Respekt Die elftausend Japaner waren angetreten in zwei sich gegenüberstehenden Reihen. Jeder Mann hatte eine biegsame Gerte in der Hand. Man zog Mony aus, und dann mußte er diesen grausamen, von Folterern gesäumten Weg gehen. Die ersten Schläge ließen ihn nur zusammenzucken. Sie trafen eine seidenweiche Haut und hinterließen dunkelrote Striemen. Er ertrug die ersten tausend Schläge in stoischer Ruhe und fiel dann mit gerecktem Schwanz in sein Blut.

So legte man ihn auf eine Tragbahre und die schaurige Promenade, rhythmisiert von den kurzen Rutenhieben auf seine geschwollene und blutige Haut, nahm ihren Fortgang. Bald konnte sein Glied den Samendrang nicht mehr zurückhalten, es reckte sich mehrere Male kurz auf und spuckte seinen weißlichen Schleim den Soldaten ins Gesicht, die diesen Lumpen von Menschen daraufhin heftiger schlugen.

Beim zweitausendsten Schlag hauchte Mony seine Seele aus. Es war strahlender Sonnenschein. Das Zwitschern der mandschurischen Vögel machte den schmucken Morgen noch heiterer. Das Urteil wurde nichtsdestotrotz vollstreckt und die letzten Soldaten peitschten mit ihrer Rute eine unförmige Masse, eine Art Hackfleisch, bei dem man nichts mehr unterscheiden konnte, ausgenommen das Gesicht, das respektiert wurde und sorgfältig verschont worden war und in dem die weit geöffneten gläsernen Augen die göttliche Herrlichkeit im Jenseits zu betrachten schienen. - Guillaume Apollinaire, Die elftausend Ruten. München 1985 (zuerst 1907)