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Vor Kurzem wurde die siebenbändige Werkausgabe Anton Kuhs, eines der bedeutendsten österreichischen Feuilletonisten, veröffentlicht, und ich habe nun den ersten Band gelesen, der seine Schriften von 1908 (als 18-Jähriger) bis August 1918 umfasst.

Kuh lebte in Wien, seine Familie stammte jedoch aus Tschechien, so begann er in deutschsprachigen Prager Zeitungen zu schreiben, und zwar zunächst hauptsächlich Theaterkritiken aus Wien, gemischt mit Gerichtsberichten und einigen Essays, die anfangs noch sehr schülerhaft wirken, wobei seine Sprache stilistisch schon sehr hoch entwickelt war, was jedoch manche Kollegen ihn der Karl-Kraus-Nachahmerei bezichtigten.

Der Weltkrieg ging an ihm zunächst fast spurlos vorüber. Abgesehen von einigen Schwärmereien für eine mitteleuropäische Kultur unter deutscher Vorherrschaft. Bei Musterungen schien er nicht für den Kriegsdienst geeignet zu sein, so lebte er durchgehend in Wien, besuchte Theater und Kaffeehäuser, während an den Fronten der Wahnsinn tobte.

Der Krieg begann erst sehr langsam in seine Texte zu tröpfeln, hauptsächlich durch Beobachtungen, wie die Versorgungslage langsam aber stetig schlechter wurde, was er zunächst an Angebotsrestriktionen für Gast- und Kaffeehäuser beobachtete.

Eine Radikalisierung des Denkens und eine selbstbewusstere wie bissigere Schreibweise lässt sich ab 1917 beobachten. Immer mehr lehnt er die Weiterführung des Kriegs ab und kritisiert die Entscheidungen der Behörden. Ganz besonders widert ihn das Aufkeimen des Judenhasses, in dem er eine Sündenbocksuche sieht, wie auch des "Deutschradikalismus" an.

http://www.wallstein-verlag.de/9783835316171-anton-kuh-werke.html (Archiv-Version vom 19.04.2017)
https://cms.falter.at/falter/rezensionen/buecher/?issue_id=652&item_id=9783835316171

Wikipedia: Anton Kuh