So, wie angekündigt ein etwas längerer Teil ;)
Viel Spaß beim Lesen :)


„Weiß nicht… Ich glaub’ aber ich komm’ mit in die Küche, ich kann ohnehin nicht mehr schlafen.“
Liam nickte stumm, drehte sich um und ging in Richtung Küche. Ich ging im leise nach. In der Küche sah ich im beim Kochen zu. Er stand am Herd. Seine grau-grünen Augen musterten mich als ich rein ging.
>Vermutlich macht er sich Pfannkuchen – oder Omelettes. <
Es war ganz angenehm im zuzusehen. Er strahlte so eine Ruhe aus die ganz gut tat.
„Möchtest du wirklich nichts Lucy?“ hackte er nochmal nach.
„Nicht wirklich. Ich ess’ bei dir ein Wenig mit, wenn es dir nichts ausmacht.“
„Okay, dann ich einfach ein paar Pfannkuchen mehr“ meinte Liam und lächelte mich an. Sein Lächeln faszinierte mich immer wieder aufs Neue. Es war ein wenig schüchtern aber auch frech. Ein wenig verspielt aber auch ernst. Ich liebte es wenn er so lächelte.
Anscheinend war ich kurzzeitig etwas weggetreten ohne es zu merken, denn als ich wieder klar dachte fuchtelte Liam mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. Erst da realisierte ich dass Liam mir gegenüber am Tisch saß und ich anschaute.
„Lucy?“
„Äh… Ja?“
„Ist was?“
„Nein, wieso?“
„Naja, dein Blick eben…“
„Was ist damit?“
„Er war so leer… Und irgendwie traurig. An was hast du denn gedacht?“
„Nicht so wichtig“ murmelte ich leise.
„Na erzähl schon…“
„Nur wegen meinen Eltern und meiner Schwester…“ schluchzte ich. Mir stiegen Tränen in die Augen.
„Wieso denn auf einmal wieder? Ich dachte du hast dich damit abgefunden, dass sie…Naja…Tot sind…?“ Liams Stimme senkte sich zum Schluss etwas.
„Eigentlich schon… Aber Leyla ist nicht tot.“
„Wie kommst du da plötzlich drauf?“ Liam schaute mich verwundert an.
„Im Krankenhaus…Sie war da…“
„Lucy…Sie ist mit deinen Eltern bei dem Brand vor ungefähr einem Jahr ums Leben gekommen… Außerdem hätte ich sie auch gesehen wenn sie“ – Liam stoppte plötzlich.
„Woher willst du das eigentlich wissen? Du hast doch im Koma gelegen?!“
„Ähm ja… Aber wenn ich dir das jetzt erzähl’ glaubst du mir sowieso nicht…Und ich weiß dass sie da war…“
„Schatz, außer den ‚Ärzten’ und mir war nur ein fremdes Mädchen bei dir im Zimmer, aber das ging nach kurzer Zeit wieder und als ich sie fragte was sie in deinem Zimmer wollte meinte sie nur dass sie sich im Zimmer geirrt hätte und ist wieder gegangen.“
„Nein Liam, das war Leyla – ehrlich.“
„Naja…Trotzdem… Woher weißt du das überhaupt, also dass ein Mädchen in deinem Zimmer war?“
„Versprich mir dass du mich nicht verrückt erklärst, ok?“
„Schatz, wieso sollte ich das machen?“
„Versprich es mir einfach…“
„Ich würde dich nie für verrückt erklären, das weißt du doch. Also erzähl schon.“
Ich atmete nochmal tief durch und erzählte Liam alles woran ich mich noch erinnerte bevor ich im Krankenhaus außerhalb meines Körpers zu mir kam, was die ‚Ärzte’ diskutiert hatten und dass Leyla da war. Ich erzählte ihm auch dass ich die ganze Zeit über bei ihm gewesen bin, wenn er bei meinem Körper war. Liam hörte mir aufmerksam zu. Als ich mit dem Erzählen fertig war, schaute Liam irgendwie komisch. So verwirrt. Geschockt. Wütend.
„Diese Idioten wollten WAS?!“ platzte es dann plötzlich aus ihm raus.
„Beruhig dich bitte Liam… Dass du dich jetzt über sie aufregst bringt dir doch auch nichts…“
„Hallo?! Lucy, sie wollten dich umbringen?!“
„ABER sie haben es nicht gemacht, oder?“
„Nimmst du diese Affen jetzt auch noch in Schutz?!“ Liam war außer sich vor Wut.
„Nein! Oder glaubst du etwa ich wäre lieber tot?! Ich hab’ dir geschworen dich niemals allein zu lassen – und genau das mache ich auch, ich werde dich niemals alleine lassen!“
„Aber Lucy…Sie wollten dich umbringen…“
„Ich will nicht mit dir streiten Schatz… Aber es bringt doch echt nichts wenn du dich jetzt darüber aufregst…“
„Ich will ja auch nicht streiten…“
Dann herrschte Stille. Sie war fast unerträglich.
„Liam?“ fragte ich nach einer gefühlten Ewigkeit.
„Hm?“ – er war anscheinend immer noch etwas beleidigt.
„Ich hab’ ne Frage…“
„Schieß’ los.“
„Wieso war ich nun eigentlich im Krankenhaus? Ich habe keinerlei leibliche Verletzungen…“
„Weißt du das nicht mehr?“
„Nein… Ich erinnere mich dass du neben oder besser gesagt über mir gekniet hast. Du hast geschrieen, dann sagtest du mir dass du mich liebst, von da an weiß ich nur mehr das aus dem Krankenhaus. Nur das ‚Warum’ fehlt mir…“
„Du weißt das echt nicht mehr?!“
„Ja… Und jetzt sag bitte was war.“
Liam stand auf. Ging unruhig in der Küche auf und ab. Da verließ Liam plötzlich den Raum.
„Liam?!“ rief ich ihm hinterher. Ich stand ebenfalls auf, doch als ich die Küche verlassen war stand Liam wieder vor mir, mit einem Bündel Zettel in der Hand.
„Was ist das?“ fragte ich etwas verwirrt.
Liam sah mich nur wortlos an. Drückte mir die Zettel in die Hand. Ich überflog die Zettel flüchtig. Es war unglaublich was da stand. Ich konnte es nicht glauben. Aber dennoch – die Zettel waren mit meiner Handschrift geschrieben. Ich konnte es einfach nicht fassen was da stand: etliche Informationen über einen kleinen Apparat, die die menschliche Erinnerung über einen bestimmten Zeitraum löschen sollte - doch an den letzten Zetteln klebten einige Notizzettel. Auf einem war ein großes Rufzeichen: ‚ACHTUNG! Nebenwirkung: Person fällt eventuell in Ohnmacht!’ war darauf zu lesen. Das nächste Blatt war eine Art Versuchsregister, doch bei fast allen stand dabei dass die Nebenwirkung eingetreten sei. Am nächsten Tag hätten sie sich aber an nichts erinnern können.
„Hab ich das an mir selbst getestet?“ fragte ich Liam verwirrt. Er schüttelte nur schweigend den Kopf. Ihn schien etwas sehr zu beschäftigen.
„Was dann?“ – Liam seufzte bei der Frage auf.
„Na los, erzähl’ schon…“
„Okay… Also, als deine Versuche immer das gleiche Ergebnis hatten hast du dich an einen alten Freund gewendet. Er war von deiner kleinen Erfindung begeistert. Ich hab dir gesagt dass es keine gute Idee sei, aber du meintest du würdest wissen wollen von was der Tiefschlaf ausgelöst werden würde. Nunja, dein Freund meinte er müsse es an dir testen, du jedoch hast dich dagegen gewehrt. Es schien so als hätte er es akzeptiert, doch ein paar Tage später rief er dich an mit der Begründung er kenne den Grund und würde dir seine Ergebnisse zeigen und die verbesserte Version zeigen. Wir sind hingefahren. Als wir dort waren meinte er ich solle draußen warten, es würde nicht lange dauern. Ich hatte ein mulmiges Gefühl, aber du meintest du würdest gleich wieder kommen, also habe ich draußen auf der Veranda gewartet. Als du dann nach knapp einer Stunde noch immer nicht zurück warst habe ich geklopft, da hast du plötzlich aufgeschrieen – kurz darauf war es wieder ruhig. Ich bin sofort rein. An den Rest der dann war kannst du dich ja erinnern.“
Ich schluckte heftig. Starrte Liam an.
„Was ist da drinnen passiert?“
„Ich weiß es nicht. Als ich reinkam lagst du am Boden und hast geweint. Von deinem Freund keine Spur. Dann bist du weggekippt. Was davor passiert ist kann ich dir leider nicht sagen…“ Liam seufzte.
Ich versuchte mich krampfhaft daran zu erinnern was da passiert ist – aber es gelang mir nicht. Dass ich alleine mit diesem Kerl in einem Haus gewesen bin und davon nichts mehr wusste bereitete mir Kopfzerbrechen.
>Was ist wenn – NEIN! Daran will ich nicht einmal denken! <
„Schatz? Was los? Du bist so blass…“ – Liam riss mich aus meinen Gedanken.
„Äh – was?“
„Alles ok? Du bist ziemlich blass. Leg dich lieber wieder ein wenig hin, nicht dass du mir vom Küchenstuhl kippst…“
„Ne. Alles ok.“
„Ja klar, das glaub ich dir ja aufs Wort…“ meinte er. Man hörte den ironischen Unterton raus.
„Ne… Ehrlich. Mir geht’s gut!“
„Nichts da! Du gehst wieder ins Bett“ sagte Liam. Stand auf, kam auf mich zu und hob mich hoch.
„Liam! Lass mich sofort wieder runter!“ quiekte ich.
„Du gehst jetzt wieder ins Bett! Ohne wenn und aber.“
„Lass mich runter!“
„Ok ok… Aber du legst dich jetzt wieder ein wenig hin, einverstanden?“
Er ließ mich vorsichtig runter. Aber ich bereute es sogleich. Mir wurde plötzlich schwindlig und prompt saß ich am Küchenboden.
„Lucy!“ rief Liam erschrocken und versuchte mich noch festzuhalten. Als ihm das aber nicht gelang kniete er sich sofort neben mich.
„Was ist los?“
„Nichts… Nur ein bisschen schwindlig. Vermutlich nur wegen dem raschen Auf und Ab.“
„Sorry…“ Liam wirkte etwas geknickt deswegen.
„Schon ok, geht sicher gleich wieder“ meinte ich zu Liam. Lächelte ihn an. Da setzte er sich plötzlich hinter mich und legte seine Arme um meine Taille. Zog mich näher an sich ran. Ich wehrte mich dagegen.
„Liam… Dein Bauch… Ich will dir nicht wehtun…“ hauchte ich.
„Dem geht’s gut, keine Sorge“ flüsterte er und zog mich wieder an sich ran. Diesmal ließ ich es zu. Lehnte mich langsam gegen seinen Oberkörper um mich bei der kleinsten Zuckung sofort wieder aufrichten zu können. Ich fühlte wie sein Oberkörper sich gleichmäßig hob und senkte. Ich schloss die Augen, Lauschte seinem Atem. Spürte wie er mich sanft von hinten küsste.