DAS RÄTSEL DES LEBENS ....

Am Meer, am wüsten nächtlichen Meer, steht ein Jüngling.
Die Brust voller Wehmut, das Haupt voller Zweifel. Und mit düsteren Lippen fragt er die Wogen: „Oh löst mir das Rätsel des Lebens, das qualvoll uralte Rätsel, worüber schon manche Häupter gegrübelt; Häupter in Hieroglyphenmützen, Häupter in Turban, und nacht- schwarzem Barett, Perückenhäupter und tausend andere arme schwitzende Menschenhäupter!“
Sagt mir ihr Wogen, was bedeutet der Mensch! Woher ist er gekommen? Wo geht er hin? Wer wohnt dort oben auf goldnen Sternen?
... es murmeln die Wogen ihr ewiges Gemurmel. Es wehet der Wind, es fließen die Wolken, es blinken die Sterne, gleichgültig und kalt ... und ein Narr wartet auf Antwort.

(Heinrich Heine)