:Ich habe den Eindruck die Bürger suchen sich jemanden, der ihnen Visionen von einer "heilen Welt" anbietet oder "große Würfe" verspricht. Ob die auch können, was sie da versprechen, fragt keiner so genau

Ich wähle im Oktober in Bayern die linken. Aber ich weiß genau das diese Steuererhöhungen und das Gerechtigkeitsempfinden der Linken ein Traum ist. Ich wähle die einfach nur in der Hoffnung das die der AFD und leider auch der CSU Mal bisschen Dampf machen können. Als kleinen Gegenpol.

Gildonus schrieb:, das man kaum noch zwischen SPD und Union unterscheiden kann

Grüße gehen raus an den Gerhard Schröder, der die sozialdemokratischen Ideale verkauft hat zugunsten der Lobbyisten. Die staatliche Rente wurde gekürzt, die privaten Versicherungs- und Finanzdienstleister haben zum Teil ihre eigenen Gesetzesformulierungen vorgelegt. Zudem wurde der Standpunkt in Sachen Waffenexporte gelockert und vieles mehr. Merkel machte weiter mit der Lobbyisten-Arschkriecherei, nicht ohne Grund nennt man die beiden heute "Autokanzlerin" und "Gas-Gerd".

Merkel hat die CDU zu einer Partei der linken Seite gemacht, indem sie ihre Positionen im Bereich Migration und Homosexuellenrechte und Sozialleistungen aufgab und stark nach links rückte. Die CDU selbst will mittlerweile das traditionelle Rollenbild "überwinden". Das könnten genauso gut Leute aus Der Linken sagen.

Und die SPD, ja, die haben selber so viel Dreck am Stecken, man google nur mal "Johannes Kahrs", der eine Frau bedroht hat und die Hand aufgehalten hat, als es von der Rüstungsindustrie Geld gab. Zudem gibt es keine SPD-spezifischen Standpunkte mehr, die nicht von der Linken oder den Grünen ebensogut vertreten wären. Vom Schaden, den Schröder angerichtet hat, haben sie sich nie mehr erholt. Während die Schröders nun von Anwesen zu Anwesen pendeln, dürfen alte Leute, die sich auf die staatliche Rente verlassen haben, Flaschen sammeln, damit sie über die Runden kommen. Und kriegen dafür noch eine Strafe, wie die Rentnerin, die am Münchner Bahnhof mit Rollator Flaschen sammeln ging und dafür 2.000 Euro Strafe bekam.

Mich wundert der Fall der Altparteien nicht.

Ich hab alle 7 Institute genommen: 118,5 : 7 = knapp 17 (%)

Das musst du nicht machen, es gibt eine herrliche Seite, die das alles sehr gut veranschaulicht:

https://de.pollofpolls.eu/DE (Archiv-Version vom 29.09.2018)

Funkystreet schrieb:Merkel hat die CDU zu einer Partei der linken Seite gemacht, indem sie ihre Positionen im Bereich Migration und Homosexuellenrechte und Sozialleistungen aufgab und stark nach links rückte. Die CDU selbst will mittlerweile das traditionelle Rollenbild "überwinden". Das könnten genauso gut Leute aus Der Linken sagen.

Warum links?
Homosexuellenrechte gleich links?
Da sollten wir aber alle "links" sein

Ich habe zum Thema Merkels Politik neulich etwas Interessantes gehört (weiss leider nicht mehr, welcher CDU-Abgeordnete das gesagt hat)

Merkel hat das "Christlich" im Namen "CDU" nach vorne gerückt und das Konservative in den Hintergrund.
Bis dahin stand das Konservative im Vordergrund. Ich finde diese Beschreibung gelungen, weil endlich eine andere Richtung angesprochen wird und neu gedacht werden kann:

Es gibt eine Skala: Christlich - konservativ
und eine "rechts - links"

und in Bezug auf die Flüchtenden, hat das "Christlich" eine Bedeutung. Viel stärker, als das "Links".

Viele sind enttäuscht von der groko bzw den etablierten großen Parteien.
Klar kommen dann die tollen protest Wähler und geben ihre Stimme an "protest Parteien" wie die AfD.
Die Gemüter sind zZ sehr erhitzt, eine Frage die ich mir allerdings seit den Wahlen stelle, wenn alle böse auf Angie sind, wieso wurde sie dann doch wieder gewählt?
Ich selbst halte nichts von der AfD wie auch von der Linken, beide haben in ihrem Wahlprogramm zwar 1-2 gute Ansätze, vieles ist aber nicht umsetzbar oder schlichtweg Müll (vorallem bei der AfD), grüne kamen auch nicht für mich in Frage. SPD und die Union wollte ich auch nicht wählen also blieb für mich nur noch die FDP die für mich das ansprechenste Wahlprogramm hatte, außerdem hatten sie Eier im Gegensatz zur SPD

Dr.AllmyCoR3 schrieb:FDP die für mich das ansprechenste Wahlprogramm hatte, außerdem hatten sie Eier im Gegensatz zur SPD

Darf ich fragen welche Punkte dich da angesprochen haben?

@Ldex97
Vorallem der Punkt Bildung, Familie, Asyl und Gesundheit
Eine kleine Zusammenfassung :
https://amp.welt.de/politik/deutschland/article167574986/Das-ist-das-FDP-Wahlprogramm-im-Ueberblick.html

Die Minijob-Grenze soll dabei auf 530 Euro angehoben werden.
Die FDP wollte die Anerkennung des eSports als Sport in allen relevanten Dimensionen.

Überzeugt. Wir haben das kleinste Übel gefunden.

Ferraristo schrieb:Die FDP wollte die Anerkennung des eSports als Sport in allen relevanten Dimensionen.

Das sollte Priorität nimmer eins sein!

Ldex97 schrieb:wähle die einfach nur in der Hoffnung das die der AFD und leider auch der CSU Mal bisschen Dampf machen können. Als kleinen Gegenpol.

Wären die Grünen da nicht angebrachter? Aber gut, ich will dir nicht vorschreiben, was du zu wählen hast, wundert mich nur etwas. :)

Ich habe mal so eine Dokureihe vob den öffentlich-rechtlichen gesehen, "#Ungleichland", in dem unter anderem auch der Trend zu populistischen Parteien angesprochen und durch wachsendes Misstrauen in die Demokratie durch vermehrte Ungleichheit angesprochen wurde.

Die Reichen und Mächtigen: Wer regiert Deutschland? - Ungleichland (3/3): Macht | WDR Doku

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(Eigentlich soll das Video um 41.25 abspielen, aber ich krieg das gerade nicht hin)

Der Grund liegt im entfesselten, grenzenlosen Kapitalismus der mit sozialer Marktwirtschaft nichts mehr zu tun hat.
Die Leute wissen dass allein das Geld regiert. Jetzt gibt es die die dazu gehören wollen (auch wenn sie es nie tun werden) die wählen FDP und teils auch CDU/CSU.

Dann gibt es die die angehängt sind, merken dass sie nicht gebraucht werden und nichts an der Herrschafft des Geldes und der lobbyhörigen Politik ändern können, die teilen sich auf in Linke und Rechte:
-die einen wünschen sich mehr Gerechtigkeit und haben verstanden dass man nach oben treten muss, die wählen Links
-die anderen glauben sie stehen in Konkurrenz mit den noch Ärmeren (Flüchtlingen) und versuchen sich anzugrenzen indem sie Rechts wählen.

Gruß