Guten Morgen liebe Angie,

ein weiterer Tag, der mich dir und dem finalen Tag näher bringt. Das Wetter ist heute trüb, fast schon herbstmäßig. Genauso ist auch mein Gemüt. Heute ist mein letzter Urlaubstag. Aber ich habe keine Aufbruchsstimmung.

Genau genommen bin ich eher lustlos. Ich muss mich zwingen Dinge zu tun. Da ist es schon gut, dass morgen die Arbeit und der Alltag wieder los geht. Ich lass mich überraschen wie es wird.

Die nächsten 2 Wochen und Wochenenden sind schon gut verplant. Du bist auch mit dabei.

Aber ich will dich nicht als "Termin" sehen, sondern als Mensch. Als Individuum.

Ich hatte gestern, nach dem Videoabend, nicht nochmal nachgeschaut und recherchiert. Das ist vielleicht auch gut so. Das bedeutet aber keinen Abstand von der Sache oder das es, das du, mir nichts mehr bedeutest.

Es heißt ja, die Dosis macht das Gift und etwas Abstinenz ist da sicherlich nicht verkehrt.

Ich muss schon aufpassen, dass ich mich nicht in dem Strudel verliere, dem du möglicherweise anheim gefallen bist.

Beim backen gestern kam wieder die Erinnerung an dich. Wie du damals, bei dem simulierten Verkaufsgespräch in der Schulung, versehentlich aus einer Lactoseintoleranz eine Latexallergie gemacht hattest. :D Was haben wir alle gelacht!

Und auch gestern musste ich wieder schmunzeln darüber. Wie auch immer, Zutaten sind noch da und so werde ich heute Abend vielleicht nochmal backen. Extra Latexfrei, nur für dich! ;)

Zurückblickend muss ich wirklich feststellen, dass ich die letzten Tage, nun nicht unordentlich, aber schon etwas nachlässig war. Auf der einen Seite war es gut das ich Zeit für mich hatte, durch den Urlaub und die Ferien. Andererseits ist es genauso gut, wenn nicht sogar besser, dass mich ab morgen der Arbeitsalltag wieder hat und ich entsprechend gefordert werde. Das ist wahrscheinlich mit das beste um eine drohende Lethargie abzuwenden.

Gebraucht werden ist ein wichtiges Zahnrad im Uhrwerk des Lebens. Hattest du das auch? Dieses Gefühl? Oder nicht? Immerhin stand ja dein neuer Job an. Das war etwas, was du dir sehnlichst gewünscht hattest. Eine ordentliche, bessere Arbeit um gutes Geld zu verdienen, nicht mehr abhängig sein zu müssen, auf eigenen, starken Füßen stehen zu können.

Eigentlich auch etwas ganz normales und doch soviel. Jedenfalls für dich. Hatte dich das nicht erfüllt, nicht glücklich und stark gemacht? War das nicht genug? Oder war es eher zuviel, dass du es nicht begreifen, verarbeiten konntest? Hat dich diese einzige Tatsache derart überfordert? Ich wünschte, es gäbe eine Art Tagebuch von dir, um alles, um dich nachvollziehen zu können.

Aber jetzt ist erstmal Zeit für einen Kaffee. :) 2. ;)

Gerade kam alles wieder zurück. Mit voller Wucht. Ich dachte, die letzten Tage wären etwas besser gewesen. Aber es ist immer noch da...

Ironischerweise oder auch zufälligerweise öffnete sich in dem Moment die Wolkendecke und alles wurde von Licht durchflutet. Wie als würdest du mir zulächeln um mir Kraft und Mut zu geben.

Der Gedanke tröstet.

Gerade ist Cindy gekommen. Sie hat den Großen wiedergebracht, das Wochenende ist rum. Die Stimmung war wieder ätzend. Natürlich wieder vor den Kindern. Wahrscheinlich tut sie das absichtlich. Es ist ungerecht, dass Sie da sein darf und nur nervt, während du nicht mehr da sein darfst. Aber andererseits ist wohl auch dieser Gedanke von mir selbst ungerecht. Wer bin ich, dass ich so etwas entscheiden dürfte? Selbst das wünschen eines solchen Wunsches wäre schlichtweg anmaßend. Niemand darf das Schicksal betrügen. Nicht einmal aus den nobelsten Gründen.

Hey Angie, da bin ich wieder. ;) Die Kids schlafen schon längst. Die 3te Maschine ist gleich fertig, eine muss noch, dann bin ich auch schon durch für heute. Natürlich war heute wieder Harry-Potter-Zeit.
Achja, das weißt du ja noch gar nicht. Als du da warst, da hatte ich ja noch vom Delfin Team vorgelesen. Das ist nun schon eine Weile her. Mittlerweile lesen wir abends Harry Potter, wir sind schon bei Band 3 angekommen. Und solange es den beiden noch gefällt, mache ich es gerne. ;)

Wahrscheinlich würdest du dich auch gerne mit hinsetzen und zuhören. Lesen war ja sowieso dein Ding. Das wäre bestimmt toll. Toll gewesen.

Den ganzen Abend höre ich nun schon Bring me to Life von Evanescence. Das war auch eines deiner Lieblingslieder. Du wolltest es mir immer mal auf dem Klavier vorspielen...

Ich hätte es so gerne gehört...

Das Lied ist wunderschön. So wie du. Und es beschreibt auch irgendwie die letzten beiden Jahre. Sind wir damit schon wieder bei den selbsterfüllenden Prophezeiungen?

Die Wäsche und alles andere ist erledigt. Für heute. Es ist schon halb 12. 23:31 um genau zu sein. Scheinbar komme ich dieses Mal vor Mitternacht ins Bett. Morgen muss ich ja wieder früh raus.

Also bleibt mir nur die Kerze zu löschen. Mal sehen wie diese Nacht wird. Und der Morgen danach.

Ich wünsche dir liebe Angie, wie immer, eine gute Nacht und schöne Träume. Wir lesen uns morgen wieder.

Ich habe dich sehr lieb Angie.

Schlaf gut.

Bis morgen.