AllmysteryNavigation
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Letzter Film + Bewertung - Wag the Dog

3 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wag the Dog ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Seite 1 von 1

Letzter Film + Bewertung - Wag the Dog

29.04.2014 um 19:02
Wag the Dog - Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt

wag

Drehbuch: Larry Beinhart, Hillary Henkin, David Mamet
Regie: Barry Levinson
Darsteller: Dustin Hoffman, Robert De Niro, Denis Leary
USA 1997


Zusammenfassung

Aufgrund einer sexuellen Affäre zwischen dem US-Präsidenten und einem minderjährigen
Mädchen kurz vor der Präsidentschaftswahl, wird der Spin-Doctor Conrad Brean
engagiert, der das Bild des Präsidenten in der Öffentlichkeit wiederherstellen soll. Um dies
zu tun engagiert er wiederum den Filmregisseur Stanley Motss. Dieser konstruiert einen
Krieg gegen Albanien mit vielen medialen Hilfsmitteln um die Öffentlichkeit von der Affäre
abzulenken. Als sich die CIA einschaltet, den Krieg als fingiert bloßstellt, und der
Präsident öffentlich den Krieg für beendet erklärt müssen Motss und Brean umdenken.
Sie kreieren das Szenario des verschollenen Sergeant Shumann, der nach Abzug der
Truppen hinter der Front zurückgelassen wurde. Eine weitere Kampagne wird gestartet,
welche die Bevölkerung auf seine Rückkehr einstimmen soll. Um der Öffentlichkeit etwas
glaubhaftes zu präsentieren, soll der unter Neuroleptika gesetzte Straftäter Shoe als
befreiter Sergeant vorgeführt werden.

Im Verlauf des Films wird Shoe, der aufgrund der nachlassenden Medikamente
durchdreht erschossen. Am Ende präsentiert man der Öffentlichkeit den im Krieg
gefallenen Sergeant Shumann im Sarg bei einem militärischen Bestattungsritual auf einer
Airbase. Stanley Motss, der nun die Anerkennung für sein „Werk“ erhalten will, dabei aber
die komplette Aktion publik machen würde, wird beseitigt. In den Nachrichten wird er als
unglaubwürdig deklariert ( Lebensalter ungewiss ), als Begründung für seinen plötzlichen
Tod wird ein Herzinfarkt angegeben.

Mediale Techniken zur Darstellung eines imaginären Krieges

Die ersten Bilder eines albanischen Mädchens mit einem weißen Kätzchen in den Armen,
dass über eine Brücke auf die wackelige Kamera zuläuft während Häuser brennen und
Schmerzensschreie ertönen sollen Rührung und Verbundenheit erzeugen. Dabei wird mit
den Mitteln der Bildretusche gearbeitet. Die Ausführbarkeit solcher Methoden wird für die
damalige Zeit ( 1997 ) überspitzt dargestellt. Man versucht Authentizität zu erzeugen, in
dem man die Kameraaufnahmen bewusst körnig und wackelig gestaltet.
Es wird ein choraler patriotischer Song aufgenommen, der Amerika in Zeiten des
bevorstehenden Krieges einstimmen soll. Dazu wird bewusst das Klischee des
Liedermachers a la Bob Dylan, der eigentlich für Authentizität, Wahrhaftigkeit und den
amerikanischen „Way of Life“ steht genutzt.

Nachdem der Krieg vom Präsidenten der Vereinigten Staaten selbst für beendet erklärt
wird, erlaubt sich Motss die Kampagne an seine Vorstellungen weiter anzupassen. Er
erfindet den Soldaten Sergeant William Schumann, der im Krieg in Gefangenschaft gerät
und von den Truppen vergessen wurde, „eingeschlossen hinter feindlichen Linien“. Er
ersinnt für Schumann ein Country-Song mit dem Namen Good Old Shoe und datiert ihn
auf das Jahr 1930. Dies soll Authentizität erzeugen und an das kollektive Gedächtnis der
US-Bevölkerung andocken. Die Parallelität zwischen dem Inhalt des Songs und der
gegebenen Situation erzeugt den Glauben an die Folgerichtigkeit der Prämisse, den
„guten alten Schumann“ aus dieser Situation zu befreien.

Prominente wie der amerikanische Staatsbürger Jim Belushi werden im Kontext der
Auseinandersetzung in Albanien als „Vorzeigealbaner“ präsentiert und bekommen
Redezeit. Jeder gute Albaner ist auch Amerikaner, ist die Aussage. Das legitimiert den
Kampf gegen Elemente innerhalb Albaniens. Der Kampf für die Freiheit in einem, bis
dahin fremden Land, wird zur uramerikanischen Sache stilisiert.

Eine weitere wichtige mediale Technik in dieser Kampagne ist die als Guerilla Taktik
bezeichnete Form der Massenbeeinflussung. Die Schuhe, die in Bäume, über
Ampelanlagen und letztlich motiviert von Schülern in das Spielfeld geworfen
werden, könnte als virale Kampagne bezeichnet werden. Diese Technik ist wird in der
Gegenwart häufig auch zum Zwecke der Vermarktung von Produkten genutzt. Hierbei
wirkt die Autorität der Masse selbst. Was viele Menschen gleichzeitig im verborgenen tun,
kann nicht grundsätzlich falsch sein. Hierbei wird der basisdemokratische Ausdruck
imitiert, der Wille zur Teilhabe des Volkes an der Demokratie.

Massenmedien werden auf systemischer Basis zur Mitarbeit überzeugt
Patriotismus, formuliert durch den Wahlslogan „Wechsle nicht die Pferde auf halber
Strecke“ gibt den grundlegenden Duktus vor. Man lässt den Präsidenten nicht im Stich,
wenn es drauf ankommt. Damit setzen die Spin-Doctors Brean und Motss ihre
Kriegskampagne auf dem bereits bestehenden US-Patriotismus auf. Wenn auch Stanley
Motss die Wahlwerbung für einfältig hält, so stellt sie doch den Nährboden für seine
Kampagne dar. Außerdem scheint es keine anderen adäquaten
Präsidentschaftskandidaten als Ersatz zu geben. Die Massenmedien wirken
orientierungslos, als die Affäre des Präsidenten aufgedeckt wird. Es gibt Kritik, es gibt
Fragen, aber keine Antworten wie es weiter gehen soll.

Ein gewichtiges Argument für die Mitarbeit der Massenmedien sind außerdem die
Faktoren Einschaltquote und Auflagenstärke. Eine Kriegsgeschichte verkauft sich gut in
dem sie Zuschauer und Leser generiert. Dass daran Medientreibende reges Interesse
haben steht außer Frage. Somit ist es für den Präsidenten, seine Spin Doctors und die
Massenmedien eine Win-Win-Situation.


Beispielhaft: Zeichen in der Informationskampagne von
Conrad Brean die für den ‚Krieg gegen Albanien‘ stehen.


Der „Ernte Dank Spruch“ – Begrüßung durch den Präsidenten.

Ein weitere kongeniale Idee von Brean, die viele unterschwellige Aussagen enthält. Die
„Ernte Dank Aussage“ wirkt völkerverbindend. Christen aller Länder haben, konform der
Aussage von Brean ein Erntedankfest. Damit soll das albanische Volk differenziert
dargestellt werden. Der Präsident beendet zwar den „Krieg“ gegen Albanien als Staat. Ein
Krieg in Albanien ist aber nicht ausgeschlossen, im Gegenteil ist er nur zweckdienlich,
denn es geht mehr um feindliche Elemente in Albanien die bekämpft werden sollen. Das
Mädchen, das Verwandte in Kanada hat wird hier zu einer der „Ihren“ im Krieg gegen die
„Anderen“, die kein Erntedankfest kennen. Gegen diejenigen die nicht die christlichen
Werte teilen. Die Amerikaner sollen sich mit dem Mädchen und seiner Mutter
identifizieren, solidarisieren und damit an ihrem Leid teilhaben.

Ein Erntedankspruch auf einem Flughafen, an einem beliebigen verregneten Tag
ausgesprochen, würde absolut keinen Sinn ergeben, wenn er nicht im Kontext dieses
Kriegsgeschehens steht, in dem sich offensichtlich eine Koalition von Gleichgesinnten
ergeben soll. Damit steht der Ausspruch für Konformität von Werten und Normen, er
verweißt auf den gemeinsamen Nenner. Der Ernte Dank Spruch richtet sich in der
Prämisse folgend gegen diejenigen, welche diese Werte nicht teilen. Gegen die
Aggressoren, den unbekannten Feind.

Die Schuhe, der Good Old Schoe Song und Schumann

“These Boots Are Made for Walkin’ Lee Hazlewood und Nancy Sinatra
“Blue Suede Shoes“ Elvis Presley basierend auf einer Geschichte von Johnny Cash.
Damit ist der Song für „Sergeant Schumann“ schon Teil des kollektiven USamerikanischen
Gedächtnisses, und reiht sich nahtlos in die heiligen Hallen berühmter
Lieder einer, die für den American Way of Life stehen.

Die Schuhe könnten für Persönlichkeit, Lebensfreude und Freiheit stehen wie in Presleys
großem Erfolg von 1956, in dem es darum geht dass man der betreffenden Person alles
nehmen darf, nur nicht seine „Blue suede shoes“

In dem von Lee Hazlewood geschrieben und Nancy Sinatra interpretierten Song geht es
um den militärischen Schuh, den Schaftstiefel. 1966/67 wurde der Titel als Hinterlegung
für die Aufnahmen von pattroulierenden US-amerikanischen Soldaten in Vietnam genutzt.
Später wurde das Lied zu einem Teil der Popkultur und fand Eingang in viele Filme wie
Stanley Kubricks „Full Metal Jacket“ (1987) .

Gerade die Uneindeutigkeit des Textes macht den Reiz des Liedes aus. Es kann als
Bestärkung und Bestätigung für die Truppen gelesen werden, gewissermaßen als
Durchhalteparole, darf aber auch als klammheimliche Kritik an der eigenen Regierung
gelesen werden, die ihre Soldaten belügen und den Krieg ohne Rücksicht vor der
Vietnamesischen Bevölkerungen und den eigenen Soldaten fortsetzt. Auch in diesem
Krieg, wie eben in jenem von Brean und Motss fingiertem Krieg wird hier nicht gegen eine
Regierung, sondern gegen eine Guerilla-Organisation, die Vietkong gekämpft die oft kaum
von vietnamesischen Zivilisten zu unterscheiden waren.

Der “Good Old Shoe“ Song greift hier bereits bekannte Symbole auf, und bringt sie aus
dem unterbewusst dämmernden Gedächtnis der Massen wieder an die Oberfläche
zurück. Die persönliche Identifikation mit dem Soldaten tritt dabei in greifbare Nähe, der
Gegner wirkt umso befremdlicher je stärker die Identifkation fortschreitet, und die
Hochstilisierung des vergessenen Sergeant zu einem Volkshelden wird zur logischen
Schlussfolgerung.

Das albanische Flüchtlingsmädchen

Die Fotografie des neunjährigen vietnamesischen Mädchens Kim Phukvon 1972 ging
durch die Nachrichtenagenturen der westlichen Welt. Das Mädchen, nackt und verbrannt
durch die Brandwaffe Napalm – läuft auf einer Straße geradewegs auf die Kamera zu. Aus
ihrem Gesicht spricht unbändiges Leid. Auch die Bevölkerungen der USA erschütterte
dieses Bild, und wurde damit zu einem Symbol für die Schrecken des Krieges. Dieses Bild
und andere authentische Medienerzeugnisse halfen schließlich dabei den Vietnamkrieg
zu beenden.Dabei werden die Begründungen für den Krieg keineswegs relativiert. Für die
US Regierung war der Truppenabzug näher gekommen, der Unmut unter den Soldaten
wuchs. Anstatt einem offenen Eingeständnis für die begangenen Fehler wirkte dieses Bild
als kommunikativer Vermittler. Es zieht auch einen Trennstrich unter vorher begangene
Kriegsgeschehnisse. Das Bild wirkt emotionalisierend und lässt Sachlichkeit kaum zu.

Symbole zur Mobilisierung der bundesdeutschen Gesellschaft im Jahr 2011

Das Reizthema Islam böte sicherlich eine geeignete Grundlage auf der eine
weitreichende Mobilisierung stattfinden könnte. Die große Moschee in Duisburg mit einer
Minaretthöhe von 34 Metern, oder die sich im Bau befindliche Kölner DITIB Zentralmoschee
mit einer Minaretthöhe von 55 Metern und einem Fassungsvermögen
von 1.200 Gläubigen erweckte schon während der Planungsvorbereitungen
Bürgerproteste.

Seit einiger Zeit ist das Thema „Verfehlte Integration“ insbesondere bezogen auf
Mitbürger mit islamischen Hintergrund immer wieder Teil des medialen Interesses.
Die Ermordung des niederländischen Regisseurs Theo Van Gogh im Jahre 2004, die
Reaktionen aus der islamischen Welt auf die dänischen Mohammed- Karikaturen von
2005 , gaben rechtspopulistischen Parteien in beiden Ländern die Möglichkeit ihr Klientel
zu erweitern.

Sogenannte „Kopftuchmädchen“, der Begriff der auch in Thilo Sarrazins Buch
„Deutschland schafft sich ab“ ( 2010 ) auftauchte, stigmatisierte islamische Bürger
in Deutschland und reduzierte sie auf ihre Religion, Kultur und damit auf ihre Fremdheit,
gegenüber der „christlich-abendländischen“ Kultur.
Nicht zuletzt dieses Buch sorgte dafür, dass weite Teile der Bevölkerung den Islam immer
mehr als fremde und feindliche Parallelgesellschaft wahrnahmen, die kontrolliert und
zurückgedrängt werden müsse. Dabei wurde der Weg hin vom freundlichen „Gastarbeiter“
hin zu einem bedrohlichem Element innerhalb der Gesellschaft geebnet.

In solch einer gesellschaftlichen Situation ist die Bevölkerung sehr empfänglich für
Symbole wie sie in dem Film „Wag the Dog“ beispielhaft karikiert werden.
Dabei wären viele Szenarien möglich, die auch schon vereinzelt und gehäuft in der
Vergangenheit Teil der medialen Berichterstattung waren.

Dazu zählen unter anderem:

- Sogenannte islamisch-motivierte Ehrenmorde an deutschen Frauen
- Jugendliche mit islamischen Hintergrund, meist Türken und Araber
„terrorisieren“ deutsche Jugendliche in den öffentlichen Schulen
- Deutsche Frauen werden gezwungen ein Kopftuch zu tragen
- Kinder aus kulturellen Mischehen werden ins Ausland entführt
- Brennende deutsche Fahnen in islamischen Ländern

Eine Häufung solcher Vorfälle, oder ein einziger besonders frappierender Fall könnte ein
mögliches Symbol sein um als Grundlage für eine weitreichende Mobilisierung zu dienen.

Nachtrag: In der Hoffnung daß im Jahre 2014, in Zeiten eines angespannten Verhältnisses zwischen Europa, den Usa und Russland, ein Rest an Wahrheit und Anstand gewahrt wird. Zu oft erlebten wir das Gegenteil:: Die Wahrheit stirbt zuerst. 29.04.2014


melden

Letzter Film + Bewertung - Wag the Dog

30.04.2014 um 23:43
oh mann, macker,
du rasselst hier ne rezension runter,
hast DU den film überhaupt gesehen?

buddel


melden

Letzter Film + Bewertung - Wag the Dog

01.05.2014 um 10:10
@buddel

Hi, ich nehm das mal als Kompli, vielen dank. Genau genommen ist das keine Rezension, sondern eine Facharbeit von mir, die ich online gestellt habe. Deswegen ist sie auch etwas anderes strukturiert als die sonstigen Reviews

lg DeadPoet


melden

Neuen Beitrag verfassen
Dies ist eine Vorschau, mit den Buttons am Ende der Seite kannst du deinen Beitrag abschicken.
Bereits Mitglied?  
Schriftgröße:
Größe:
Dateien Hochladen
Vorschau
Bild oder Datei hochladen

Bleib auf dem Laufenden und erhalte neue Beiträge in dieser Diskussion per E-Mail.


Oder lad dir die Allmystery App um in Echtzeit zu neuen Beiträgen benachrichtigt zu werden: