Badlands

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Erscheinungsjahr: 1973
Regie: Terrence Malick
Cast: Martin Sheen, Sissy Spacek, Warren Oates



Als der 25 jährige charismatische Kit, der sich als Müllmann verdingt und dessen teilnahmslose Art nur durch seinen jugendlichen Despotismus gestört wird den Vater seiner Freundin Holly Sargis im Streit erschießt, beginnt für die beiden eine orientierungslose Fluchtfahrt ohne Aussicht. Als die beiden Fort Dupree, South Dakota mit Kit´s schwarzem 51er Mercury Coupe hinter sich lassen, brennt das Elternhaus Hollys in der Abendsonne.

Das Roadmovie aus den anfänglichen Siebzigern setzt von Anfang an auf "mind the gap" und erzählt anhand Hollys Offstimme die Geschichte in ruhiger Sprache und gewaltigen Bildern aus der Rückblende. Am gezieltesten ist Kits und Hollys Mordfahrt durch den vor Gluthitze flirrenden mittleren Westen der USA zu beschreiben, wenn man sie mit Bonnie und Clyde vergleicht..Doch sie sind für sich genommen ganz eigene Persönlichkeiten. Sie wollen niemandem gehören, nicht mal sich selbst. Während sie von der Polizei durch die USA gejagt werden, spüren sie kaum einen Hauch von Zeit. Sie jagen Träume durch die Nacht, während sie Zigaretten rauchen und Nat „King“ Cole hören. Jagen durch die endlose Weite der Wüste, während die Bevölkerung, die Medien und die Institutionen nach ihnen, dem Killer-Pärchen fahnden. Die beiden quartieren sich in den Badlands ein, leben von dem wenigen was sie haben und was Kit, der soldatische Erfahrungen hat besorgen kann. Eine kurze Ewigkeit bauen sie sich einen Palast aus Holz und Stroh, spielen Ehepaar und halten ein Huhn, bis die Idylle wieder durch Kopfgeldjäger gestört wird.

Kits Brutalität spielt nie eine sonderliche Rolle, für Holly ist sie zunächst selbstverständlich. Die einzige wahrnehmbare Regung ist das Gefühl von Bedauern, das Gefühl der selbst gewählten Isolation der das verschränken der Hände über den Augen gleich kommt. Was Holly betrifft, ist Kit für sie so etwas wie eine Naturgewalt, und jeder der sich den beiden in den Weg stellt muss mit allem rechnen. Für Kit und Holly gibt es kein Morgen, gibt es kein Gestern, kein Gut, kein Schlecht. Wenn der schweigsame Kit immer wieder Möglichkeiten sucht, eloquente Erklärungen für sein Handeln per Stimme auf Tonbänder oder Schellackplatten aufzuzeichnen stellt man fest dass in ihm sehr wohl die Bewusstheit existiert, dass dieses nicht enden wollende Nirwana ein Ablaufdatum integriert hat, und dass es noch eine Welt außerhalb der Seinen gibt. Bis auf wenige Momente ist da aber dieser fast schon übermenschliche Gleichmut, der alle Zweifel am Hier und Jetzt verdrängt.

Interpretieren kann man wahrscheinlich viel in dieses 1973 erschienene Frühwerk von Terrence Malick. Es wird ein Seitenhieb auf den Vietnamkrieg gewesen sein, es soll die Rohheit Amerikas zum Ausdruck bringen, soll Gewalt illustrieren, die nun auf einmal mitten im Herzen der USA stattfindet, dort wo Veteranen einen ruhigen Lebensabend verbringen. Kit und Holly sind im Herzen Kinder, Kinder einer Nation die glaubt dass mit einem Colt in der Hand jedes Problem zu lösen ist. Und sie erleben, wie Gewalt von der Gesellschaft wahrgenommen wird, von ganz fern und ganz nah. Nicht zuletzt deswegen setzt Kit seine Botschaften ab. Er weiß um die Berichterstattung und will seine eigene Version der Sache vorbringen. Dass die beiden so etwas wie Helden sein könnten, Helden einer eingesperrten Jugend, die sich danach sehnt die gesellschaftlichen Konvention hinter sich zu lassen um einfach nur frei sein und sich lieben zu können, das ahnen sie nicht. Sie sind damit Prototypen der neuen Zeit. Eine Zeit, in der die besten Helden, tote Helden sind.

In seltsam ruhigen, bedachten Sequenzen erzähltes Roadmovie. Vielleicht sagt es was aus, über die Vergänglichkeit des Augenblick, oder die Unentrinnbarkeit des Schicksals.

gesehen am 18.03.14

9,5/10