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Ein Kind aus dem Nahen Osten

31 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Kind, Osten ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
haram Diskussionsleiter
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Ein Kind aus dem Nahen Osten

10.08.2006 um 19:42
Vater wirst du mich heute wieder so fest an den Händen halten?
Und werden wir auchheute….
so schnell wie möglich über die andere Strassenseite rennen müssen?
Und was ist mit den Sirenen?
Wieder werden sie so laut sein…
undwieder werde ich Ärger von dir bekommen,
weil ich deine Worte nicht verstehen konnte.

Ich bin dein palästinensisches..
Ich bin dein kurdisches..
Ich bin deinlibanesisches..
Ich bin dein Kind aus dem zerbombten Nahen Osten, mein Vater..
Ich bin einer dieser Kinder mein Vater.

Ich habe Angst…
Angst vorden fremden Männern mit waffen..
Angst sie zu fragen, wo ihre Kinder sind, ohne dassie sich mich böse anschauen…

Wo sind ihre Kinder, Vater?
Warum rennensie nicht mit ihren Kindern vorbei an den panzern, wie wir an jedem Tag?
Wo sind ihrekinder, Vater?
Warum sehe ich sie nie?

Ich weiss es ist Krieg und der Kriegweiss das ich noch Kind bin...
Aber trotzdem behandelt er mich wie alle anderen!
Ich möchte doch wachsen mein vater,
ich möchte wie du auch mal meinen Sohnhalten können!
Wenn ich so gross bin wie du…
Ich möchte ihn beschützen wiedu!

Die Kinder sind alle weg, hattest du mir gesagt mein Vater.
Ich weisssie sind nicht mehr da…
Die fremden Männer haben sie mitgenommen…
Diefremden Männer haben auf sie geschossen, mein Vater!
Die fremden Männer haben siegeschlagen!
Die fremden Männer haben sie verletzt, mein vVter!
Die fremden Männermit Waffen und ohne Kinder.

Wieso hören sie nicht auf, mein Vater?
Ich kannnicht lachen, ich kann nicht mehr Kind sein, wenn ich dich anschaue…
Wiesohilft uns keiner Vater?
Du sagtest dass Mutter mich geboren hat damit ich lebe, wiedie schönsten Kinder der welt…
Du sagtest dass ich zur Schule gehen werde undder sandige und steinige Weg dorthin würde die Sonne zum lächeln bringen, immer wenn ichzu ihr aufschaue…
Du sagtest an meinem ersten Schultag, wird sich mein ersterbester Freund neben mich setzen
und er würde bestimmt so lächeln wie ich..
sagtest du immer.

Vater…

Bei jeder Bombe habe ich angst..
Bei jedem fremden Menschen habe ich angst..
In jeder dunklen nacht…
Beijedem Flugzeug…
Vor den dunklen Wolken..
Vor den Müttern die leise und lautschreien,
Wir tragen immer fremde Wunden auf unseren Körpern und haben doch niejemandem etwas angetan Vater...

Es ist wieder Freitag..
Wir gehen zu Mutter,stimmts mein Vater?
Wir müssen uns beeilen…
Es wird wieder Abend, diefremden Männer mit Waffen werden wieder auf uns warten…
Wir müssen unsbeeilen,
auch wenn die fremden Männer und unsere Ängste schon dort sein werden,
wird die rote Sonne uns trotz alldem anlächeln, wenn wir über den sandigen undsteinigen Weg rennen… stimmts mein Vater?

Die Sirenen werden wiederweinen, wie die kinder hier in unserer jetzt uns fremden Heimatstadt…
UnsereHeimatstadt voll von fremden Männern mit Waffen und Panzern.

Lass uns jetztbeeilen Vater und vergessen wir nicht die Nelken für meine Mutter…
Die gelbenBlüten aus der aller kleinsten Vase brachten ihre Augen und ihren Mund immer zumLächeln…

Lass uns beeilen Vater, ich möchte ihr ihre gelben Nelkenbringen.
Sie soll sehen wie sie wachsen..
Und meine Brüder und geschwister sollenwachsen..
Ich möchte dass sie wachsen wie ihre Nelken, in Frieden und inFreiheit…

Ich bin dein palästinensisches..
Ich bin dein kurdisches..
Ich bin dein libanesisches..
Ich bin dein Kind aus dem zerbombten Nahen Osten,mein Vater
Ich bin einer dieser Kinder mein vater…

Ché Hevalz08.August.2006

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Ein Kind aus dem Nahen Osten

10.08.2006 um 19:48
*schnief* wie traurig *gähn* mag Propaganda nicht !!


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haram Diskussionsleiter
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Ein Kind aus dem Nahen Osten

10.08.2006 um 19:51
Was hat das mit Propaganda zu tun? Das ist die knallharte Realität!


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Ein Kind aus dem Nahen Osten

10.08.2006 um 19:53
Wie der Mann der sein totes Kind aus dem Leichenwagen holte um nochmal zu jammern ?


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haram Diskussionsleiter
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Ein Kind aus dem Nahen Osten

10.08.2006 um 19:54
@consigliere
Die egoistische Konsumgesellschaft hat deine Gefühle geraubt.


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Ein Kind aus dem Nahen Osten

10.08.2006 um 19:56
@haram
Da erzählst du mir nix neues leider ! Ich weiß -.- :'(


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Ein Kind aus dem Nahen Osten

10.08.2006 um 20:03
Man sollte sich 2x überlegen, ob man es nötig hat mit Zynismus in irgendwelchen Forenhausieren zu gehen. Dafür kriegst du nichts, es ist heutzutage einfach Zyniker zu sein.

Mir gefällt der Text. Das ist ein Lied, oder?


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Ein Kind aus dem Nahen Osten

10.08.2006 um 20:03
also ich weiss nicht, was consigliere hat, also mein problem ist ein anderes. ich bindafür, diesen thread in den Mensch/Seele Bereich zu versetzen, dort wo Menschen nochGefühle haben und auch zeigen dürfen, ohne dumm angemacht zu werden.


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Ein Kind aus dem Nahen Osten

10.08.2006 um 20:03
Ich frag mich blos wie man in der egoistischen Konsumgesellschaft freiwillig Leben kann wenn man sie doch so verabscheut?


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Ein Kind aus dem Nahen Osten

10.08.2006 um 20:05
@Quaoar
*schmatz*

@schuljunge
Ich hab genau das was ich hab, aber esist nur meine Meinung.


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haram Diskussionsleiter
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Ein Kind aus dem Nahen Osten

10.08.2006 um 20:06
@skylab
Deswegen arbeiten wir ja daran sie umzustürzen. Die ganze Welt hat diesesVirus infiziert.


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haram Diskussionsleiter
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Ein Kind aus dem Nahen Osten

10.08.2006 um 20:07
@Quaor
>> Mir gefällt der Text. Das ist ein Lied, oder? <<

Ja, glaub schon.


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Ein Kind aus dem Nahen Osten

10.08.2006 um 20:07
Aha soso dann mal viel Erfolg


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Ein Kind aus dem Nahen Osten

10.08.2006 um 20:13
Gibts davon auch eine Version von Kindern aus Israel die ihre Eltern bei Attentatenverloren haben oder hat die gleiche Band auch noch einen Song zu 911 oder den Bomben inMadrid und London?

Ich finde die "Message" ja richtig, aber leider viel zueinseitig überbracht.


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Ein Kind aus dem Nahen Osten

10.08.2006 um 20:40
@consigliere
Die egoistische Konsumgesellschaft hat deine Gefühle geraubt.


Der Meinung bin ich auch! Und ich bin auch der Meinung, dass es sich durchaus lohntmal über die Gefühle der Bombardierten und leidenden Bevölkerung auszusprechen.

WEr das Gedicht von Nazim Hikmet kennt - "Das kleine weinende Mädchen" - wo es um dasSchicksal eines Opfers der Atombombe geht, der ahnt aus welcher Tradition dieses Gedichtstammt. Leider ist es nicht ganz so gut - aber das sind Stilfragen.

Propaganda? So kann man alles herabwürdigen, was es an Schmerz der Beteiligten gibt und sichäussert!

Und der Beitrag von Consigliere zeigt ja überdeutlich wie weit wir hierschon wieder sind!

Und es gibt keinen vernünftigen Grund diesen Thread zulöschen! Das muss jetzt mal gesagt werden.


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Ein Kind aus dem Nahen Osten

10.08.2006 um 20:42
...muss ich noch dazu schreiben, dass dasselbe Gedicht auch für ein israelisches Kindgeschrieben sein könnte? Ich glaube nicht. Das versteht sich von selbst!


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Ein Kind aus dem Nahen Osten

10.08.2006 um 20:47
Ich finde es gut , gut geschrieben aber wie Darth schon sagt zu einseitig .


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lerem ehemaliges Mitglied

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Ein Kind aus dem Nahen Osten

10.08.2006 um 20:47
>>...muss ich noch dazu schreiben, dass dasselbe Gedicht auch für ein israelisches Kindgeschrieben sein könnte? Ich glaube nicht. Das versteht sich von selbst!<<

Dasselbe sicher nicht, die Situationen unterscheiden sich sicherlich doch etwas. Aberein ähnliches sicher...


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Ein Kind aus dem Nahen Osten

10.08.2006 um 21:00
"...muss ich noch dazu schreiben, dass dasselbe Gedicht auch für ein israelisches Kindgeschrieben sein könnte? Ich glaube nicht. Das versteht sich von selbst!"


das glaub ich eher nicht. die israelischen kinder sind keinem systematischenbombenterror ausgesetzt. sicher ist es auch für sie nervenaufreibend wenn es andauernd inden bunker geht oder gar nicht mehr raus. aber die israelischen verluste belaufen sichfast nur auf das militär. die zivilbevölkerung bleibt bis auf einige raketenangriffeverschont und versinkt nicht im bombenhagel. den kindern in israel scheint es doch nochganz gut zu gehen: die kraft ihren arabischen altersgenossen "liebe todesgrüsse" zuübermitteln haben sie ja noch. das lächeln dazu haben sie auch noch auf den lippen. denscheint es ja noch gut zun gehen.


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Ein Kind aus dem Nahen Osten

10.08.2006 um 21:14
die israelischen kinder sind keinem systematischen bombenterror ausgesetzt
Aha, wenn sich also jeden Tag Palästinenser in die Luft sprengen oder Lastwagen indie Luft sprengen oder irgendwas anderes in die Luft sprengen - an öffentlichen Plätzen -dann ist es für den lieben Herrn BartSimpson kein systematischer Bombenterror!
Wenndie Hezbollah Raketen auf Israel schießt, in der Absicht, Zivilisten und ihre Wohnhäuserzu zerstören, ist es für den Herrn BartSimpson kein systematischer Bombenterror!

Merkst du nicht, daß beide Seiten schuldig sind?


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choda ehemaliges Mitglied

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Ein Kind aus dem Nahen Osten

11.08.2006 um 03:34
"Merkst du nicht, daß beide Seiten schuldig sind?"


ist dies nicht eineeigenschaft der menschen, die schuld einer seite zu verkennen um nur die der anderen zuregistrieren?

von anbeginn der geschichte der menschlichen zivilisation, istgewalt einer der auffälligsten konstante menschlichen verhaltens.

dieses gedichtist schön und zeigt ein wenig das leid der opfer.

nur, wenn die opfer nichtopfer wären, wären sie täter. und wenn die täter nicht täter wären, wären sie opfer.


ich möchte einen brief von sigmund freud an einstein zitieren, und hoffe meinlieber haram ich verunstallte deinen thread nicht.



Lieber HerrEinstein!
Als ich hörte, dass Sie die Absicht haben, mich zum Gedankenaustausch überein Thema
aufzufordern, dem Sie Ihr Interesse schenken und das Ihnen auch desInteresses Anderer
würdig erscheint, stimmte ich bereitwillig zu. Ich erwartete, Siewürden ein Problem an der
Grenze des heute Wißbaren wählen, zu dem ein jeder von uns,der Physiker wie der
Psychologe, sich seinen besonderen Zugang bahnen könnte, so dasssie sich von
verschiedenen Seiten her auf demselben Boden träfen. Sie haben mich danndurch die
Fragestellung überrascht, was man tun könne, um das Verhängnis des Kriegesvon den
Menschen abzuwehren. Ich erschrak zunächst unter dem Eindruck meiner - fasthätte ich
gesagt: unserer - Inkompetenz, denn das erschien mir als eine praktischeAufgabe, die den
Staatsmännern zufällt. Ich verstand dann aber, dass Sie die Fragenicht als Naturforscher und
Physiker erhoben haben, sondern als Menschenfreund, derden Anregungen des Völkerbundes
gefolgt war, ähnlich wie der Polarforscher FridtjofNansen es auf sich genommen hatte, den
Hungernden und den heimatlosen Opfern desWeltkrieges Hilfe zu bringen. Ich besann mich
auch, dass mir nicht zugemutet wird,praktische Vorschläge zu machen, sondern dass ich nur
angeben soll, wie sich dasProblem der Kriegsverhütung einer psychologischen Betrachtung
darstellt.
Aberauch hierüber haben Sie in Ihrem Schreibendas meiste gesagt. Sie haben mir gleichsam
den Wind aus den Segeln genommen, aber ich fahre gern in Ihrem Kielwasser undbescheide
mich damit, alles zu bestätigen, was Sie vorbringen, indem ich es nachmeinem besten Wissen
- oder Vermuten - breiter ausführe.
Sie beginnen mit demVerhältnis von Recht und Macht. Das ist gewiss der richtige
Ausgangspunkt für unsereUntersuchung. Darf ich das Wort >Macht< durch das grellere,
härtere Wort >Gewalt<ersetzen? Recht und Gewalt sind uns heute Gegensätze. Es ist leicht
zu zeigen, dasssich das eine aus dem anderen entwickelt hat, und wenn wir auf die Uranfänge
zurückgehen und nachsehen, wie das zuerst geschehen ist, so fällt uns die Lösung des
Problems mühelos zu. Entschuldigen Sie mich aber, wenn ich im Folgenden allgemein
Bekanntes und Anerkanntes erzähle, als ob es neu wäre; der Zusammenhang nötigt mich
dazu.
Interessenkonflikte unter den Menschen werden also prinzipiell durch dieAnwendung von
Gewalt entschieden. So ist es im ganzen Tierreich, von dem der Menschsich nicht
ausschließen sollte; für den Menschen kommen allerdings nochMeinungskonflikte hinzu, die
bis zu den höchsten Höhen der Abstraktion reichen undeine andere Technik der Entscheidung
zu fordern scheinen. Aber das ist eine spätereKomplikation. Anfänglich, in einer kleinen
Menschenhorde, entschied die stärkereMuskelkraft darüber, wem etwas gehören oder wessen
Wille zur Ausführung gebrachtwerden sollte. Muskelkraft verstärkt und ersetzt sich bald
durch den Gebrauch vonWerkzeugen; es siegt, wer die besseren Waffen hat oder sie
geschickter verwendet. Mitder Einführung der Waffe beginnt bereits die geistige
Überlegenheit die Stelle derrohen Muskelkraft einzunehmen; die Endabsicht des Kampfes
bleibt die nämliche, dereine Teil soll durch die Schädigung, die er erfährt, und durch die
Lähmung seinerKräfte gezwungen werden, seinen Anspruch oder Widerspruch aufzugeben.
Dies wird amgründlichsten erreicht, wenn die Gewalt den Gegner dauernd beseitigt, also
tötet. Eshat zwei Vorteile, dass er seine Gegnerschaft nicht ein andermal wieder aufnehmen
Page 7
kann und dass sein Schicksal andere abschreckt, seinem Beispiel zu folgen.Außerdem
befriedigt die Tötung des Feindes eine triebhafte Neigung, die spätererwähnt werden muss.
Der Tötungsabsicht kann sich die Erwägung widersetzen, dass derFeind zu nützlichen
Dienstleistungen verwendet werden kann, wenn man ihneingeschüchtert am Leben lässt.
Dann begnügt sich also die Gewalt damit, ihn zuunterwerfen, anstatt ihn zu töten. Es ist der
Anfang der Schonung des Feindes, aberder Sieger hat von nun an mit der lauernden
Rachsucht des Besiegten zu rechnen, gibtein Stück seiner eigenen Sicherheit auf.
Das ist also der ursprüngliche Zustand, dieHerrschaft der größeren Macht, der rohen oder
intellektuell gestützten Gewalt. Wirwissen, dies Regime ist im Laufe der Entwicklung
abgeändert worden, es führte ein Wegvon der Gewalt zum Recht, aber welcher? Nur ein
einziger, meine ich. Er führte überdie Tatsache, dass die größere Stärke des Einen
wettgemacht werden konnte durch dieVereinigung mehrerer Schwachen. >L'union fait la
force.< Gewalt wird gebrochen durchEinigung, die Macht dieser Geeinigten stellt nun das
Recht dar im Gegensatz zurGewalt des Einzelnen. Wir sehen, das Recht ist die Macht einer
Gemeinschaft. Es istnoch immer Gewalt, bereit, sich gegen jeden Einzelnen zu wenden, der
sich ihrwidersetzt, arbeitet mit denselben Mitteln, verfolgt dieselben Zwecke; der
Unterschied liegt wirklich nur darin, dass es nicht mehr die Gewalt eines Einzelnenist, die
sich durchsetzt, sondern die der Gemeinschaft. Aber damit sich dieserÜbergang von der
Gewalt zum neuen Recht vollziehe, muss eine psychologische Bedingungerfüllt werden. Die
Einigung der Mehreren muss eine beständige, dauerhafte sein.Stellte sie sich nur zum Zweck
der Bekämpfung des einen Übermächtigen her undzerfiele nach seiner Überwältigung, so
wäre nichts erreicht. Der nächste, der sichfür stärker hält, würde wiederum eine Ge-
waltherrschaft anstreben, und das Spielwürde sich endlos wiederholen. Die Gemeinschaft
muss permanent erhalten werden, sichorganisieren, Vorschriften schaffen, die den
gefürchteten Auflehnungen vorbeugen,Organe bestimmen, die über die Einhaltung der Vor-
schriften - Gesetze - wachen unddie Ausführung der rechtmäßigen Gewaltakte besorgen, für
der Anerkennung einersolchen Interessengemeinschaft stellen sich unter den Mitgliedern
einer geeinigtenMenschengruppe Gefühlsbindungen her, Gemeinschaftsgefühle, in denen
ihre eigentlicheStärke beruht.
Damit, denke ich, ist alles Wesentliche bereits gegeben: dieÜberwindung der Gewalt durch
Übertragung der Macht an eine größere Einheit, die durchGefühlsbindungen ihrer Mitglieder
zusammengehalten wird. Alles Weitere sindAusführungen und Wiederholungen. Die
Verhältnisse sind einfach, solange dieGemeinschaft nur aus einer Anzahl gleichstarker
Individuen besteht. Die Gesetzedieser Vereinigung bestimmen dann, auf welches Maß von
persönlicher Freiheit, seineKraft als Gewalt anzuwenden, der Einzelne verzichten muss, um
ein gesichertesZusammenleben zu ermöglichen. Aber ein solcher Ruhezustand ist nur
theoretischdenkbar, in Wirklichkeit kompliziert sich der Sachverhalt dadurch, dass die
Gemeinschaft von Anfang an ungleich mächtige Elemente umfasst, Männer und Frauen,
Eltern und Kinder, und bald infolge von Krieg und Unterwerfung Siegreiche undBesiegte, die
sich in Herren und Sklaven umsetzen. Das Recht der Gemeinschaft wirddann zum Aus-
druck der ungleichen Machtverhältnisse in ihrer Mitte, die Gesetzewerden von und für die
Herrschenden gemacht werden und den Unterworfenen wenig Rechteeinräumen. Von da an
gibt es in der Gemeinschaft zwei Quellen von Rechtsunruhe, aberauchvon
Rechtsfortbildung. Erstens die Versuche Einzelner unter denHerren, sich überdie für alle
gültigen Einschränkungen zu erheben, also von der Rechtsherrschaft aufdie Gewaltherrschaft
zurückzugreifen, zweitens die ständigen Bestrebungen derUnterdrückten, sich mehr Macht zu
verschaffen und diese Änderungen im Gesetzanerkannt zu sehen, also im Gegenteil vom
ungleichen Recht zum gleichen Recht füralle vorzudringen. Diese letztere Strömung "wird
besonders bedeutsam werden, wennsich im Inneren des Gemeinwesens wirklich Verschie-
bungen der Machtverhältnisseergeben, wie es infolge mannigfacher historischer Momente
geschehen kann. Das Rechtkann sich dann allmählich den neuen Machtverhältnissen
Page 8
anpassen, oder, washäufiger geschieht, die herrschende Klasse ist nicht bereit, dieser
Änderung Rechnungzu tragen, es kommt zu Auflehnung, Bürgerkrieg, also zur zeitweiligen
Aufhebung desRechts und zu neuen Gewaltproben, nach deren Ausgang eine neue Rechts-
ordnungeingesetzt wird. Es gibt noch eine andere Quelle der Rechtsänderung, die sich nur in
friedlicher Weise äußert, das ist die kulturelle Wandlung der Mitglieder desGemeinwesens,
aber die gehört in einen Zusammenhang, der erst später berücksichtigtwerden kann.
Wir sehen also, auch innerhalb eines Gemeinwesens ist die gewaltsameErledigung von
Interessenkonflikten nicht vermieden worden. Aber die Notwendigkeitenund
Gemeinsamkeiten, die sich aus dem Zusammenleben auf demselben Boden ableiten,sind
einer raschen Beendigung solcher Kämpfe günstig, und die Wahrscheinlichkeitfriedlicher
Lösungen unter diesen Bedingungen nimmt stetig zu. Ein Blick in dieMenschheitsgeschichte
zeigt uns aber eine unaufhörliche Reihe von Konflikten zwischeneinem Gemeinwesen und
einem oder mehreren anderen, zwischen größeren und kleinerenEinheiten, Stadtgebieten,
Landschaf ten, Stämmen, Völkern, Reichen, die fast immerdurch die Kraftprobe des Krieges
entschieden werden. Solche Kriege gehen entweder inBeraubung oder in volle Unterwerfung,
Eroberung des einen Teils, aus. Man kann dieEroberungskriege nicht einheitlich beurteilen.
Manche wie die der Mongolen und Türkenhaben nur Unheil gebracht, andere im Gegenteil
zur Umwandlung von Gewalt in Rechtbeigetragen, indem sie größere Einheiten herstellten,
innerhalb deren nun dieMöglichkeit der Gewaltanwendung aufgehört hatte und eine neue
Rechtsordnung dieKonflikte schlichtete. So haben die Eroberungen der Römer den
Mittelmeerländern diekostbare pax romana gegeben. Die Vergrößerungslust der
französischen Könige hat einfriedlich geeinigtes, blühendes Frankreich geschaffen. So
paradox es klingt, man mussdoch zugestehen, der Krieg wäre kein ungeeignetes Mittel zur
Herstellung desersehnten >ewigen< Friedens, weil er im Stande ist, jene großen Einheiten zu
schaffen, innerhalb deren eine starke Zentralgewalt weitere Kriege unmöglich macht.Aber er
taugt doch nicht dazu, denn die Erfolge der Eroberung sind in der Regel nichtdauerhaft; die
neu geschaffenen Einheiten zerfallen wieder, meist infolge desmangelnden Zusammenhalts
der gewaltsam geeinigten Teile. Und außerdem konnte dieEroberung bisher nur partielle
Einigungen, wenn auch von größerem Umfang, schaffen,deren Konflikte die gewaltsame
Entscheidung erst recht herausforderten. So ergab sichals die Folge all dieser kriegerischen
Anstrengungen nur, dass die Menschheitzahlreiche, ja unaufhörliche Kleinkriege gegen
seltene, aber um so mehr verheerendeGroßkriege eintauschte.
Auf unsere Gegenwart angewendet, ergibt sich das gleicheResultat, zu dem Sie auf kürzerem
Weg gelangt sind. Eine sichere Verhütung der Kriegeist nur möglich, wenn sich die
Menschenzur Einsetzung einer Zentralgewalt einigen,welcher der Richtspruch in allen
Interessenkonflikten übertragen wird. Hier sindoffenbar zwei Forderungen vereinigt, dass
eine solche übergeordnete Instanzgeschaffen und dass ihr die erforderliche Macht gegeben
werde. Das eine allein würdenicht nützen. Nun ist der Völkerbund als solche Instanz gedacht,
aber die andereBedingung ist nicht erfüllt; der Völkerbund hat keine eigene Macht und kann
sie nurbekommen, wenn die Mitglieder der neuen Einigung, die einzelnen Staaten, sie ihm
abtreten.


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