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Dies ist der erste Roman des Meisters des stringenten Noirs aus dem Jahre 1942. Gar nicht stringent, sondern mäandernd erzählt ein James Dillon seine Lebensgeschichte.

Aufgewachsen in einem Elternhaus mit einem reichen Vater, der in der Ölbranche nicht unreich wird, die Familie in Nebraska zurücklässt, aber letztlich verarmt. James reißt von zuhause aus, arbeitet als Boy in einem Hotel, säuft und nimmt Drogen, studiert schließlich Agrikultur, lernt seine Frau Roberta kennen und zieht mit Teilen ihrer Familie nach Kalifornien und arbeitet dort in der internen Logistik einer kriegswichtigen Flugzeugfabrik.

Viel verdient er dort nicht, trinkt immer noch gern und nimmt Drogen, aber er perfektioniert den Arbeitsablauf, was ihm nicht nur Freunde einbringt.

Typisch für einen Erstling, aber untypisch für den späteren Thompson, werden viele Motive aufgenommen, die einen das Hauptthema erwarten lässt. So seine dreijährige Tochter Shannon, die altklug ihr Leben in die eigene Hand nimmt, immer wieder von zuhause abzischt und sehr aggressiv auftritt. Witziges Kind, aber im Verlauf des Romans verschwindet sie wieder in den Hintergrund.

Dafür wird im letzten Viertel des Romans die schriftstellerische Tätigkeit von James immer mehr in den Vordergrund: er schreibt viel, entfremdet sich dadurch von der Familie, kann aber vom Schreiben nicht leben, weswegen er in der Flugzeugfabrik arbeitet, von der er aber so schnell wie möglich wieder abhauen will.

Interessant ist am Ende ein unvermitteltes Verhör des FBI: James war bis 1938 Mitglied der kommunistischen Partei, ist aber ausgetreten, weil viele Freunde auch die Partei verlassen haben. Ursache des Verhörs ist seine Perfektion bei der Arbeit in der Flugzeugfabrik, die manche höhergestellte Kollegen befürchten lässt, dass James ihren Arbeitsplatz will. So wird er denunziert.

Folgen hat das Verhör nicht, aber es ist interessant zu lesen, dass Thompson 1942 schon die McCarthy-Ära vorahnen lässt, als in den 50er Jahren in den USA vom Senats-Komitee gegen "unamerikanische Umtriebe" Menschen wegen ihrer politischen Überzeugung verhört wurden.

Der Roman klingt aus, ohne letztlich zu einer Schlussfolgerung zu kommen, wie sich das Leben von James und seiner Familie weiterentwickeln wird. Es gibt keine Perspektive in die Zukunft.